Bafin: Banken können Corona-Krise mit Blessuren überstehen

dpa Frankfurt/Main. Eine neue Bankenkrise sehen Deutschlands Aufseher nicht heraufziehen. Doch die Probleme der Institute werden durch die wirtschaftlichen Verwerfungen der Corona-Pandemie nicht kleiner.

Anzeichen für eine neue Finanzkrise sieht die Bafin aktuell nicht - trotz der massiven wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Anzeichen für eine neue Finanzkrise sieht die Bafin aktuell nicht - trotz der massiven wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Die Corona-Krise wird Deutschlands Banken nach Einschätzung der Finanzaufsicht Bafin nicht aus der Spur werfen.

„Der Bankensektor hat das Zeug, die Krise zu überstehen - wenn auch mit einigen Blessuren“, sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Felix Hufeld bei der telefonischen Jahrespressekonferenz der Behörde.

Bei der Vorsorge für mögliche Kreditausfälle sei jedoch „das Ende der Fahnenstange“ noch nicht erreicht, sagte Hufeld. „Auch die milliardenschweren Hilfspakete für die Realwirtschaft werden nicht vollständig verhindern können, dass in den kommenden Wochen, Monaten und vielleicht Jahren Kreditnehmer ausfallen.“

Der oberste Bankenaufseher der Bafin, Raimund Röseler, erklärte: „Noch ist Corona nicht so richtig schlagend geworden in den Bilanzen der Banken. Deswegen haben wir auch nur sehr wenige Institute, die coronabedingt existenzielle Probleme haben.“ Auch Röseler rechnet mit steigender Risikovorsorge: „Grosso modo werden wir im nächsten Quartal deutlich steigenden Wertberichtigungsbedarf sehen.“

Anzeichen für eine neue Finanzkrise sieht die Bafin aktuell nicht - trotz der massiven wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. „Immer wieder wird die Frage laut, ob nun eine Systemkrise drohe.

Aus heutiger Sicht nicht“, sagte Hufeld. Seit der Finanzkrise 2008/2009 sei das Finanzsystem deutlich stabiler geworden. „Wir haben mehr Stabilität im Bankensystem, denn wir haben mehr und besseres Kapital“, bekräftigte Hufeld. Auch die Versicherungsbranche sei „alles in allem widerstandsfähig, obwohl auch sie seit Jahren zu kämpfen hat“.

Am stärksten dürften von der aktuellen Krise nach Bafin-Einschätzung Geldhäuser betroffen sein, die ohnehin unter Ertragsschwäche, Niedrigzinsen und digitaler Konkurrenz leiden. „Die Krise verschärft die Probleme, die die Banken vorher schon hatten“, sagte Hufeld. „Die erforderliche Überprüfung von Geschäftsmodellen geht nicht weg durch Corona.“

Derzeit profitiert die Kreditwirtschaft auch davon, dass Aufseher - sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene - vorübergehend bestimmte Vorgaben gelockert haben. So erlaubt zum Beispiel die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) Geldhäusern im Euroraum, zeitlich begrenzt die sonst gültigen Vorgaben für Kapital- und Liquiditätspuffer zu unterschreiten. Außerdem bekommen die Institute mehr Zeit bei der Umsetzung verschärfter Kapitalregeln.

„Nach der Krise werden wir zur aufsichtlichen Normalität zurückkehren - in angemessener Zeit und Schritt für Schritt“, kündigte Hufeld an. Es sei im Moment allerdings unmöglich, einen festen Zeitplan dafür festzulegen. Wichtig sei den Aufsehern die Betonung des Prinzips, „dass das, was unter Krisenbedingungen jetzt geboten ist, nicht zu verwechseln ist mit einem Dauerzustand“, sagte Hufeld.

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Erstellt:
12. Mai 2020, 11:50 Uhr

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