Bahntunnel und Tiefbahnhof für das Nadelöhr Frankfurt

dpa Frankfurt/Main. Ein milliardenschweres Bauvorhaben in Frankfurt soll den Zugverkehr ein großes Stück voranbringen. Die Mainmetropole erhält einen neuen Tiefbahnhof und einen zehn Kilometer langen Bahntunnel.

Als Kopfbahnhof verursacht der Frankfurter Hauptbahnhof bislang häufig Verspätungen mit bundesweiten Auswirkungen. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Als Kopfbahnhof verursacht der Frankfurter Hauptbahnhof bislang häufig Verspätungen mit bundesweiten Auswirkungen. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Das Vorhaben ist gewaltig: Ein rund zehn Kilometer langer Tunnel soll unter die Frankfurter City gebohrt werden, damit Fernzüge schneller den Hauptbahnhof erreichen.

Dort entsteht ein neuer Tiefbahnhof. Rund 3,6 Milliarden Euro investiert der Bund nach bisherigem Stand in das Bauprojekt, dessen Details am Montag vorgestellt wurden. Fragen und Antworten dazu:

Welchem Zweck dienen Tunnel und Tiefbahnhof?

Der Frankfurter Hauptbahnhof ist mit fast einer halben Million Umsteiger - zumindest ist dies der Stand vor der Corona-Pandemie - ein zentraler Knoten im Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn. Er gilt als chronisch überlastet. In dem Kopfbahnhof verlieren die Züge wertvolle Zeit, weil sie die Richtung wechseln müssen. Hinzu kommt die bislang aufwendige Fahrt der Züge durch den Süden der Stadt und über zwei Mainbrücken, um aus dem Osten zum Hauptbahnhof zu gelangen. Auch der wachsende Regionalverkehr hat nicht mehr genug Platz in dem Bau aus dem Jahr 1888.

Welchen Verlauf soll der Tunnel nehmen?

Zum Einsatz kommen soll eine Tunnelbohrmaschine, die die Röhre im Westen des Hauptbahnhofs bis unter den südlichen Teil des Gebäudes gräbt. Dort soll der neue Tiefbahnhof mit vier Gleisen entstehen, 35 Meter unter der Erde. Die Röhre soll dann teils unter dem Main bis zu einem Kreuzungspunkt führen und sich in einen südlichen und nördlichen Zweig aufspalten. So soll sie mit den beiden südlich und nördlich des Mains nach Hanau verlaufenen Bahnstrecken verbunden werden. Der exakte Verlauf ist Teil der nun beginnenden Planungen.

Ist Widerstand zu erwarten?

2001 war das heftig diskutierte Vorhaben „Frankfurt 21“ zu den Akten gelegt worden - ähnlich wie in Stuttgart sollte der Kopfbahnhof damals durch einen Tiefbahnhof ersetzt werden. Dass sich das aktuelle Vorhaben davon unterscheidet, wurde am Montag bei der Vorstellung mehrmals und von verschiedenen Seiten betont. Das Vorbild liege nicht im Südwesten Deutschlands, sondern in Zürich, wo unter dem Kopfbahnhof ein zusätzlicher Tiefbahnhof entstanden ist - mit sehr guter Wirkung auf den Zugverkehr, wie auch der Fahrgastverband Pro Bahn betont. Zusammen mit weiteren Verbänden und Vereinen hat sich Pro Bahn in einer Resolution für das Vorhaben ausgesprochen. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gehört dazu. Dies vermindert zwar die Wahrscheinlichkeit, dass sich Protest gegen das Vorhaben formiert - möglich ist dies aber weiterhin, auch wenn Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) nicht damit rechnet.

Wann werden die ersten Züge rollen?

Das hängt davon ab, wie rasch die Planungs- und Genehmigungsphase beendet wird. Die Bahn nennt 2030 als möglichen Baubeginn und rechnet mit einer zehnjährigen Bauzeit. Der Bund will, dass möglichst Mitte der 2020er Jahre begonnen wird - dann könnten schon 2035 die ersten Züge rollen. Zürich brauchte 17 Jahre von der ersten Idee bis zur Fertigstellung, wie der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) anmerkte. Klar ist: Schon kleinere Bauprojekte verzögern sich oft wegen zuvor nicht absehbarer Hindernisse um Jahre. So wies der OB Feldmann auf die zahlreichen Funde von Fliegerbomben hin, die es in der Stadt zuletzt bei Bauarbeiten gab.

Was ist zu Auswirkungen der Baumaßnahmen bekannt?

Sie sollen so gering wie möglich gehalten werden, hieß es bei der Vorstellung. Details waren dazu unter Berufung auf das frühe Planungsstadium zunächst nicht zu erfahren. Auswirkungen auf den Zugverkehr sind jedenfalls zu erwarten. Zudem finden die oberirdischen Baumaßnahmen nicht im luftleeren Raum statt. Mögliche Auswirkungen auf Anwohner würden untersucht, ebenso wie Auswirkungen auf Natur und Umwelt, heißt es dazu auf der Projekt-Homepage. Nötig seien auch weitere Baumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Vorhaben, etwa am Hauptbahnhof und am Südbahnhof. Andere Bauprojekte, wie etwa die nordmainische S-Bahn oder der Umbau der B-Ebene am Hauptbahnhof, sollen unvermindert weitergehen.

© dpa-infocom, dpa:210628-99-168686/6

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Erstellt:
28. Juni 2021, 17:48 Uhr

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