Luft- und Raumfahrt

Bald kommen Raketentriebwerke aus Lampoldshausen

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt stärkt durch Triebwerk-Fertigung die Stellung Europas in der Raumfahrt. Ein Erfolg für Baden-Württemberg. 

Eine Ariane-Rakete startet vom Raumhafen Kouru in Südamerika.

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Eine Ariane-Rakete startet vom Raumhafen Kouru in Südamerika.

Von Ulrich Schreyer

In Lampoldshausen bei Heilbronn werden künftig auch Triebwerke für die Ariane 6-Raketen hergestellt. Bisher wurden auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) lediglich Triebwerke getestet. „Aus unserer Sicht ist das eine tolle Entscheidung“, meint Professor Rolf-Jürgen Ahlers, der Vorsitzende des Forum Luft- und Raumfahrt in Baden-Württemberg. Die Produktion des Triebwerks für die Oberstufe der Ariane 6-Rakete mit dem Namen Vinci wird aus dem französischen Vernon nach Lampoldshausen verlagert. Der Einbau des Triebwerks in die Rakete findet weiterhin in Bremen statt.

Die Auftragsbücher für die Ariane 6 sind voll

Auf dem Gelände des DLR wird für die Montage des Triebwerks ein neues Produktionsgebäude der Ariane Group hochgezogen. Mit den ersten Erdarbeiten wurde bereits begonnen. „Der Bau soll im Sommer 2026 abgeschlossen sein“, sagt Jens Franzeck, einer der beiden Geschäftsführer der der Ariane Group Deutschland. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll die schrittweise Verlagerung der Vinci-Produktion abgeschlossen sein. Nach den Angaben von Franzeck wird eine niedrige zweistellige Zahl von hoch qualifizierten Arbeitsplätzen entstehen. Bis jetzt beschäftigt die Ariane Group auf dem DLR-Areal bereits 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Die Auftragsbücher für die Ariane 6 sind sehr voll“, berichtet Franzeck.

Mit der Entscheidung für die Montage des Triebwerkes „wird auch der Standort Lampoldshausen finanziell abgesichert“, meint Walther Pelzer, Vorstandsmitglied der DLR. Eine Investitionssumme wird nicht genannt. Das Geld kommt von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Ihren ersten Flug hat die Ariane 6 im vergangenen Jahr absolviert. Anfang November soll die nächste Rakete vom Europäischen Weltraumbahnhof im südamerikanischen Kouru abheben. Bis 2027 sollen zehn Starts im Jahr erreicht werden. In Lampoldshausen könnten nach den Angaben von Ariane künftig dafür jedes Jahr bis zu zwölf Vinci-Triebwerke produziert werden.

Die oberste Stufe der Ariane-Raketen heißt Vinci

Die Oberstufe der Rakete wird in einer Höhe von 270 Kilometern gezündet. Dann wird diese von der Rakete abgekoppelt. Sie sorgt für die zusätzliche Geschwindigkeit, die nötig ist, um Nutzlasten wie Satelliten freizusetzen. Im Weltraum kann das Triebwerk mehrfach gezündet werden, um die Nutzlasten an unterschiedlichen Stellen zu platzieren. Später wird die Oberstufe auf eine abgelegene Umlaufbahn gebracht. Sie kann aber auch in die Erdatmosphäre zurückfliegen, wo sie dann verglüht.

Die Ariane Group ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Airbus und dem französischen Technologiekonzern Safran und beschäftigt in beiden Ländern zusammen 8300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr wurde ein Umsatz von 2,5 Milliarden Euro erreicht. Im Bereich Trägerraketen betreibt die Ariane Group über ihre Tochtergesellschaft Arianespace die für die Europäische Raumfahrtagentur ESA entwickelten Raketen Ariane 6 und Vega-C.

Nach Meinung von Pelzer sind die Ariane 6 und der Bau des Vinci-Triebwerks in Lampoldshausen „ein wichtiger Beitrag zu einer größeren Souveränität Europas in der Raumfahrt“. Seinen Angaben zufolge geben die USA dafür mehr als 100 Dollar pro Kopf aus. In Europa, besonders in Deutschland, werden die Ausgaben beträchtlich steigen, aber nicht das Niveau der USA erreichen.

Raumfahrtunternehmen wachsen gegen den Trend kontinuierlich

In Deutschland erreichte die Branche nach den Angaben des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrt (BDLI) im vergangen Jahr einen Umsatz von 52 Milliarden Euro, ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dazu trug die zivile Luftfahrt 39 Milliarden Euro bei, die militärische Luftfahrt zehn Milliarden Euro und die Raumfahrt drei Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten stieg 2024 von rund 115 000 auf 120 000. Dabei handelt es sich um Beschäftigte in der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie in der Forschung und Entwicklung. Das Personal der Fluggesellschaften und auf den Flughäfen ist in dieser Zahl nicht enthalten.

„Unsere Unternehmen wachsen entgegen dem allgemeinen Trend kontinuierlich“, meint BDLI-Präsident Michael Schöllhorn. In Baden-Württemberg sorgen 16 000 Beschäftigte für einen Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro. Nach Meinung der Landesregierung gehört der Südwesten zu den wichtigsten Standorten der Branche. „Es ist ein Erfolg für Baden-Württemberg, dass wir es geschafft haben, Vinci nach Lampoldshausen zu bekommen“, findet Ahlers, „der Umsatz in der Luft- und Raumfahrt wird in den nächsten Jahren enorm steigen“.

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Erstellt:
26. Oktober 2025, 15:30 Uhr

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