Volker Geyer
Beamtenbund-Chef gegen längere Arbeitszeiten je nach Beruf
Haben Staatsdiener eine längere Lebenserwartung und könnten deshalb fünf Jahre länger arbeiten? Das Pestel-Institut stößt auf Widerspruch.

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Auch bei der Polizei ist man über den Vorschlag des Pestel-Instituts verärgert.
Von Michael Maier/AFP
Der Chef des Beamtenbundes Volker Geyer hat den Vorschlag einer Sozialreform inklusive längerer Arbeitszeiten für Beamte scharf kritisiert. "Wollen wir jetzt wirklich anfangen, die durchschnittlichen Lebenserwartungen bestimmter Berufs- oder Statusgruppen in die Debatte um die sozialen Sicherungssysteme einzuführen?“ – so Geyer in einer Zeit, in der sich der öffentliche Dienst von der Arbeitgeberseite ohnehin schon vor den Kopf gestoßen fühlt.
„Vor solchen Diskussionen kann ich nur warnen“, sagte Geyer der Zeitung "Augsburger Allgemeine" (Montag). Das Forschungsinstitut Pestel hatte sich am Freitag für eine Sozialreform bei den Renten und Pensionen ausgesprochen und dabei eine längere Arbeitszeit von Beamtinnen und Beamten vorgeschlagen.
Geyer: eigene Altersgrenzen für Nichtraucher und Hauptschüler?
"Beamte, Arbeitnehmende, Selbstständige, Männer, Frauen, Akademiker, Hauptschüler, Raucher, Nichtraucher – jeder Gruppe eine eigene Altersgrenze?", fragte Verbandschef Geyer und bezeichnete die Idee als "absurd".
Um die Altersversorgung in Deutschland bezahlbarer und gerechter zu machen, müssten Beamte laut dem Vorschlag des Forschungsinstitut im niedersächsischen Sarstedt künftig fünfeinhalb Jahre länger arbeiten als Angestellte. Es begründete diesen Schritt mit der "überdurchschnittlich langen Lebenserwartung" von Beamten.
Beamte sollen fünf Jahre länger arbeiten
"Wenn wir über eine längere Lebensarbeitszeit reden, dann sollten vor allem die Menschen länger arbeiten, die eine höhere Lebenserwartung aufweisen", heißt es in der Studie. Das seien statistisch gesehen Beamtinnen und Beamte, die zudem über einen deutlich längeren Zeitraum Pensionen bezögen als Arbeiter. Diese Aspekte würden aber in der bisherigen Rentendiskussion "kaum oder gar nicht berücksichtigt", kritisierte das Institut.
Polizeigewerkschaft GdP wehrt sich
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) lehnte den Vorschlag "rundherum ab". Auf der Website der GdP heißt es, es sei "falsch, pauschal anzunehmen, dass Beamte deutlich länger leben als andere Beschäftigte".
Das Pestel-Institut versteht sich als Forschungsinstitut und Dienstleister für Kommunen, Unternehmen und Verbände. Es erstellt Studien unter anderem zu den Themen Wohnungsmarkt, Klimaschutz und Regionalwirtschaft.