Bei der Jugendarbeitslosigkeit auf der Sonnenseite

Im Rems-Murr-Kreis haben nur 2,7 Prozent der jungen Menschen unter 25 Jahren keine Beschäftigung oder Ausbildungsstelle

Von Teja Banzhaf

BACKNANG/WAIBLINGEN. Jugendliche ohne Job? In Deutschland ist das im Vergleich zu anderen Ländern der Europäischen Union kein massives Problem. Eher finden sich hier zu wenig Jugendliche für die vorhandenen Ausbildungsplätze. Und wer eine Ausbildung hat, hat auch meistens einen Job.

Im Jahr 2017 waren 5,1 Prozent der Jugendlichen unter 24 Jahren arbeitslos. Diese Quote weist das Statistische Bundesamt im Regionalatlas aus, in dem die Lebensverhältnisse in der Republik verglichen werden. Damit ging der bundesweite Wert gegenüber dem Vorjahr noch einmal um 0,2 Prozentpunkte zurück.

Der Rems-Murr-Kreis ist in diesem Vergleich aktuell mit einer Quote von 2,7 Prozent der Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren vertreten, die im Jahresdurchschnitt arbeitslos gemeldet waren. In einer Bundesliga der Jugendlichen-Vollbeschäftigung erreichte zuletzt der bayerische Kreis Erding mit 1,4 Prozent den besten Wert und Spitzenplatz, Schlusslicht war der Kreis Uckermark (Brandenburg) mit der mehr als zehnfach höheren Quote von 16,6 Prozent. Der Rems-Murr-Kreis liegt in dieser Bundesliga auf Platz 84 von 401 ausgewerteten Städten und Kreisen.

Europäische und deutsche Statistiken weichen voneinander ab

Für den europaweiten Vergleich liefert das Europäische Statistikamt für Deutschland für 2017 eine Jugendarbeitslosigkeit von 6,8 Prozent. Das ist zwar aufgrund anderer Berechnungsgrundlagen ein etwas höherer Wert als der vom Statistischen Bundesamt ermittelte, aber an der Spitzenposition von Deutschland als Ganzem ändert das nichts. Hohe Jugendarbeitslosenquoten wurden unter anderem für Spanien (38,6 Prozent), Italien (34,7 Prozent), Frankreich (22,3) und Finnland (20,1 Prozent) registriert.

Lokal gehen aber auch in Deutschland wie in der EU die Quoten weit auseinander: Zu den Gebieten, die – statistisch betrachtet – besonders auf der Sonnenseite stehen, gehört der Rems-Murr-Kreis. Hier ist die Jugendarbeitslosigkeit noch niedriger als im Bundesdurchschnitt. Baden-Württemberg insgesamt liegt bei einer Quote von 2,8 Prozent verglichen zu 5,1 Prozent im Bund.

Unterm Strich haben sich im Rems-Murr-Kreis die Quoten seit 2011 folgendermaßen entwickelt: Damals waren noch 2,5 Prozent der unter 25-Jährigen arbeitslos gemeldet gewesen, wie aus den Zahlen des Statistischen Bundesamts hervorgeht. 2012 waren es 2,6 Prozent. Im Jahr darauf 2,7 Prozent. 2014 hieß die Jahresquote 2,5 Prozent, gefolgt von 2,5 Prozent im Jahr 2015 und 2,7 Prozent 2016. Mit den im Jahr 2017 erreichten 2,7 Prozent lag die Quote im Rems-Murr-Kreis zuletzt 0,2 Prozentpunkte höher als im Jahr 2011. Bezogen auf ganz Deutschland hat sich die Jugendarbeitslosigkeit in diesem Zeitraum um 0,8 Prozentpunkte von 5,9 auf 5,1 Prozent verringert.

Mit dem Start ins neue Ausbildungsjahr werden alljährlich vor allem im Süden Deutschlands die Klagen über fehlende Azubis laut. Im Prinzip kein Problem: Uckermärker oder generell junge Menschen aus lehrlingsreichen in lehrlingsklamme Regionen zu locken, das funktioniert rein rechnerisch überall in der Republik.

In der Praxis geht die Rechnung aber nicht auf. Denn die freien Lehrstellen sind nicht immer die attraktivsten oder einträglichsten. In die Ferne schweifen heißt zudem, eine (bezahlbare) Wohnung finden. Aber Lehrlingsgehälter geben die geforderten Mieten eher nicht her. Da ist Hotel Mama nicht zu schlagen.

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Erstellt:
10. August 2018, 06:00 Uhr

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