Trauer in Frankreich: Chanson-Legende Gréco ist tot

dpa Paris. Mit Chansons wie „L'accordéon“ und „Déshabillez-moi" wurde sie weltberühmt - Juliette Gréco verkörperte Anmut und Wehmut zugleich. Nach ihrem Tod zollen ihr Wegbegleiter und Größen der Politik nun Tribut.

Beim letzten Konzert auf ihrer Abschiedstournee steht Juliette Gréco am 27. November 2015 in Frankfurt am Main auf der Bühne der Alten Oper. Foto: picture alliance / dpa

Beim letzten Konzert auf ihrer Abschiedstournee steht Juliette Gréco am 27. November 2015 in Frankfurt am Main auf der Bühne der Alten Oper. Foto: picture alliance / dpa

Sie war die Lady in Black und Grande Dame des französischen Chansons: Juliette Gréco hat sich im Alter von 93 Jahren von der Welt der Musik für immer verabschiedet. Nach ihrem Tod gedenken Politiker und Künstler der Französin.

Gréco sei Eleganz und Freiheit gewesen, schrieb Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron auf Twitter. „Ihr Gesicht und ihre Stimme werden unser Leben weiterhin begleiten.“ Die „Muse von Saint-Germain-des-Prés“ sei unsterblich, schrieb Macron.

Die französische Sängerin starb am Mittwoch in ihrem Haus in Ramatuelle in Südfrankreich, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Familie zuvor berichtete. Der Nachwelt hinterlässt sie Hunderte von Liedern und Interpretationen, darunter „Sous le ciel de Paris“ oder „Deshabillez-moi“.

Gréco wurde von Größen der Politik betrauert: Eine große Künstlerin sei mit Gréco gegangen, schrieb Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi auf Twitter. In Saint-German-des-Prés werde es nun kein Danach mehr geben, schrieb er in Hinblick auf das Lied „Il n'y a plus d'après“ (auf Deutsch etwa: „Es gibt kein Danach“), geschrieben von Guy Béart und vorgetragen von Gréco.

Gréco habe für die Freiheit gesungen, schrieb Frankreichs ehemaliger Präsident François Hollande auf Twitter. Sie habe die größten Rollen verkörpert und die Entwicklungen der französischen Gesellschaft immer begleitet. Die wiedererkennbare Stimme Grécos werde schmerzlich vermisst werden, schrieb die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo ebenfalls auf Twitter. Sie nannte Gréco eine Pariser Ikone.

Der französische Philosoph und Existenzialist Jean-Paul Sartre hatte Gréco in einer Kellerbar in Saint-Germain-des-Prés entdeckt, dem Pariser Intellektuellenviertel in den 50er Jahren. Durch ihn wurde sie auch in die künstlerisch-intellektuelle Elite der damaligen Zeit eingeführt. So wie sie kleidete sich Gréco schwarz. Blasses Gesicht, schwarze Haare und schwarze Kleider: Diesem Stil blieb Gréco ihr ganzes Leben lang treu. Die Muse von Saint-Germain-des-Prés und Lady in Black wurde die zierliche Diva deshalb auch gerne genannt.

Gréco wurde am 7. Februar 1927 im französischen Montpellier geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie größtenteils bei der Großmutter und in einem Kloster, denn ihren Vater kannte sie kaum, und ihre Mutter war während des Zweiten Weltkrieges in den Widerstand getreten. Obwohl ihre Mutter und Schwester Opfer der Gestapo waren, trat sie als eine der ersten französischen Sängerinnen 1959 im Nachkriegsdeutschland auf.

Ihren Abschied von der Musikwelt hatte sie gut vorbereitet. Mit einer Tournee, die sie 2015 begann, bedankte sie sich bei ihren treuen Fans. Man müsse wissen, wann der Zeitpunkt gekommen sei, aufzuhören, sagte sie. Sie singe seit 65 Jahren, das sei ein langes Arbeitsleben. Ihre Abschiedstournee „Merci“ hatte sie auch nach Deutschland geführt.

© dpa-infocom, dpa:200923-99-682552/6

Juliette Gréco im Jahr 1973. in der Kölner Sporthalle. Entdeckt hatte sie einst der französische Philosoph Jean-Paul Sartre in einer Kellerbar in Saint-Germain-des-Prés. Foto: Hannes Hemann/dpa

Juliette Gréco im Jahr 1973. in der Kölner Sporthalle. Entdeckt hatte sie einst der französische Philosoph Jean-Paul Sartre in einer Kellerbar in Saint-Germain-des-Prés. Foto: Hannes Hemann/dpa

Die französische Sängerin und Schauspielerin Juliette Gréco auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2012. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Die französische Sängerin und Schauspielerin Juliette Gréco auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2012. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

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Erstellt:
23. September 2020, 19:56 Uhr

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