Berufsschullehrer ächzen unter Mehrbelastung durch Corona

dpa/lsw Stuttgart. Innovationen und Digitalisierung bekommt man nicht zum Nulltarif. Das unterstreichen die Berufsschullehrer. Ihr Verband verlangt Hunderte Stellen mehr.

Zwei von drei Berufsschullehrern leiden nach Angaben ihres Verbandes (BLV) wegen des coronabedingten Wechsel- und Fernunterrichts unter einer deutlich gestiegenen Arbeitsbelastung. Das sind 15 Prozent mehr als im April vergangenen Jahres, wie der BLV mit Hinweis auf Befragungen von 3000 Lehrern im April 2020 und von 2800 im Februar dieses Jahres mitteilte. Und 90 Prozent der aktuell Befragten gaben zumindest einen gestiegenen Aufwand an. Der BLV sprach am Montag von erschreckenden Ergebnissen.

Am Rande der Belastbarkeit seien insbesondere die Schulleitungen und ihre Teams. Sie ächzten unter erheblich gestiegenem Verwaltungsaufwand: Kontaktlisten müssten erstellt, Unterricht und Abschlussprüfungen neu geplant, die Infos zu den immer neuen Corona-Regeln an die Lehrer weitergegeben werden. Deshalb müssten die Schulleiter noch stärker von der Unterrichtsverpflichtung befreit werden.

Als positiv verzeichnet der Verband, dass deutlich mehr Schülerinnen und Schüler im Fernunterricht erreicht würden als im ersten Lockdown des vergangenen Jahres. Noch knapp sechs Prozent nähmen kaum bis gar nicht am Fernunterricht teil. „Das ist ein extrem guter Wert“, sagte Verbandschef Thomas Speck.

Speck warnte vor den Folgen einer weiteren Unterfinanzierung der beruflichen Bildung. In der nächsten Legislaturperiode müsse dringend mehr investiert werden. „Alles andere gefährdet die Zukunftschancen der Schüler und den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg.“

Sein Verband fordert über 500 neue Stellen, um Unterrichtsdefizite abzubauen sowie Digitalisierung und Innovationen voranzutreiben und dabei Netzwerke mit den kooperierenden Betrieben zu knüpfen. Mittels eines Stufenplans könnten in den kommenden fünf Jahren neue Stellen freigegeben werden.

© dpa-infocom, dpa:210308-99-737998/3

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Erstellt:
8. März 2021, 15:39 Uhr

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