Berufsverbot für Arzt wegen mutmaßlich falscher Impfungen

dpa/lby Nürnberg. Ohne sie in Wirklichkeit gegen Corona geimpft zu haben, soll ein Hausarzt in Schwaben Hunderten Menschen Impfbescheinigungen ausgestellt haben. Seinem Beruf darf er deswegen vorerst nicht mehr nachgehen. Die Aufarbeitung des Falls ist damit aber noch nicht zu Ende.

Eine Flüssigkeit tropft aus der Kanüle einer Spritze. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Illustration

Eine Flüssigkeit tropft aus der Kanüle einer Spritze. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Illustration

Wegen hunderter mutmaßlich falscher Corona-Impfungen darf ein Hausarzt aus Nordschwaben vorerst seinem Beruf nicht mehr nachgehen. Das Amtsgericht Nürnberg habe gegen den Mann ein vorläufiges Berufsverbot verhängt, weil er Patienten zwischen Mitte April und Ende September Impfungen vorgetäuscht haben soll, teilte die Zentralstelle zur Bekämpfung von Kriminalität im Gesundheitswesen bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg am Donnerstag mit. Das Amtsgericht gehe davon aus, dass der Mediziner damit grob pflichtwidrig gehandelt habe - und deshalb auch in der noch ausstehenden Hauptverhandlung ein Berufsverbot erhalten werde.

Nach Auffassung der Ermittler soll der Hausarzt durch die mutmaßlich falschen Impfungen und das Vernichten von Impfstoff gleich mehrere Straftaten begangen haben: vorsätzliche Körperverletzung, Sachbeschädigung, Betrug und absichtlich falsche Dokumentation von Schutzimpfungen gegen das Coronavirus.

Die Praxis des Mediziners im Landkreis Donau-Ries ist schon seit Oktober geschlossen. Damals war bekannt geworden, dass er seinen Patienten Impfausweise über Corona-Schutzimpfungen ausgestellt haben könnte, ohne tatsächlich einen Impfstoff gespritzt zu haben. Manche Betroffene seien nur für einen Stempel im Impfbuch in die Praxis gegangen. Andere seien davon ausgegangen, korrekt geimpft worden zu sein, obwohl dies wohl nicht der Fall gewesen sei.

Knapp 300 Menschen ließen sich in der Folge nach Angaben des Landratsamts in Donauwörth auf Covid-19-Antikörper testen. Bei etwa zwei Dritteln fiel der Test negativ aus: Die Betroffenen hatten keinen ausreichenden Impfschutz gegen das Coronavirus.

Unabhängig von der Entscheidung in Nürnberg ermittelt die Kriminalpolizei in Dillingen weiter zu den mutmaßlich falschen Impfungen. An der Ermittlungsgruppe sind nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg elf Polizisten beteiligt.

© dpa-infocom, dpa:211118-99-50132/3

Zum Artikel

Erstellt:
18. November 2021, 16:29 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!