Aufregung im Salzkammergut

Besitzerin vom Mondsee kündigt allen Pächtern

Die Erbin des Mondsees im Salzkammergut hat allen Pächtern gekündigt. Betroffen sind Hunderte Stege und Bootshäuser. Was will die Gräfin?

Der Mondsee gehört zu den beliebtesten Urlaubsregionen im Salzkammergut.

© Imago/Volker Preußer

Der Mondsee gehört zu den beliebtesten Urlaubsregionen im Salzkammergut.

Von Markus Brauer

In Österreich gibt es mehr als 25.000 stehende Gewässer, die als Seen, Lacken, Klein- und Auwässer oder künstliche Gewässer wie Baggerseen und Teiche klassifiziert werden. Rund 2140 dieser Gewässer haben eine Fläche von mehr als 1 Hektar.

Mit 14 Quadratkilometern gehört der Mondsee zu den größten Seen im oberösterreichischen Salzkammergut. Die Marktgemeinde Mondsee, zu welcher der See gehört, liegt auf 493Metern im Hausruckviertel. Die Gesamtfläche beträgt 16,4 Quadratkilometer, wobei 83 Prozent der See einnimmt.

Mondsee ist komplett in Privatbesitz

Da die Gemeindegrenze nicht genau am Ufer verläuft, gibt es Hunderte kleinerer Uferparzelle innerhalb der Gemeinde Mondsee. Der Großteil dieser Grundstücke wird nur als Seezugang genutzt. Nur vereinzelt sind diese Parzellen mit Wohnhäusern bebaut.

Der Mondsee selbst ist einer der wenigen großen Seen in der Alpenrepublik, der sich vollständig in Privatbesitz befindet. Die Eigentümerin Anna Mathyl hat allen Pächtern, die bislang Stege, Bojen oder Hütten am Seeufer nutzten, jetzt gekündigt.

Geschenk von Kaiser Napoleon

Wie kam es dazu? Im Jahr 1809 schenkte der französische Kaiser Napoleon Bonaparte das ehemalige Kloster mitsamt See dem bayerischen Feldmarschall Carl Philipp von Wrede und seiner Familie.

Im Frühjahr 2024 wechselte das Kleinod die Besitzerin und ging auf Anna Mathyl über, die nun von einem gesetzlichen Sonderkündigungsrecht Gebrauch macht. In einem Schreiben an die bisherigen Nutzer schreibt die Gräfin: „Private oder kommerzielle Nutzungen des Mondsees, für die keine ausdrückliche gesetzliche oder schriftliche Erlaubnis von mir als See-Eigentümerin vorliegt, sind untersagt.“

1Da Adelstitel in Österreich verboten sind, es sich bei Anna Mathyl aber tatsächlich um eine waschechte Gräfin handelt, darf sie nur privat so angeredet werden. Die 48-Jährige ist die Tochter von Nicolette Waechter, geborene Almeida, die den See von 1977 bis 2024 besaß. Die Familie hält seit dem 19. Jahrhundert das Eigentum an der sogenannten „Wanne“, also dem Gelände unterhalb des Sees.

Gräfin will mehr Geld von Pächtern

Der Grund, warum die neue Besitzerin kündigt, ist klar: Sie will bei den Pächtern deutliche Preissteigerungen durchdrücken. Anna Mathyl bietet an, über neue Vereinbarungen mit der Seeverwaltung Mondsee zu verhandeln.

Von dem Basta-Ukas sind über 150 Bojen sowie Hunderte Stege und Bootshäuser, die im Seegrund verankert sind. Die bisherigen Vereinbarungen werden aufgehoben, die Pächter schauen ins Trübe. Wer sich erneut bei der Seeverwaltung meldet und eine neue Zustimmung erhält, kann allerdings auf eine weitere Nutzung hoffen.

Bürgermeister Josef Wendtner von der Gemeinde St. Lorenz versucht die Wogen zu glätten. Ungeachtet des Besitzerwechsels bleibe das Wasserrecht klar geregelt. „Baden, Segeln, Tauchen, Surfen oder Bootfahren bleiben erlaubt.“ Die Wasseroberfläche unterliege dem „Gemeingebrauch“.

Bürgermeister Josef Wendtner geht davon aus, dass es sich um eine niedrige dreistellige Zahl an Pachtverträgen handelt. Diese Einrichtungen müssen bei fehlender Einigung mit der Eigentümerin möglicherweise abgebaut und entfernt werden.

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Erstellt:
31. Juli 2025, 21:30 Uhr

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