Besondere Baumaschine stabilisiert Schulgebäude in Sulzbach

Zurzeit laufen Sanierungsarbeiten an der Sulzbacher Gemeinschaftsschule: Wegen Rissen im Klassenzimmerbau wird deren Untergrund mit Füllbinder nachverdichtet. Die Sanierung und Erweiterung der Lehrer-WC-Anlage folgt nach den Sommerferien.

Ortsbauamtsmitarbeiter Martin Hübl (von rechts), Bürgermeister Dieter Zahn, dessen Stellvertreterin Edelgard Löffler, Gemeinderat Ulrich Boitin, Vorarbeiter Tobias Windhager und PST-Mitarbeiter Florian Petersen bei der Baustellenbesichtigung. Foto: Elisabeth Klaper

Ortsbauamtsmitarbeiter Martin Hübl (von rechts), Bürgermeister Dieter Zahn, dessen Stellvertreterin Edelgard Löffler, Gemeinderat Ulrich Boitin, Vorarbeiter Tobias Windhager und PST-Mitarbeiter Florian Petersen bei der Baustellenbesichtigung. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Sulzbach an der Murr. Ein Teil des Pausenhofs der Gemeinschaftsschule, die 1966 am Rand der Murrtalaue in Sulzbach an der Murr erbaut wurde, ist seit Montag eine Baustelle. Vor dem Klassenzimmerbau, der den Mittelteil der Schule bildet, stehen ein Bagger mit Greifer und eine große, hochkomplexe Spezialtiefbaumaschine für die aufwendige Nachverdichtung des Untergrunds. „Die Arbeiten hätten schon früher beginnen sollen“, erklärt Bürgermeister Dieter Zahn bei einer Baustellenbesichtigung. Wegen Coronainfektionen bei Mitarbeitern des beauftragten Spezialtiefbauunternehmens verschob sich der Baustart.

„Schon seit einigen Jahren haben sich Risse im Millimeterbereich an mehreren Stellen im Klassenzimmerbau gebildet“, nennt der technische Ortsbauamtsmitarbeiter Martin Hübl den Grund für die Arbeiten. Um die Ursache für die Rissbildung festzustellen, nahmen Hübl, Statiker Georg Exner von der Asperger IGB Ingenieurgesellschaft Bau und der Diplomgeologe Harald Voigtmann vom Winnender Ingenieurbüro Voigtmann umfangreiche Bodenuntersuchungen im gesamten Gebäudebereich von Gemeinschafts- und Grundschule vor.

Durch das Nachverdichtungsverfahren bleiben die Gebäude unbehelligt

Dabei stellten Hübl und die Experten fest, dass der Boden unterhalb des Klassenzimmerbaus aus weichem Schluffsedimentmaterial besteht, Auswaschungen und Hohlräume aufweist und stellenweise nicht mehr tragfähig ist. Zur Stabilisierung empfahlen Statiker und Geologen die Nachverdichtung des Untergrunds. Zudem kontrollierte Jürgen Siegel vom Weissacher Vermessungsbüro Siegel und Östermann seit zwei Jahren mithilfe von Gipsmarkern die Setzungen des Gebäudes, berichtet Hübl.

Daraufhin prüften Gemeindeverwaltung und Gemeinderat verschiedene Möglichkeiten, um das Problem zu beheben, und entschieden sich für das Nachverdichtungsverfahren. Denn es bietet zwei Vorteile: „Die Arbeiten können von außen her erfolgen und das Gebäude bleibt weitestgehend unbehelligt“, betont Dieter Zahn.

Spezielle Tiefbaumaschine muss anrücken

Nun wird der Untergrund unter dem Klassenzimmerbau in einem etwa 15 Meter langen Abschnitt nachverdichtet und verfestigt, der an der Außenfassade mit Folien abgedeckt ist. Dafür kommt eine Spezialtiefbaumaschine vom beauftragten erfahrenen Augsburger Unternehmen PST Spezialtiefbau Süd GmbH, Geschäftsstelle Süd-West in Ludwigsburg, zum Einsatz.

Die Bauleitung und Koordination erfolgt durch Diplomingenieur Architekt Jochen Wilfert von der Ludwigsburger Knecht Planungs- und Bauleitungsgesellschaft mbH. Die Nachverdichtungsarbeiten führen PST-Vorarbeiter Tobias Windhager und sein Mitarbeiter Florian Petersen aus. Windhager bedient die Spezialtiefbaumaschine mit komplexer Steuerung aus zahlreichen Hebeln und Schaltern sowie einem hohen Ausleger für verschiedene Aufgaben. Die dazu benötigten Gerätschaften reicht Petersen mit dem Greifarm des Baggers an.

„Wir bohren 30 Meter tief schräg unter das Gebäude und transportieren mithilfe einer Förderschnecke das weiche Material aus dem Untergrund heraus. Diesen verfüllen wir anschließend mit einem Füllbinder, einem speziellen Gemisch aus biologischem Gesteinsmehl und Wasser, das wir in die Bohrlöcher pumpen“, erklärt Windhager. Dazu bohrt die Maschine rund 60 Löcher, von denen das erste bereits 4000 Liter Füllbinder schluckte. „Wie viele Liter es bei den weiteren Löchern sein werden ist unterschiedlich und uns noch nicht bekannt. Ist alles verfüllt, muss das Gemisch aushärten: Es dauert etwa fünf Tage, bis alles fest und stabil ist“, weiß der Vorarbeiter.

Bis zum Ende der Sommerferien sollen die Arbeiten abgeschlossen sein

Die Nachverdichtungs- und Verfestigungsarbeiten werden voraussichtlich bis zu vier Wochen dauern und sollen bis zum Ende der Sommerferien abgeschlossen sein, so der Rathauschef. Anschließend sollen die Sanierung und Erweiterung des Sanitärbereichs für das Lehrerkollegium der Gemeinschaftsschule erfolgen. Bereits zweimal erweiterte die Gemeinde die Schule mit Fach- und Klassenzimmern: Infolge der Vergrößerung durch mehr Klassen und wegen vermehrter Teilzeitarbeit habe sich die Zahl der Lehrkräfte gut verdoppelt, sagt Zahn. Darum ist es nun notwendig, die aktuelle, sehr knappe WC-Anlage fürs Lehrerkollegium auf etwa die doppelte Größe zu erweitern, wofür „noch eine gewisse Vorplanung erforderlich ist“, erläutert Zahn.

Die Kosten für die Sanierungsarbeiten an der Gemeinschaftsschule belaufen sich auf insgesamt rund 850000 Euro: Die Nachverdichtung kostet rund 740000 Euro, die Erweiterung der WC-Anlage rund 110000 Euro. Dafür erhielt die Gemeinde einen Zuschuss von 185000 Euro aus dem Ausgleichstock und sie bekam 399000 Euro aus dem kommunalen Sanierungsfonds Schulen bewilligt. Auch die Gebäudeversicherung der Württembergischen Gemeindeversicherung wird sich mit einem namhaften Betrag beteiligen. Dessen Höhe „steht noch nicht fest, da noch einige Details zu klären sind“, sagt Zahn. Voraussichtlich werde die Gebäudeversicherung aber einen Großteil der Sanierungskosten übernehmen, kündigt der Bürgermeister an.

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Erstellt:
20. August 2022, 06:00 Uhr

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