Beste Noten für Winzer und Weine

Die Besucher kommen beim Weinwandertag der Aspacher Winzer am ersten Septembersonntag auf ihren Geschmack.

An der historischen Torkelkelter Kleinaspach und dem Kelterberg erwartete die Besucher ein tolles Weinerlebnis mit einem vielfältigen Wein-, Sekt- und Speisenangebot.

© Alexander Becher

An der historischen Torkelkelter Kleinaspach und dem Kelterberg erwartete die Besucher ein tolles Weinerlebnis mit einem vielfältigen Wein-, Sekt- und Speisenangebot.

Von Gabriella Lambrecht

ASPACH. Entspannte Atmosphäre, ein farbenfroher Spätsommertag – jung, alt, Familien, Paare, Ruhesuchende und Genießende: Die jährliche Weinwanderung am Kelterberg in der Gemeinde Aspach zieht viele Menschen an diesem ersten Sonntag im September an und bietet vor allem vollen Weingenuss.

Direkt auf der Parkwiese neben der Kelter lässt sich bereits erahnen, dass dies kein einsames Vergnügen sein wird: Am frühen Vormittag ist die Suche nach einer Parkgelegenheit kein Klacks mehr. Die Weinwanderung wird von Jahr zu Jahr beliebter. Joachim Schöffler von der Weingärtnergenossenschaft Aspach bringt es auf den Punkt: „Das Kulturgut Wein ist äußerst gefragt – und zwar bei den 20- bis 30-Jährigen genauso wie bei allen anderen Generationen. Der Trend zum Bier ist mittlerweile überholt. Die Vielfalt der Weine lässt für jeden geschmacklich etwas dabei sein.“

Neben den Klassikern gibt es auch Spezialitäten.

Diese Vielfalt zeigt sich auch auf dem Weinwanderweg: Die Mitglieder der WG Aspach und der selbst vermarktenden Winzereien bieten an diesem Sonntag die volle Vielfalt an Weinen und zeigen damit zugleich, wie erstaunlich viel sie zu bieten haben: Neben den Klassikern Lemberger und Trollinger bietet jede der fünf Stationen besondere Spezialitäten.

Das Weingut Holzwarth etwa hat einen Weißburgunder im Angebot, der in dieser Form einzigartig ist. Jürgen Gruber vom Weingut Gruber hebt seinen Muskattrollinger und den Spätburgunder Weißherbst hervor. Ulrich Wieland, ebenfalls Mitglied der WG Aspach, hat einen zarten „Samtrot“ im Angebot, „ganz sanft im Abgang“, wie er erläutert. Weinbau Schwarz setzt wiederum auch auf Traditionssorten und hat den gut etablierten Spätburgunder im Angebot, der auch bei den Wandernden sehr gefragt ist. Heraus sticht beim Weingut Schwarz auch das Essen: Weißwürste mit Brezen – nicht schwäbisch, aber mit Tradition regional erzeugt und sehr beliebt. „Viele fangen die Tour bei uns an, weil sie erst mal Weißwürste frühstücken wollen“, so Silke Schwarz.

Am Stand der Fölls wird ebenso auf die Stärken der Familienmitglieder gesetzt: Zwiebelkuchen und Focaccia von Ilona Föll selbst gebacken und verkauft ergänzen das Weinangebot. Auch scharfe Brotzeitstangen sind dabei, „damit die Leute auch was trinken und wissen, wieso sie hier sind“, witzelt sie. Werner Föll sieht ebenfalls, dass der Grauburgunder immer beliebter wird, aber auch der Kabinett Riesling ist nach wie vor sehr gefragt. Rotweine, Weißweine, Rosés – hierzulande gedeihen viele Rebsorten, die zu hervorragenden Weinen verarbeitet werden. Die Nachfrage ist entsprechend groß – gerade weil die Weine als regionales Erzeugnis sehr gefragt sind. Günther Ferber, Vorstand der WG Aspach, und Joachim Schöffler erläutern: „Wir haben hier ein regionales Produkt, in das unglaublich viel Leidenschaft und Handarbeit fließt. Das merkt man, schmeckt man und kommt gut bei den Verbrauchern an. Bei diversen Weinveranstaltungen, Führungen und Verkostungen wollen wir natürlich auch dafür sensibilisieren, wie unglaublich viel Arbeit hier in Aspach in einer Flasche Wein steckt. Das ganze Jahr über wird am Wein gearbeitet – und dann müssen natürlich auch die Wetterbedingungen mitspielen.“ Dieses Glück hatten die Winzer in diesem Jahr nicht: Die Frostperiode im Mai machte vielen einen Großteil der Ernte zunichte. Matthias Holzwarth berichtet beispielhaft vom Sauvignon blanc, den er dieses Jahr zum ersten Mal lesen wollte, die Trauben sind aber leider komplett erfroren. Im nächsten Jahr möchte er es aber noch einmal mit einer neuen Sorte versuchen: Shiraz, ein vollmundiger Rotwein, der häufig aufwendig importiert wird, soll hier, wenn alles gut läuft in Aspach, als regionales Produkt entstehen.

Trotz der Tatsache, dass Weine mittlerweile in allen Altersgruppen gefragter denn je sind, fällt der Absatz bedingt durch die Coronakrise nicht ganz wie gewünscht aus. In der WG Aspach läuft das Privatkundengeschäft zwar erfreulich gut und kompensiert den Rückgang der Nachfrage durch die Schließung der Gastronomiebetriebe, allerdings macht sich bei allen der Ausfall der typischen Weinfeste bemerkbar.

Jürgen Gruber spürte stark den Ausfall des eigentlich jährlich stattfindenden Hoffests, bei dem für gewöhnlich 1000 bis 1500 Gäste kommen; ein Fest, das ebenfalls wichtig für die Kundenakquise war. Auch Silke Schwarz vom Weingut Schwarz fehlt das Hoffest in der Kalkulation. Der Weinwandertag ist nun die erste Veranstaltung, an der das Weingut seine Weine präsentieren kann. Matthias Holzwarth setzt immerhin noch auf die eigene Besenwirtschaft, hofft allerdings auch auf das Weihnachtsmarktgeschäft mit schwäbischem Glühwein. Diesen Trend beschreibt ebenfalls Joachim Schöffler: „Die Leute wollen nicht mehr irgendeinen Glühwein trinken, sondern setzen lieber auf einen geschmackvollen, lokalen Glühwein.“ Die WG Aspach hat bereits entsprechend vorgesorgt.

Die eine oder andere Weinveranstaltung ist in diesem Jahr, trotz der Coronakrise, noch geplant: „Die WG Aspach hat natürlich fest das Kelterfest am zweiten Wochenende im Oktober im Blick“, so Günther Ferber, „wir werden aber auch am Tag des Schwäbisch-Fränkischen Waldes am 20. September vertreten sein. Zudem organisieren wir noch zahlreiche Führungen, haben unsere Vinothek natürlich unter Einhaltung der Hygienevorschriften geöffnet und veranstalten viele kleinere Events. Das Weinpicknick, bei dem man sich bei uns einen schon fertig gepackten Rucksack holen kann und direkt in die Weinberge ziehen kann, ist natürlich sehr gefragt.“ Auch die selbst vermarktenden Winzereien gehen auf ihre Kunden zu und machen die lokalen Weine zum Erlebnis: Jürgen Gruber setzt etwa auf seinen Hofladen.

Das Miteinander steht im Vordergrund.

Wer bei so vielen Winzern meint, ein Konkurrenzgedanke könnte das Geschäft beherrschen, irrt gewaltig – und das zeigt sich deutlich am Weinwandertag: Das Miteinander steht im Vordergrund, egal ob die Winzer Mitglieder der Genossenschaft sind oder Selbstvermarkter. Alle Stationen hoffen auf viele Gäste, für sich selbst, aber auch für alle anderen. Man sitzt im selben Boot.

Der Weinwandertag ist zwar seit etwa 30 Jahren etabliert in der Backnanger Bucht, dennoch barg die Coronapandemie einige Herausforderungen mit all den vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen. Ferber bringt es auf den Punkt: „Es läuft wirklich super. Obwohl viele Besucher da sind, gibt es kein Gedränge.“ Alles richtig gemacht, ist das Fazit, das sich auf die verschiedensten Aspekte bezieht.

Bei einer Rundwanderung konnten alle Stationen der Weingärtnergenossenschaft Aspach und der Weingüter bequem erreicht werden, auch wenn es zunächst ein wenig bergauf ging. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Bei einer Rundwanderung konnten alle Stationen der Weingärtnergenossenschaft Aspach und der Weingüter bequem erreicht werden, auch wenn es zunächst ein wenig bergauf ging. Fotos: A. Becher

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Erstellt:
7. September 2020, 06:00 Uhr

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