Autozulieferer in Not
Betriebsbedingte Kündigungen drohen: Bosch-Betriebsrat macht mobil
Frank Sell gibt Einblick in die Verhandlungen zum Stellenabbau bei Bosch. Dort geht es jetzt um betriebsbedingte Kündigungen. Der Betriebsratschef setzt auf Protest.
© Peter Stolterfoht
Gedrückte Stimmung vor dem Bosch-Werk Feuerbach: IG-Metall-Bezirksleiterin Barbara Resch und die Betriebsratschefs (v.l.) Boris Schwürz (Mahle) Andreas Bohnert (PWO) und Frank Sell (Bosch Mobility).
Von Peter Stolterfoht
Das ungemütliche November-Wetter liefert den passende Rahmen für die Open-Air-Veranstaltung am Bosch-Standort Feuerbach. Dorthin haben IG-Metall und Bosch-Betriebsratschef Frank Sell geladen, um die immer ungemütlicher werdende Situation für die Belegschaft bei den Autozuliefern zu illustrieren. Die sind vor dem Werkstor auch durch den Mahle-Gesamtbetriebsratschef Boris Schwürz und Andreas Bohnert von PWO in Oberkirch bei Offenburg vertreten.
Jobsicherung als Auslaufmodell?
Von allen schlechten Nachrichten, die das Quartett bei dieser Pressekonferenz zur Lage der Branche zu verkünden hat, sind die Ausführungen von Bosch-Mann Frank Sell die alarmierendsten. Und die beziehen sich auf die aktuellen Verhandlungen an den deutschen Standorten der Bosch-Mobility-Sparte. Stand jetzt werden dort bis 2030 insgesamt 13 000 Stellen abgebaut. Mittlerweile macht aber schon die Zahl 22 000 die Runde. Sell berichtet davon, dass die Geschäftsführung erkennen lässt, ihre Pläne nicht allein über sozialverträgliche Angebote wie Abfindungsprogramme umsetzen zu wollen.
„Es sind die härtesten Verhandlungen, die wahrscheinlich je bei Bosch geführt wurden“, sagt Frank Sell. Was auch daran liegt, dass die Jobsicherungsgarantie für die deutsche Mobility-Sparte 2027 ausläuft. Was seit Jahrzehnten völlig undenkbar gewesen ist, nimmt plötzlich konkrete Formen an: betriebsbedingte Kündigungen. „Dagegen werden wir uns mit aller Kraft wehren“, so Sell.
Bosch steckt mitten in einem November des Protests. Am Montag demonstrierte die Belegschaft am Standort in Waiblingen, es folgt in dieser Woche das Werk Bühl. Außerdem sind Mahnwachen geplant, unter anderem in Feuerbach. „Dort können wir sofort mit der Produktion des Brennstoffzellensystems für Lkw loslegen, für den wir gerade erst den Deutschen Zukunftspreis erhalten haben“, sagt Frank Sell: „Aber nichts passiert.“
Rettungsschirm für Zulieferer gefordert
„Nichts passiert“, das kritisiert auch Baden-Württembergs IG-Metall-Bezirksleiterin Barbara Resch mit Blick auf die diversen Autogipfel, wo sinnvolle Beschlüsse entstehen würden, aber bisher nichts davon umgesetzt werde – „im sogenannten Herbst der Reformen“, wie sie enttäuscht sagt. Sie fordert jetzt von der Bundesregierung einen Transformationsfonds, einen Rettungsschirm für jene Zulieferer, die in ihrer Existenz bedroht seien.
Die IG Metall will von der Politik und den Unternehmen schnell ein entschlossenes Handeln sehen. „Produkte und Wertschöpfung müssen wieder stärker in Deutschland entstehen“, sagt Barbara Resch. Während es den Boschler Frank Sell „wütend macht, dass nichts getan wird, um die Chinesen dazu zu verpflichten, ihre in Deutschland verkauften Produkte auch hierzulande zu produzieren“. Dazu sagt er: „Es ist an der Zeit, auch die Blutgrätsche auszupacken.“
