Betrüger sind geständig

Landgericht verhängt dreieinhalb Jahre Haft für Bandenchefs.

Symbolfoto: E. Wodicka

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Von Bernd S. Winckler

ALLMERSBACH IM TAL/WEINSTADT. Sechs betrügerische rumänische Paketfahrer-Subunternehmer aus Allmersbach im Tal, Weinstadt und Kornwestheim sowie eine Frau sind jetzt vom Stuttgarter Landgericht wegen Bandenbetrugs zu Haftstrafen von bis zu dreieinhalb Jahren verurteilt worden. Die Bande hatte unter fremden Namen Kundenkonten bei Versandhäusern eröffnet. Der Staatsanwalt hatte zu Beginn des Prozesses 101-fachen bandenmäßigen Betrug mit einem 100000-Euro-Schaden angeklagt gehabt, am Ende ging es um 34000 Euro.

Die Masche war simpel, aber dennoch raffiniert: Unter den Namen von berühmten Fußballern vom VfB Stuttgart und anderen Berühmtheiten hatten sie Kundenkonten bei verschiedenen Versandhäusern online eröffnet und Waren bestellt. Damit wurden dann fiktive Adressen in Weinstadt und Stuttgart als Lieferanschrift angegeben, die Pakete aber vor der eigentlichen Auslieferung abgefangen, der Empfang mit fiktiver Unterschrift bestätigt.

Die Beute bestand in erster Linie aus elektronischen Geräten wie Laptops, Handys, aber auch Textilien der gehobenen Klasse. Das Abfangen der Pakete funktionierte aber nur, wenn alle Kurierfahrer eingeweiht waren und sie die Ware bei ihrer Tour rechtzeitig von der Ladefläche verschwinden ließen. Ein raffinierter Plan, ausgeführt mit hoher krimineller Energie, so der Staatsanwalt, der letztlich aber die reumütigen Geständnisse der sieben Angeklagten würdigte und in seinem Plädoyer nur gegen die beiden Hauptbeschuldigten Strafen bis zu dreieinhalb Jahren forderte.

Dem folgten auch die Richter der 3. Großen Strafkammer am Landgericht und schickten die beiden 22- und 24-jährigen Bandenchefs jeweils dreieinhalb Jahre hinter Gitter. Ihre fünf ebenfalls geständigen Helfershelfer, darunter die 21-jährige Freundin eines der Männer, die für die Dispositionen im Logistikbereich zuständig waren, kamen mit Freiheitsstrafen von 9 bis 22 Monaten, jeweils ausgesetzt zur Bewährung, davon.

Ursprünglich war der Prozess auf über 25 Verhandlungstage bis Ende September dieses Jahres terminiert. Doch die geständigen Einlassungen der Beschuldigten verkürzten die Beweisaufnahme auf gerade mal zwei Tage. Aufgeflogen ist der Betrug, weil alle Bestellungen mit derselben Postleitzahl (Weinstadt) getätigt waren. Die betrübliche Erkenntnis der Richter und der geschädigten Versandhäuser: Die gesamte Beute im Wert von noch 34000 Euro ist und bleibt verschwunden. Die Angeklagten hatten in ihren Geständnissen ausgesagt, sie hätten die Ware in ihre Heimat nach Rumänien geschafft und dort verkauft.

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Erstellt:
9. Juni 2020, 06:00 Uhr

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