Bilder aus Blei, Asche und Lehm: Kiefer in der Kunsthalle

dpa Mannheim. Was Joseph Beuys Fett, Filz und Honig waren, sind seinem Freund Anselm Kiefer Blei, Asche und vertrocknete Pflanzen. Die gesamte Bandbreite der Materialien, die der 75-Jährige in seine großformatigen Werke einbaut, zeigt eine coronabedingt für das Publikum noch nicht eröffnete Sonderausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die überwältigenden Objekte setzt er auch den Elementen und der Elektrolyse aus. So kreiert er Landschaften, die an Wüste und Dürre, an Friedhöfe und Schlachtfelder erinnern. Selbst die für die düstere Stimmung der Schau fast grellbunten Blumen im „Hortus Conclusus“ (2014) sind niedergemäht und in alle Richtungen verstreut.

DervKünstler Anselm Kiefer. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

DervKünstler Anselm Kiefer. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Die Kunsthalle Mannheim hat am Montag ihre Sonderausstellung mit Skulpturen und Gemälden Kiefers von 1985 bis 2017 den Medien vorgestellt. Für die Öffnung der Schau steht noch kein Termin fest. Alle Werke entstammen der Sammlung des 2019 verstorbenen Hans Grothe. Sie sind auf vier Räume verteilt; in einem werden noch weit ins kommende Jahr Kiefers Werke zu sehen sein, in den anderen bis 22. August.

Die Kunst des gebürtigen Donaueschingers, der seit fast 30 Jahren in Frankreich wohnt, passt in keine Schublade: Kurator Sebastian Baden meint, er sei am ehesten dem Expressionismus zuzuordnen; er sehe aber auch Parallelen zur Romantik, speziell zu Caspar David Friedrich. Gemeinsam sei ihnen die Darstellung des „Erhabenen“.

Die in Mannheim gezeigten Kompositionen gehen inhaltlich über Kiefers Auseinandersetzung mit dem von der Elterngeneration verdrängten Nationalsozialismus hinaus. Der in Paris lebende Kiefer beschäftigte sich mit jüdischen Mythen („Lilith“), mit dem Kosmos („Jaipur“), mit den alten Hochkulturen („Der fruchtbare Halbmond“), mit der Erlangung von Wissen und dessen Weitergabe („Der verlorene Buchstabe“). Seine Auseinandersetzung mit Literatur und deren Integration in seine Gemälde, etwa ein Gedicht von Paul Celan, brachten ihm 2008 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ein.

Einen ganzen Raum nimmt die erstmals in Deutschland gezeigte Installation „Palmsonntag“ ein. Die gigantische Arbeit aus dem Jahr 2007 besteht aus einer aus Kunstharz abgeformten Palme und 30 Glasvitrinen mit Palmwedeln als Symbol der Freude über den Einzug Christi nach Jerusalem und Dornen als Vorahnung seines Leidens.

© dpa-infocom, dpa:210215-99-453439/2

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Erstellt:
15. Februar 2021, 17:04 Uhr

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