Rassistische Tradition?
Blackfacing-Debatte um Wurmlinger Pfingstritt schwelt weiter
Erst traten die Veranstalter des Wurmlinger Pfingstritts mit dem „Mohrenkönig“ eine Debatte los, dann entschieden sie sich doch dagegen. Was ist am Pfingstmontag passiert?

© imago images / Eibner
Beim Wurmlinger Pfingstritt 2019 (Archivbild)
Von Lea Krug
Warum Wurmlingen einen „Mohrenkönig“ braucht? Tradition – so zumindest sehen es die Veranstalter des Pfingstritts, der alle zwei Jahre in einem Teilort von Rottenburg am Neckar stattfindet. Es ist eine Figur, die nun eine hitzige Debatte ausgelöst hat. Vor einigen Tagen hatten die Veranstalter angekündigt, zwei der kostümierten Reiter mit schwarzer Farbe im Gesicht antreten zu lassen, daraufhin hagelte es Vorwürfe, man bediene damit rassistische Bilder, die an düstere Kolonialzeiten erinnern. Kritikerinnen und Kritiker verweisen immer wieder auf die problematische Tradition des so genannten Blackfacing, die aus den USA des 18. und 19. Jahrhunderts stammt. Immer mehr Vereine und Institutionen verzichten daher auf diese Form der Darstellung.
In Wurmlingen hielt man dagegen. Zwar wurde beim vergangenen Ritt vor zwei Jahren darauf verzichtet, aus Gründen der Tradition wollte man dann aber wieder zur Farbe und zum Namen zurückkehren, hieß es seitens der Veranstalter. Gegenüber dem SWR verteidigten sie noch vor wenigen Tagen die Tradition. Aus ihrer Sicht erinnere der „Mohrenkönig“ daran, dass die Gemeinschaft bunt sei, und stehe dafür, „dass jede und jeder von uns einen wertvollen Beitrag leistet, ganz gleich, woher wir kommen oder wie wir aussehen.“
Doch dann am Pfingstmontag die Überraschung: Der „Mohrenkönig“ erschien doch lieber nicht mit schwarzer Bemalung im Gesicht, sondern nur mit einem leichten Make-up, wie der SWR berichtete und auf entsprechenden Bildern zeigte. Doch an dem ebenfalls kritisierten Namen und entsprechenden Text hielt man Medienberichten zufolge fest.
Worum geht es beim Wurmlinger Pfingstritt?
Aber was passiert überhaupt beim Pfingstritt? Junge Männer der Ortschaft treten dabei auf Pferden gegeneinander an. Das Ziel lautet, einen Maibaum aus dem Boden reißen. Der Hintergrund des Wettkampfs: Die Reiter sollen Eindruck bei den anwesenden jungen Frauen machen, sie erscheinen zum Beispiel im Trachtenoutfit. Passend zum Fest ist auch der Maibaum geschmückt – unter anderem mit Büstenhaltern.
Im Netz werden die Veranstalter, in diesem Jahr der Dorf-Jahrgang 2005/2006, für ihre Haltung indes kritisiert. Der Comedian und Moderator Aurel Mertz, der ursprünglich aus Stuttgart stammt, kritisierte auf seine typisch humorvolle und ironische Art den Pfingstritt im Schwäbischen: „Schade, dass es keine Tradition gibt, die mittelalterlichen Rassismus mit Pferdequälerei kombiniert.“
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Zahlreiche Kommentare finden sich außerdem auch auf der Instagramseite der Veranstalter, die eigentlich nur rund 500 Follower hat. Eine Userin schreibt: „Blackfacing und nen Baum mit BHs, ich glaube wirklich, ich bin im falschen Jahrhundert gelandet, das ist Rassismus und Sexismus und keine schützenswerte Tradition, sondern einfach nur geschmacklos.“ Eine andere zieht ihr Fazit: „Rassismus und Tierquälerei unter dem Deckmantel der Tradition.“ Eine ausführliche Reaktion der Veranstalter gab es auf die Vorwürfe bislang nicht.