24. Verhandlungstag
Block-Prozess: Staatsanwaltschaft mit neuen Zeugenaussagen
Die Aussage eines wichtigen Zeugen bei der Staatsanwaltschaft bringt die Verteidigung im Hamburger Block-Prozess in Bedrängnis. Nach dreiwöchiger Pause müssen die Anwälte auf die neue Lage reagieren.
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Nach einer dreiwöchigen Unterbrechung soll der Prozess um die Entführung der Block-Kinder fortgesetzt werden. (Archivbild)
Von Von Bernhard Sprengel, dpa
Hamburg - Gibt es nach dreiwöchiger Pause im Hamburger Prozess um die Entführung der Block-Kinder wieder "Waffengleichheit" zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung? Das war die zentrale Forderung von Christina Blocks Anwalt am letzten Verhandlungstag am 19. November gewesen. "Es wiegt schwer, dass die Staatsanwaltschaft nach Beginn der Hauptverhandlung einen Zeugen angehört hat, ohne das Gericht und die Verteidigung darüber zu informieren", erklärte Verteidiger Ingo Bott.
Er forderte die Aussetzung des Prozesses, um das Protokoll der Vernehmung – angeblich mehrere Hundert Seiten – gründlich auswerten zu können. Der Informationsvorsprung der Staatsanwaltschaft müsse ausgeglichen werden – "falls das überhaupt noch möglich ist", betonte Bott. Das Gericht hob daraufhin fünf Termine auf und ordnete eine Unterbrechung bis zum 10. Dezember an.
Die Unternehmerin Christina Block (52) ist angeklagt, den Auftrag zur Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder vom Wohnort ihres Ex-Manns in Dänemark in Auftrag gegeben zu haben. Die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette "Block House", Eugen Block, bestreitet das.
Es gibt sechs weitere Angeklagte, darunter Christina Blocks Lebensgefährte Gerhard Delling (66). Der frühere Sportmoderator ist wegen Beihilfe angeklagt. Er bestreitet, etwas Unrechtes getan zu haben.
Organisator der Entführung als Zeuge
An diesem Mittwoch dürfte es vor Gericht um die möglicherweise brisante Zeugenaussage gehen: Dem Geschäftsführer einer israelischen Sicherheitsfirma wird vorgeworfen, die Rückholaktion organisiert und gemeinsam mit weiteren Beschuldigten im Auftrag von Block durchgeführt zu haben. Nach Medienberichten hat er das bestätigt und erklärt, dass er mit 220.000 Euro in bar bezahlt worden sei.
Der Firmenchef wird von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt, gehört aber nicht zu den Angeklagten im laufenden Prozess. Christina Block hat erklärt, das Sicherheitsunternehmen habe eigentlich nur das IT-System ihres Hotels "Grand Elysée" in Hamburg prüfen sollen und habe die Kinder auf eigene Faust entführt.
Wahrscheinlich wird der Zeuge auch vor Gericht aussagen. Ob und wann dies geschieht, wird mit Rücksicht auf die Sicherheitslage des Mannes aber nicht mitgeteilt.
Staatsanwaltschaft vernimmt zwei weitere Israelis
Die Staatsanwaltschaft fahndet nach weiteren Beschuldigten, die sich an der Entführung des damals zehnjährigen Jungen und des dreizehnjährigen Mädchens in der Silvesternacht 2023/24 beteiligt haben sollen.
Inzwischen wurden auch noch zwei andere Israelis von der Staatsanwaltschaft vernommen. Sie stünden im Verdacht, zusammen mit der Kindesmutter und weiteren Personen die Entführung vorgenommen zu haben, teilte eine Sprecherin der Behörde mit. Für die Vernehmung in Hamburg wurde den beiden Beschuldigten, nach denen mit Haftbefehlen gefahndet wurde, sicheres Geleit gewährt.
Verteidiger beklagt Vorverurteilung von Christina Block
Blocks Verteidiger kritisierte in einer Pressemitteilung die Medienberichte über die Aussage des israelischen Firmenchefs. Ein selektives Weitergeben und Besprechen von Akteninhalten stehe der für seine Mandantin geltenden Unschuldsvermutung erheblich entgegen. "Tatsächlich wurde und wird meine Mandantin in der Öffentlichkeit massiv vorverurteilt", erklärte der Anwalt.
Bott war kurz vor Beginn des Prozesses im Juli zweiter Verteidiger von Block geworden. Anfang August hatte sich die Angeklagte von ihrem Pflichtverteidiger Otmar Kury getrennt. Diese Funktion übernahm dann Bott, der seitdem meist zusammen mit einer Kollegin aus seiner Düsseldorfer Kanzlei zum Prozess kommt.
Jahrelanger Sorgerechtsstreit
Der Rückholaktion zu Silvester 2023/24 ging ein jahrelanger Sorgerechtsstreit voraus. Die Kinder leben seit August 2021 bei ihrem Vater in Dänemark. Blocks Ex-Mann Stephan Hensel und dessen neue Ehefrau Astrid Have hatten sie nach einem Wochenendbesuch dabehalten. Nach Angaben von Hensel weigerten sich die Kinder, zu ihrer Mutter nach Hamburg zurückzukehren. Nur wenige Wochen zuvor war die älteste Tochter von Block und Hensel – damals 15 Jahre alt – nach einem Streit mit der Mutter zu ihrem Vater gezogen.
Das Oberlandesgericht in Hamburg entschied im Herbst 2021, dass die beiden jüngsten Kinder zu ihrer Mutter zurückkehren müssen. Es sprach der Mutter das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht zu. Die dänische Justiz erkannte an, dass die Kinder unrechtmäßig nach Dänemark gebracht wurden, lehnte aber eine Rückführung gegen deren Willen ab.
Wegen der Zurückhaltung der Kinder hat die Staatsanwaltschaft Hamburg 2023 Anklage gegen Hensel und Have erhoben. Hensel wird Kindesentziehung, Have Beihilfe vorgeworfen. Eine Entscheidung über die Eröffnung eines Prozesses steht noch aus.
Ablauf der Entführung von Mitangeklagtem gestanden
Einer der Angeklagten im Prozess gegen Christina Block ist ein Israeli, der als einziger in Untersuchungshaft sitzt. Er war Ende September 2024 bei der Einreise nach Zypern verhaftet worden. Der 36-Jährige hat seine Beteiligung umfassend gestanden. Die Entführung bezeichnete er als Rettungsaktion.
Ob die israelische Sicherheitsfirma einen Auftrag für die Entführung bekommen hatte, sagte der Angeklagte nicht. Den Beteiligten seien jeweils 10.000 Euro vom Firmenchef in Aussicht gestellt worden. Er selbst habe auf das Geld verzichtet. Für ihn sei die Aktion eine Gelegenheit gewesen, eine gute Tat zu tun, er habe die Kinder vor dem bösen Vater retten wollen. Bei seiner Aussage bat er Hensel und die Kinder um Entschuldigung.
Dem Geständnis zufolge wurden der damals zehn Jahre alte Junge und das 13-jährige Mädchen am Neujahrstag 2024 zu einem Bauernhof in Baden-Württemberg gebracht. Von dort holte Christina Block sie nach Hamburg, wie sie selbst berichtet hat. Am 5. Januar 2024 entschied das Oberlandesgericht, dass die Kinder zu ihrem Vater zurückgebracht werden müssen.
Beim letzten Verhandlungstag am 19. November hatte Have als Zeugin ausgesagt. Die 39-Jährige, die seit 2020 mit Hensel verheiratet ist, erklärte, dass die beiden Kinder nach der Entführung sehr verändert gewesen seien. Die Erlebnisse belasteten die Kinder bis heute. Das Mädchen habe ihr erzählt, sie habe während der Entführung nach Deutschland "Todesangst" gehabt. Über das Wiedersehen auf einer Hamburger Polizeiwache sagte die Stiefmutter: "Sie sind uns in die Arme gesprungen."
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Die Entführung belaste die Block-Kinder bis heute, hat die Stiefmutter als Zeugin vor Gericht erklärt. (Archivbild)
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Die Vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt hatte den Block-Prozess auf Drängen der Verteidigung für drei Wochen unterbrochen. (Archivbild)
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Christina Blocks Verteidiger Ingo Bott beklagt eine Vorverurteilung seiner Mandantin in den Medien. (Archivbild)
