Brandunglück in der Nordsee
BMW verbietet Fahrten mit den Feuer-BMWs der „Fremantle Highway“
Der Streit um die 260 BMWs, die auf dem verbrannten Autofrachtschiff „Fremantle Highway“ standen, geht in die nächste Runde.

© AFP
Das brennende Autofrachtschiff „Fremantle Highway“ im Juli 2023.
Von Helmut Hetzel
Der Streit zwischen BWM und zwei niederländischen Unternehmern um den Verkauf der so genannten Fremantle-BMWs geht in die nächste Runde.
Das Autofrachtschiff „Fremantle Highway“ war Mitte 2023 vor der niederländischen Küste in Brand geraten. Das Schiff hatte rund 3800 Autos geladen, die meisten von ihnen waren bei der Katastrophe verbrannt, nur etwa 800, die in den unteren Etagen standen, entkamen dem Feuer einigermaßen intakt – unter ihnen die 260 BMWs. Gegen Mitternacht war das Feuer ausgebrochen, berichtete die Küstenwache. Und zwar bei den etwa 25 elektrischen Autos. Der Brand breitete sich so schnell aus, dass die Besatzung das 200 Meter lange Schiff verlassen musste.
Die BMW-Probefahrten wurden von BMW verboten
Nun sollten Journalisten eine Probefahrt in einem der 260 umstrittenen „Fremantle-BMWs“ machen. Doch die Probefahrt wurde vom Unternehmen BMW verboten. Eine Einladung der Veranstalter an BMW, dem Event beizuwohnen, wurde mit einer Bußgelddrohung von Anwälten beantwortet. Darin wird es Journalisten verboten, auch nur einen Zentimeter in den Fahrzeugen zu fahren. Die Bußgeld-Androhung von BMW: 250 000 Euro je Verstoß.
Fakt ist: Die „Fremantle-BMWs“ dürfen in Europa nicht verkauft werden. Das hat ein Gericht im niederländischen Den Haag entschieden. Die Fahrzeuge waren ursprünglich für den Export nach Taiwan bestimmt. Sie sollen nun verschrottet werden, fordert BMW, weil sie nicht mehr sicher und fahrtauglich sind.
Zwei Rotterdamer Unternehmer sehen das anders und fordern BMW heraus
Die beiden Rotterdamer Unternehmer, die BMW herausfordern und die Probefahrt veranstalten , sehen das aber ganz anders. Es sind: Eric Bakker und Sam Peinemann. Bakker ist Inhaber von „3B Exclusief,“ einem Unternehmen, das gebrauchte Luxusautos mit geringer Fahrleistung verkauft. Sam Peinemann leitet den gleichnamigen Rotterdamer Familienbetrieb, der Lifte und Gabelstapler verleiht. Beide meinen: „Die 260 Autos sind alle in Ordnung.“ Sie haben sogar 32 der insgesamt 260 BMWs vom deutschen TÜV überprüfenden lassen. Der urteilte: „Die Autos befinden sich in neuwertigem Zustand. Sie sind technisch einwandfrei.“
BMW hingegen lässt über ein anwaltliches Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt, mitteilen: „Im Namen von BMW machen wir Ihre Mandanten darauf aufmerksam, dass die Organisation dieser Autoschau und das Anbieten von Probefahrten aus mehreren Gründen gegen das Urteil vom 30. Juli 2025 verstößt (gemeint ist das Gerichtsurteil aus Den Haag). Ihre Mandanten müssen sich darüber im Klaren sein, dass rechtskräftig festgestellt wurde, dass sie 260 Fahrzeuge widerrechtlich auf Lager haben. Ebenso wissen Ihre Mandanten, dass das Gericht bereits die Herausgabe aller 260 Fahrzeuge angeordnet hat. Die bloße prozessuale Tatsache, dass dieser Anspruch vorläufig nicht vollstreckbar ist, ändert daran nichts.“
BMW geht vor Gericht – Die Unternehmer haben Berufung eingelegt
Zum Hintergrund: Die Rotterdamer Unternehmer haben gegen das Den Haager Urteil Berufung eingelegt. Weiter heißt in dem Schreiben der BMW-Anwälte, das in der typischen Juristensprache verfasst ist:
„Die geplante Autoschau und das Angebot von Probefahrten stellen eine Markennutzung dar, da Ihre Mandanten mit den mit verschiedenen BMW-Marken versehenen Autos gegenüber Mitgliedern der Öffentlichkeit werben und diese zur Verfügung stellen, um sie glauben zu machen, dass die Fahrzeuge zu einem späteren Zeitpunkt in den Verkauf gelangen. Das Angebot von Probefahrten stellt zudem eine Verletzung von Designrechten dar, da während der Veranstaltung rechtlich geschützte Fahrzeuge in Gebrauch genommen werden sollen.“
Und weiter heißt es: „BMW wird nicht zögern, ohne weitere Ankündigung ein oder mehrere Bußgelder in Höhe von 250 000 Euro geltend zu machen, wenn gegen die entsprechenden Verbote verstoßen wird.“
Test der Fremantle-BMWs – „Großartiger Plan von uns“
Die beiden Rotterdamer Unternehmen sagen zu der Bußgeld-Drohung von BMW: „Es schien uns ein großartiger Plan zu sein, unabhängigen Medien selbst die Möglichkeit zu geben, die Fremantle-BMWs zu testen. Wir wollen in aller Offenheit und Ehrlichkeit zeigen, wie der tatsächliche Zustand der Fremantle-BMWs ist. Das ist das ultimative Moment der Wahrheitsfindung für Journalisten. Sie sollten auch ihre eigenen Experten mitbringen.
Weiter sagen die Unternehmer aus dem niederländischen Rotterdam: „Die Anwälte von BMW haben uns außerdem dazu angewiesen, Journalisten vor Gesundheitsrisiken zu warnen, wenn sie in die Fremantle BMWs einsteigen. Merkwürdigerweise galt diese Warnung nicht für potenzielle Käufer, die BMW selbst in teuren Fremantle-Alpina-Modellen in Japan sitzen ließ. Dazu haben wir schöne Fotos. Das zeigt, dass BMW mit zweierlei Maß misst: Die teuren Fremantle BMWs, die sie in Japan verkaufen wollten, waren sicher, während unsere BMWs, die auf demselben Deck standen, nach Angaben von BMW „schrottreif“ und „gefährlich“ sind.“