Bolsonaro weiter in Klinik - und live vom Krankenbett im TV

dpa São Paulo. Ärzte sehen keine Notwendigkeit für eine OP des brasilianischen Präsidenten. Jair Bolsonaro versucht, sein Gesundheitsproblem zu politisieren - und macht die Opposition dafür verantwortlich.

Aufgrund von Darmproblemen ist der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro im Krankenhaus. Foto: Alan Santos/Palacio Planalto/dpa

Aufgrund von Darmproblemen ist der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro im Krankenhaus. Foto: Alan Santos/Palacio Planalto/dpa

Der Zustand des mit einem Darmverschluss ins Krankenhaus gebrachten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro hat sich nach offiziellen Angaben verbessert. Bolsonaro entwickle sich in zufriedenstellender Form, hieß es in einer ersten Mitteilung der Pressestelle des Präsidialamtes.

Ihm sei die Magensonde entfernt worden und der Beginn der Ernährung für den kommenden Tag geplant, hieß es in einer zweiten Mitteilung. Eine Prognose für die Entlassung aus dem Hospital Vila Nova Star in der Millionenmetropole São Paulo traf das fünfköpfige Ärzteteam in beiden Mitteilungen jedoch nicht.

„Braucht keine Operation“

Die Notwendigkeit einer Operation bestehe nicht, sagte der Arzt Antônio Macedo in einem Fernsehinterview. „Eine Operation ist prinzipiell ausgeschlossen, da der Darm begonnen hat zu funktionieren und geschmeidiger geworden ist“, sagte Macedo „RedeTV!“. Er sprach an der Seite von Bolsonaro, der live vom Krankenbett erschien. Es gehe dem Präsidenten besser, schrieb dessen Sohn Flavio Bolsonaro auf Twitter. „Wenn er so weitermacht, braucht er keine Operation.“

Bolsonaro (66) war am Mittwoch aus der Hauptstadt Brasília nach São Paulo gebracht worden, nachdem er über andauernden Schluckauf geklagt hatte. Der Arzt, der Bolsonaro auch nach dem Messerattentat 2018 operiert hatte, hatte einen Darmverschluss festgestellt und veranlasst, den Präsidenten nach São Paulo bringen zu lassen. Dort wurden weitere Untersuchungen gemacht, um festzustellen, ob eine Notoperation notwendig ist.

Bolsonaro politisiert Gesundheit

Sowohl Macedo als auch Bolsonaro stellten im Fernsehen einen Zusammenhang dazu her, dass der damalige Kandidat während des Wahlkampfs 2018 von einem Attentäter schwer mit einem Messer im Bauchbereich verletzt worden war, um das Gesundheitsproblem zu erklären, das zum Krankenhausaufenthalt führte. „Dieser blockierte Bereich auf der linken Seite ist das Ergebnis von Adhäsionen von all diesen Komplikationen, die er [seit 2018] hatte“, sagte der Arzt.

Bolsonaro, der deswegen bereits viermal operiert worden ist, hat versucht, sein Gesundheitsproblem zu politisieren, indem er in den sozialen Netzwerken daran erinnerte, dass der Attentäter der Partei für Sozialismus und Freiheit (PSOL) angehört hatte. Zusammen mit der Arbeiterpartei PT von Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva stellt der PSOL einen wichtigen Teil der Opposition dar.

Der Staatschef war zuletzt durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu seiner Corona-Politik und Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der Bestellung von Impfstoffen unter Druck geraten. Die Ablehnung seiner Regierung erreichte dem Meinungsforschungsinstituts Datafolha zufolge 51 Prozent - der schlechteste Wert seit Beginn der Amtszeit 2019.

© dpa-infocom, dpa:210716-99-403101/2

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Erstellt:
16. Juli 2021, 08:40 Uhr

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