Mehr Tempo bei Job-Abbau

Bosch-Chef Hartung: Konzern kann sich Verzögerungen „nicht mehr leisten“

Der Stuttgarter Konzern steht unter Druck und bleibt bisher deutlich hinter seinen Zielen zurück. Auf welche Märkte sich Bosch jetzt konzentrieren will und welche Konsequenzen Geschäftsführer Stefan Hartung zieht.

Bosch-Chef Stefan Hartung will den Abbau des Personals im Konzern vorantreiben.

© picture alliance/dpa

Bosch-Chef Stefan Hartung will den Abbau des Personals im Konzern vorantreiben.

Von Klaus Köster/dpa

Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch will den geplanten Stellenabbau schneller vorantreiben als dies bisher der Fall ist. Die geplante Ausrichtung auf Geschäfte und Regionen mit attraktiven Gewinnaussichten bedeute „leider auch, dass die Zahl der Arbeitsplätze, insbesondere in Deutschland und Europa, abnehmen wird“, sagte Bosch-Chef Stefan Hartung in Renningen.

Man habe bereits Strukturanpassung und Stellenstreichungen in verschiedenen Bereichen angekündigt und stehe dazu seit längerem im Austausch mit den Arbeitnehmervertretern. „Jetzt gilt es, schnell gemeinsam Maßnahmen zu vereinbaren und in die Umsetzung zu kommen – nur dann schaffen wir die Voraussetzungen, auch kurzfristig auftretende Chancen in einem dynamischen Marktumfeld wahrzunehmen“. Verzögerungen könne sich das Unternehmen „nicht mehr leisten, das schwächt unsere Position im Wettbewerb weiter“.

  • Bosch streicht Tausende Stellen – lesen Sie hier, welcher Standort wie betroffen ist.

Ungeachtet der extrem schwierigen Gesamtlage hält Bosch an der „Strategie 2030“ fest. Demnach strebt das Unternehmen bis zum Jahr 2030 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von mindestens sechs Prozent und eine Rendite von mindestens sieben Prozent an. Dies sei eine „äußerst anspruchsvoll Aufgabe“ – zumal das Wachstum im Wettbewerb mit chinesischen Anbietern erkämpft werden muss, der sich deutlich verschärft hat. Deshalb werde Bosch auch weiter intensiv an den Kosten und Strukturen arbeiten müssen, was unter anderem mit dem Personalabbau einhergeht.

Bosch hat in einem Jahr 2,7 Prozent der Belegschaft abgebaut

Zuletzt hatte das Unternehmen immer wieder Stellenstreichungen angekündigt. Es geht weltweit um Tausende Jobs. Bereits im vergangenen Jahr war die Beschäftigtenzahl gesunken. Ende Dezember 2024 arbeiteten gut 417 850 Menschen bei Bosch. Das waren 2,7 Prozent oder fast 11 600 weniger als ein Jahr zuvor.

Der Personalabbau wird auch deshalb erforderlich, weil sich Bosch auf Märkte konzentriert, in denen man in spätestens fünf Jahren zu den führenden drei Anbietern weltweit zählen will. Dieses Ziel werde angesichts der Einschränkungen des freien Handels allerdings erschwert, so Hartung.

Bosch werde Produkte und Technologien für verschiedene Weltregionen unterschiedlich entwickeln und anbieten müssen. „Es gibt schon heute weder das Weltauto noch den Weltkühlschrank“, so Hartung. Gleichwohl würden die Märkte in Amerika und Asien für deutsche Unternehmen attraktiv bleiben.

Vor allem in Nordamerika und – ungeachtet der wieder aufgeflammten Konflikte mit Pakistan – Indien will man in den kommenden Jahren deutlich stärker wachsen als bisher. Diese Ziele seien „für uns keine Frage der Tagespolitik, sondern ein fester Bestandteil unserer langfristigen Strategie“.

Bosch will Produkte stärker für einzelne Märkte denken

Markus Heyn, Chef der Kfz-Sparte Mobility, erklärte, angesichts der Handelskonflikte zwischen den USA und China würden Produkte noch stärker für die einzelnen Märkte entwickelt. Dadurch will das Unternehmen vermeiden, von Handelsembargen, wie es sie zwischen den USA und China bereits gibt, betroffen zu sein.

„Wir sind von allem betroffen, egal was dort diskutiert wird“, sagte Hartung mit Blick auf die Zölle der USA. Eine genaue Aussage über deren finanzielle Folgen für Bosch sei aktuell nicht möglich. Das könne von Millionen bis Milliarden reichen. Wer derzeit solche Vorhersagen mache, brauche schon eine „besonders klare Glaskugel“. Hartung rechnet erst spät in der zweiten Jahreshälfte mit mehr Klarheit. Bis dahin müsse man abwarten, welche Deals gemacht würden. Die neue Situation werde dann aber auf jeden Fall anders sein als zuvor - und für Kosten sorgen.

Die Unsicherheiten spiegeln sich auch in der Prognose des weltweit größten Autozulieferers: Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Bosch-Umsatz im ersten Quartal zwar um rund vier Prozent. Daraus könne man aber nicht ableiten, dass auch das Gesamtjahr so werde, sagte Hartung. Im Gegenteil: „Das Jahr wird extrem schwierig in der Vorhersage“. Man sei sich nicht hundertprozentig sicher, dass am Ende erfolgreiche Zahlen stünden. Es würden sehr viele externe Effekte auf Bosch „einprügeln“. Er hoffe aber auf einen besseren Jahresverlauf als 2024.

Bosch bleibt deutlich unter seinen mittelfristigen Zielen

Konkret erwarten die Schwaben in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von ein bis drei Prozent. Das ist deutlich unter den mittelfristigen Zielen des Konzerns. Auch das Ergebnis soll nach Finanzchef Markus Forschner verbessert werden. Der Blick der Manager richtet sich bereits auf 2026. Dann soll wieder deutlich mehr Gewinn in der Bilanz stehen.

Die schwierige Wirtschaftslage hat im vergangenen Jahr mit voller Wucht bei Bosch durchgeschlagen. Das sind die wichtigsten Daten:

  • Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach um ein mehr als ein Drittel auf 3,1 Milliarden Euro ein.
  • Unter dem Strich blieben davon 1,3 Milliarden Euro übrig (minus 49,5 Prozent).
  • Der Umsatz sank um 1,4 Prozent auf 90,3 Milliarden Euro.

Der weltweit größte Autozulieferer leidet unter der niedrigen Nachfrage vor allem nach Elektroautos. Außerdem halten sich Verbraucher beim Kauf von Geräten wie Akkuschraubern, Waschmaschinen und Kühlschränken zurück. Ähnlich sah es bei den anderen Standbeinen des Konzerns aus: Der Maschinenbau kämpft mit der schwachen Konjunktur und der europäische Heizungsmarkt belastetet den Bereich für Gebäudetechnik.

Zum Artikel

Erstellt:
9. Mai 2025, 13:58 Uhr
Aktualisiert:
9. Mai 2025, 15:46 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen