Brennnessel: Die magische Pflanze am Wegesrand

Über die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und die Wirkkraft der Brennnessel konnten sich Interessierte bei einer Brennnesselwanderung in Burgstall informieren. Dabei gab es die Pflanze in allen möglichen Formen: von Suppe über Brot bis hin zur Brennnesselmütze.

Aus Brennnesseln lässt sich einiges herstellen: Brot, Suppe, Wolle, Fäden, Traumfänger, Säckchen zum Sammeln und vieles mehr. Heilpflanzenpraktikerin, Wildkräuterpädagogin, Buchautorin und Künstlerin Mechtilde Frintrup (rote Jacke) schöpft sich eine Brennnesselsuppe. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Aus Brennnesseln lässt sich einiges herstellen: Brot, Suppe, Wolle, Fäden, Traumfänger, Säckchen zum Sammeln und vieles mehr. Heilpflanzenpraktikerin, Wildkräuterpädagogin, Buchautorin und Künstlerin Mechtilde Frintrup (rote Jacke) schöpft sich eine Brennnesselsuppe. Foto: Tobias Sellmaier

Von Christoph Zender

Burgstetten. Der perfekte Familienausflug in die Natur: strahlender Sonnenschein und ein ausgelassen in den Wiesen herumtollender Nachwuchs. Die Idylle ist zumindest so lange perfekt, bis die Kinder mit roten Pusteln an Armen und Beinen weinend vor ihren Eltern stehen. So oder so ähnlich mag für viele Menschen der erste Kontakt mit Urtica dioica – eher bekannt als Große Brennnessel – ausgesehen haben. Also in Zukunft lieber einen großen Bogen um diese Pflanze machen?

Dass man damit einer wahren „Power-Pflanze“ unrecht täte, wollte die Sektion Schorndorf Bezirksgruppe Backnang des Deutschen Alpenvereins (DAV) den Teilnehmerinnen der Themenwanderung „Vielseitige Brennnessel“ vermitteln. Renate Florl, selbst Autorin vieler Wanderbücher und passionierte Kräutersammlerin, konnte als Expertin hierfür Mechtilde Frintrup gewinnen. Mit ihrem prämierten „Brennnesselbuch“ (Deutscher Gartenbuchpreis 2021) hat sich die in Burgstall lebende Phytopraktikerin (Heilpflanzenpraktikerin) als Botschafterin der Brennnessel einen Namen gemacht.

Für die Brennnessel gibt es vielfältige Verwendungsmöglichkeiten

Für sie ist die Brennnessel eine geradezu magische Pflanze, die durch ihre Heilkraft und vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten hervorsticht. Die Teilnehmerinnen, von denen viele bereits über eigene Erfahrungen mit Kräutern berichteten, konnten sich hiervon selbst ein Bild machen. Gestärkt mit einem von Renate Florl selbst zubereiteten „Superfood-Energiehappen“ aus Haferflocken, Datteln und natürlich Brennnesselsamen, machte sich die Gruppe auf einen Rundweg durch das Murr- und angrenzende Wüstenbachtal.

Hier hatte Mechtilde Frintrup eigens mehrere thematische Stationen vorbereitet. „Na, traut euch ruhig“, so ihre spontane Aufforderung an die staunenden Damen, während sie beherzt in ein Meer von Brennnesseln greift und die Blätter mit ihren feinen Nesselhaaren fachgerecht von einem Stängel abstreift. Kurz in der Hand geknetet, wandert die Brennnessel als kleiner Biosnack für zwischendurch sogleich in ihren Mund. Ihre reichhaltigen Inhaltsstoffe, zu denen auch Flavonoide, Kieselsäure, Phytohormone, Chlorophyll, Omega-3- und -6-Fettsäuren sowie Neurotransmitter zählen, sollen laut Frintrup mannigfaltige Heilwirkungen im Körper fördern können. Unter anderem soll die Pflanze harntreibend, entzündungshemmend, blutbildend, durchblutungsfördernd, entgiftend und immunstärkend wirken.

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Wem das Knabbern von frischen, zusammengerollten Blättern der Brennnessel nicht so behagt, der kann es gerne auch mal mit Brennnesselbier, -limo, -kombucha oder in Form von Salat und Gemüse versuchen. Für Kinder hatte Renate Florl einen besonderen Tipp parat: Brennnesselchips. Egal auf welche Weise zubereitet die wertvollen Wirkstoffe der Brennnessel in den Körper gelangen, dass eigene Immunsystem wird sich über den Booster freuen, so Mechtilde Frintrup.

Begegnet man der Brennnesselbotschafterin, fallen einem sogleich besondere Kleidungsstücke ins Auge: Pullover und Mütze sind nämlich aus einer ungewöhnlichen Faser gefertigt. Kaum überraschend, stammen auch diese von der Brennnessel. Wie das geht und welche Fingerfertigkeit dies erfordert, konnten die Teilnehmerinnen selbst ausprobieren. Da für eine Mütze oder gar einen Pullover Unmengen an Brennnesselstängeln bearbeitet werden müssten, hatte Mechtilde Frintrup einen selbst angefertigten Traumfänger mitgebracht.

Die Teilnehmerinnen sind begeistert von der Brennnesselwanderung

Ihren Worten zufolge kommt hierin besonders gut die magische Aura der Pflanze zum Ausdruck, die ihr in vielen Teilen der Welt noch heute zugesprochen wird. Derart inspiriert wurden in gemütlicher Runde am Lagerfeuer zum Ende der Wanderung eifrig Brennnesselkordeln gedreht. Während über dem offenen Feuer die von Mechtilde Frintrup zubereitete Brennnesselsuppe erhitzt und das mit Brennnesseln gewürzte Stockbrot gegrillt wurde, war auch Zeit, sich über die Eindrücke des Nachmittags auszutauschen. „Für uns war es die lange Fahrt nach Burgstall auf alle Fälle wert. Wir sind von der Brennnessel begeistert und wollen jetzt selber loslegen“, äußerten sich drei Teilnehmerinnen, die extra aus Schwäbisch-Hall angereist waren.

Passend hierzu gab es von Mechtilde Frintrup auch noch einen Tipp für den Fall, dass sich Brennnessel mal nicht von ihrer angenehmen Seite zeigt: „Zerdrückt einfach einige Brennnesselblätter in der Hand und verteilt den Pflanzensaft auf die roten Pusteln. Die Linderung setzt sofort ein und der Ausflug in die Natur ist gerettet.“

Mehr Informationen Auf ihrer Internetseite (www.andas-werkstatt.com) hat Mechtilde Frintrup umfassende Informationen rund um die Pflanze zusammengestellt. In einem Blog besteht zudem die Möglichkeit, sich interaktiv über persönliche Erfahrungen und Rezeptideen auszutauschen.

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Erstellt:
5. November 2023, 11:30 Uhr

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