Bürger löchern Verantwortliche der Kronenhöfe
Informationsveranstaltung zum Großprojekt in der Backnanger Innenstadt stößt auf großes Interesse
Von Carmen Warstat
BACKNANG. Der Fritz-Schweizer-Saal des Bürgerhauses war bis auf den letzten Platz belegt – offensichtlich stoßen die Pläne der Kronenhöfe GmbH zur Bebauung von Flurstück 288/1 (Am Obstmarkt, Dilleniusstraße, Eduard-Breuninger-Straße) auf reges Interesse der Backnanger, die nach den Ausführungen von Baudezernent Stefan Setzer, Stadtplanungsamtsleiter Tobias Großmann, Andreas Grüll und Jürgen Schwab (beide Kronenhöfe GmbH) sachlich und konstruktiv nachfragten und diskutierten.
Die Vertreter der Stadt informierten zunächst über den Stand der Dinge in Sachen Planung und Umsetzung des Projekts. „Wir befinden uns ganz am Anfang“, so Stefan Setzer. Er versicherte, dass die Bürgerschaft ausreichend Gelegenheit erhalten werde, ihre Interessen und Anregungen einzubringen. Allerdings seien schriftliche Stellungnahmen für Entscheidungen des Gemeinderats über private Belange von Bürgern erforderlich, und diese könne man allein oder gemeinsam mit den Beamten der Stadt verfassen, Terminvereinbarungen für Beratungen in kleiner Runde seien dafür möglich.
Seit Jahren schwele das Thema einer Umgestaltung des Areals. Vor allem das Hotel Holzwarth und das ehemalige Soziale Warenhaus (SoWas) stehen im Fokus. Der Wunsch des Gemeinderats nach einer „großen Lösung“ sei durch die grundstücksrechtliche Neuordnung erfüllbar geworden: Das Gebäude Obstmarkt 1 wurde durch den Bauträger Aspa, SoWas und Obstmarkt 4 durch die Stadt und das Hotel Holzwarth durch die Kronenhöfe GmbH erworben. Der heutige Projektstand sei also offen für das Bebauungsplanverfahren (bei dem alle Bürger mitreden dürfen) und das Baugenehmigungsverfahren (das nur noch durch Anwohner beeinflussbar ist).
Der Geschäftsführer der Kronenhöfe GmbH, Jürgen Schwab, informierte über den historischen Hintergrund der Namensgebung: Die Eduard-Breuninger-Straße hieß zwischen 1889 und 1929 Kronenstraße, man wolle also eine Brücke zur Stadtgeschichte schlagen. 41 Stadtwohnungen für jede Zielgruppe, 2200 Quadratmeter Gewerbeflächen, sieben Gehminuten zum Bahnhof, eine Treppe zwischen Obstmarkt und Eduard-Breuninger-Straße, Leben in der Innenstadt – das waren Schwabs wichtigste Stichworte, und Tobias Großmann zeigte Aufnahmen von 1958 und aus den Achtzigern, die verdeutlichten, dass das Areal schon immer eng bebaut war.
Verschiedene Ansichten von Lageplänen wurden vorgestellt, denn Andreas Grüll, technischer Leiter der Kronenhöfe GmbH, war es „wichtig, dass Sie ein Gefühl bekommen“, man wolle schließlich ein „wertiges Konzept“ umsetzen. Großmann ergänzte, dass die Höhenfestsetzungen und die geschlossene Bauweise bis an die Grundstücksgrenzen heran wesentliche Vorgaben des Bebauungsplans sind und stellte das Zeitfenster für dessen Offenlage beim Stadtplanungsamt vor: Vom 31. Juli bis 14. September 2018 sind die Unterlagen dort einsehbar, und ab Donnerstag, 26. Juli, auf der Webseite der Stadt abzurufen.
Nachfragen nach Begrünung
und Barrierefreiheit
Die Nachfragen der Bürger bezogen sich beispielsweise auf die Begrünungskonzeption für das Areal sowie die Barrierefreiheit. In beiden Punkten musste Setzer um Verständnis bitten. Es werde kein stark begrüntes Quartier geben, auch wenn mobile Lösungen und Dachbegrünungen geplant seien. Barrierefreiheit sei im Außenbereich aufgrund der erheblichen Steigungen nur zum Teil gewährleistet. Weiterhin interessierten sich die Bürger für die Preisgestaltung der 41 Wohnungen und fragten nach, für wen diese erschwinglich sein werden. Grüll: Es werde vom Eineinhalb-Zimmer-Apartment bis zur Fünfzimmerwohnung alles geben, zu den Preisen könne er sich noch nicht äußern.
Parkplätze beziehungsweise die geplante Tiefgarage waren ein weiterer Punkt. Grüll zeigte deren Verortung auf dem aktuellen Lageplan, und Setzer erläuterte den sogenannten Backnanger Schlüssel für Stellplätze. Der ist nach Wohnungsgröße gestaffelt und sieht ab 100 Quadratmeter Wohnfläche zwei Stellplätze vor. Die Fragen nach eventuellen Altlasten im Untergrund des zukünftigen Baugeländes konnte Grüll zufriedenstellend beantworten. Man habe bereits Gutachten beauftragt und Bohrungen durchführen lassen. Die Kritik an zu erwartenden Schattenwirkungen der geplanten Gebäude beantwortete er mit dem Hinweis auf die Entscheidung der Jury des Architektenwettbewerbs. Sie habe eine Höhenreduzierung vorgeschrieben, und diese sei vollumfänglich nachvollzogen worden.
Schließlich eine „spannende Frage zu einem sehr frühen Zeitpunkt“, so Grüll zu einer am Energiekonzept interessierten Bürgerin. Geothermie könne man jetzt schon ausschließen. Die voraussichtliche Bauzeit bezifferte er auf mindestens zwei Jahre. Abschließend wurden auch die Fragen der konkreten Nutzung der Gewerbeimmobilien und des Verkehrswegekonzepts für die Bauphase diskutiert. Die Aspacher Brücke soll hierfür wahrscheinlich zumindest in eine Richtung geöffnet werden.
Andreas Benignus, Geschäftsführer der Kronenhöfe GmbH sowie der Aspa Bauträger GmbH, stellte in Aussicht, dass neben Büroflächen, unter anderem für die Aspa, ein kleines Stadthotel, Nahversorgungsmöglichkeiten in größerem Stil, Ladenflächen und gastronomische Einrichtungen entstehen sollen. Ob das auf Interesse am Markt trifft, werde in naher Zukunft untersucht.