Bürgerbus wird zum Jahresende eingestellt

Von Annette Hohnerlein

Althütte. Die Geschichte des Althütter Bürgerbusses ist kurz, aber wechselvoll. Im Januar 2020 ging er an den Start, um den Bürgern Einkaufsfahrten in benachbarte Gemeinden zu ermöglichen. Gedacht war das Angebot vor allem für Senioren, die sonst keine Möglichkeit gehabt hätten, sich mit Lebensmitteln zu versorgen, nachdem der Nah-und-gut-Markt in der Schulstraße seine Türen geschlossen hatte. Dann kam Corona, Ende März folgte der Lockdown und damit eine Zwangspause für den Bürgerbus; nur noch Besorgungsfahrten ohne Passagiere waren möglich.

Im Juli ging es weiter, allerdings mussten zunehmend Verwaltungsmitarbeiter die Fahrten machen, da kaum noch ehrenamtliche Fahrer zur Verfügung standen. Dazu kam, dass im Juli 2020 Danica’s Dorflädle in der Hauptstraße von Althütte eröffnete und das Lebensmittelangebot wieder vielseitiger wurde. Deshalb hatte die Verwaltung darauf hingewiesen, dass Menschen mit eingeschränkter Mobilität den Bürgerbus auch für Fahrten aus den Teilorten zu diesem neuen Geschäft nutzen können. Allerdings teilte Bürgermeister Reinhold Sczuka in der jüngsten Gemeinderatssitzung mit: „Die Nachfrage danach ist gleich null.“

Für Gemeinderat und Verwaltung war es immer auch ein Abwägen: Einerseits wollte man den Bürgern auswärtige Einkäufe ermöglichen, andererseits aber den örtlichen Einzelhandel nicht schwächen; man wollte einen guten Service anbieten, durfte aber keine Konkurrenz zum öffentlichen Nahverkehr schaffen. Und man musste die Kosten im Blick haben: Die monatliche Leasingrate für den Transporter beträgt 325,12 Euro, Gebühren werden von den Nutzern nicht erhoben.

Im März dieses Jahres wurde beschlossen, keine Arztfahrten mit dem Bürgerbus mehr anzubieten. Als Grund wurde auf die Ärzte vor Ort und die gute ÖPNV-Verbindung nach Rudersberg und Backnang verwiesen. Im Übrigen würden Krankenfahrten durch Spezialanbieter abgedeckt und gegebenenfalls auch durch die Krankenkassen bezahlt.

Das alles führte dazu, dass immer weniger Anfragen im Rathaus eingingen. „Inzwischen sind es maximal sechs Personen, die den Bürgerbus in Anspruch nehmen“, teilte Sczuka den Gemeinderäten mit. Deshalb schlug die Verwaltung vor, den Bus noch bis zum Ende des Leasingvertrags am 31. Dezember weiterzubetreiben und das Angebot dann einzustellen. Ein Erwerb des Citroën-Transporters zum Restkaufwert von 27900 Euro komme nicht in Betracht.

„Wir sehen das anders“, sagte Gabriele Gabel vom Forum Althütte 2000. Das Coronajahr 2021 sei nicht repräsentativ, der Bedarf sei nach wie vor da. „Wenn Corona vorbei ist, dann stimmt auch die Nachfrage wieder“, vermutete die Gemeinderätin und erinnerte daran, dass der Bürgerbus als Überbrückung gedacht war, bis der neue Vollsortimenter am Ortseingang da ist.

In diesem Zusammenhang teilte der Bürgermeister mit, dass nach wie vor ein Lebensmitteldiscounter, die Firma Netto, Interesse habe, sich dort anzusiedeln. Das Verfahren liege beim Regierungspräsidium und sei sehr aufwendig, da für das Bauvorhaben Wald gerodet werden muss. Reinhard Pfeil von der Freien Wählervereinigung (FWV) berichtete, dass er von einem Bürger auf die ausgesetzten Arztfahrten angesprochen worden sei. Dieser habe sich mit dem Bürgerbus zu seinem Hausarzt nach Aspach fahren lassen, was dazu geführt habe, dass der Fahrer lange Wartezeiten hatte. Pfeils Fraktionskollege Rudi Beck merkte an: „Arztbesuche sind nicht Aufgabe des Bürgerbusses, es geht um Einkaufsfahrten.“ Er betonte: „Wenn das Angebot da ist und der Bedarf gegen null geht, muss man es einstellen.“

Letztlich sah es die Mehrheit der Räte genauso und beschloss, gegen die Stimmen von Gabriele Gabel und Lucca Volkmer vom Forum Althütte 2000, den Bürgerbus zum Ende des Jahres aufzugeben.