Bundesagentur wirft Vorstandsmitglied Valerie Holsboer raus

dpa Nürnberg. Sie kam mit vielen Ideen und Enthusiasmus in die Bundesagentur. Doch nach zwei Jahren muss Valerie Holsboer den BA-Vorstand schon wieder verlassen. Die Entscheidung reißt in der Behörde tiefe Gräben auf.

Valerie Holsboer, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, muss vorzeitig gehen. Foto: Daniel Karmann

Valerie Holsboer, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, muss vorzeitig gehen. Foto: Daniel Karmann

Die bisher einzige Frau im Vorstand der Bundesagentur für Arbeit muss vorzeitig ihren Posten räumen. Eine Mehrheit des Verwaltungsrats der Bundesagentur beschloss die Abberufung der Finanz- und Personalchefin Valerie Holsboer (42) nach nur zwei Jahren im Amt.

Viele Beschäftigte hatten mit der Managerin große Hoffnungen auf einen Kulturwandel bei der Mammutbehörde verbunden. Doch die Seite der Arbeitgeber im Verwaltungsrat war unzufrieden mit der Arbeit der Vorstandsfrau. Der Fünf-Jahres-Vertrag von Holsboer wäre regulär erst im Jahre 2022 ausgelaufen.

Nach Berichten aus Teilnehmerkreisen stimmten die jeweils sieben Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter geschlossen für Holsboers vorzeitige Abberufung. Dem Votum muss allerdings formal noch die Bundesregierung zustimmen.

Holsboers vorzeitige Abberufung war nach Informationen aus dem Umfeld des Verwaltungsrats vor allem von der Arbeitgeberseite betrieben worden. Insbesondere der stellvertretende Vorsitzende des Gremiums, Peter Clever, ist dem Vernehmen schon länger mit Holsboers Arbeit unzufrieden.

Er hatte sie selbst für die Position im von Detlef Scheele geführten Vorstand vorgeschlagen, sei aber schon bald von ihrer Arbeit enttäuscht gewesen. So habe die Volljuristin den Umbau der Bundesagentur in Zeiten des Strukturwandels nicht ausreichend schnell vorangetrieben.

In einer Erklärung bedauerte Clever, „dass die von der Arbeitgebergruppe angebotenen Gespräche um eine einvernehmliche Lösung von ihr abgelehnt wurden“. Nun gelte es, sich wieder auf die Aufgaben der BA zu konzentrieren und nach vorn zu blicken. Längst überfällig sei unter anderem die Qualifizierung der Mitarbeiter für neue anspruchsvolle Beratungsaufgaben. Clever ist zugleich Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.

Nicht näher ging hingegen die derzeitige Vorsitzende des Verwaltungsrats, Annelie Buntenbach, auf die Hintergründe des Konflikts zwischen Arbeitgebern und Holsboer ein. Das Mitglied im DGB-Bundesvorstand beschränkte sich in ihrer Erklärung darauf festzustellen: „Wenn die Arbeitgebergruppe im Verwaltungsrat der BA das Vertrauen zu dem von ihr selbst vorgeschlagenen Mitglied im BA-Vorstand für unwiderruflich zerrüttet erklärt, ist keine tragfähige Grundlage für die weitere Arbeit des Vorstandes mehr gegeben.“

Nach langjähriger Gepflogenheit ist es im Verwaltungsrat üblich, dass beide „Bänke“ die Personalentscheidungen der jeweiligen anderen Seite akzeptieren.

Die vorzeitige Abberufung hatte sich nach einem erbitterten Machtkampf zwischen Kritikern und Unterstützern der 42 Jahre alten Volljuristin bereits seit Wochen abgezeichnet. Beide Seiten hatten sich dabei in Medienberichten Unredlichkeit im Umgang mit der jeweils anderen Seite vorgeworfen und damit die Arbeit der Bundesagentur stark belastet.

Auch innerhalb der Belegschaft riss der Machtkampf um Holsboers Zukunft tiefe Gräben auf. In einer Online-Petition haben sich mehr als 1200 Unterzeichner für ihren Verbleib in der BA-Führung ausgesprochen.

Einen ähnlichen Vorfall hat es in der Geschichte der Nürnberger Bundesbehörde nur einmal gegeben: im Jahr 2004 mit der vorzeitigen Abberufung des damaligen BA-Chefs Florian Gerster. Der frühere SPD-Politiker war über umstrittene Beraterverträge bei der BA gestolpert.

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Erstellt:
12. Juli 2019, 14:14 Uhr

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