Bundespräsident Steinmeier zu Besuch in Schweden

dpa Berlin/Stockholm. Der letzte Staatsbesuch eines Bundespräsidenten in Schweden liegt schon ein paar Jährchen zurück. 2003 war Johannes Rau in Stockholm. Jetzt kommt Frank-Walter Steinmeier ins Land von Greta Thunberg.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steigt am Flughafen Berlin-Brandenburg in ein Flugzeug der Bundeswehr. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steigt am Flughafen Berlin-Brandenburg in ein Flugzeug der Bundeswehr. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Es wird ein etwas anderer Staatsbesuch als üblich werden, das steht bereits fest: Wenn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender an diesem Dienstagvormittag in Stockholm eintreffen, erwartet sie mehr Pomp als sonst.

Royal wird schon die Ankunft sein: Am Flughafen begrüßen Schwedens Kronprinzessin Victoria und Prinz Daniel die Gäste aus Deutschland, kurz darauf dann König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia. Die gemeinsame Vorfahrt vor dem königlichen Schloss in der Kutsche, wie anschließend vorgesehen, erlebt auch ein Bundespräsident nicht alle Tage.

Drei Tage lang bleiben Steinmeier und seine Frau in Schweden. Dass das Königspaar die deutschen Gäste die ganze Zeit über begleiten wird, ist ungewöhnlich und wird im Bundespräsidialamt als Geste der engen Verbundenheit zwischen beiden Staaten gewertet. Die Bindungen sind auch persönlicher Natur - Königin Silvia ist in Heidelberg zur Welt gekommen.

„Schwerpunkt meiner Reise ist die enge und sehr dynamische deutsch-schwedische Zusammenarbeit bei entscheidenden Zukunftsfragen“, sagte der Bundespräsident in einem Interview mit der schwedischen Tageszeitung „DagensNyheter“, das am Ankunftstag erscheint. Das reiche von der emissionsfreien Mobilität über die Digitalisierung im Gesundheitswesen, vom nachhaltigen Wirtschaften und Bauen bis zur Zukunft der Raumfahrt - „hier arbeiten Schweden und Deutsche heute gemeinsam an Lösungen für die Zukunft“, so Steinmeier.

Steinmeier kommt in ein Land, das politische Turbulenzen durchlebt. Ministerpräsident Stefan Löfven, den er an diesem Dienstag ebenfalls treffen wird, hat soeben überraschend angekündigt, dass er Anfang November als Vorsitzender der Sozialdemokraten und auch als Regierungschef aufhören werde. Im Juni hatte Löfven nach einem Misstrauensvotum im Parlament schon einmal seinen Rücktritt erklärt, dann aber doch wieder den nötigen Rückhalt im Parlament gefunden. Seine rot-grüne Minderheitsregierung ist auf die Unterstützung anderer Parteien angewiesen.

Steinmeier kommt zugleich in die Heimat der Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg. Die Themen ihrer Fridays-for-Future-Bewegung finden sich auch in seinem Besuchsprogramm. Ein roter Faden sind Innovationen, die ein umweltfreundliches und klimaschonendes Wirtschaften ermöglichen sollen. So will sich Steinmeier zum Beispiel beim größten Nutzfahrzeughersteller Scania, einer VW-Tochter, ein Projekt zur Elektrifizierung schwerer Lastwagen erläutern lassen. Dabei soll es auch um die nachhaltige Fertigung von Batteriezellen und die umweltfreundliche Stahlproduktion mithilfe von Wasserstoff gehen.

In Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens will sich Steinmeier die European Space and Sounding Rocket Range anschauen, einen Weltraumbahnhof für Forschungsraketen und -ballons. Vor dem Rückflug ist dort auch ein Besuch im größten unterirdischen Eisenerzbergwerk der Welt vorgesehen. Dabei soll es ebenfalls um die Frage gehen, wie Produktionsprozesse CO2-neutral gestaltet werden können.

Der letzte deutsche Staatsbesuch in Schweden liegt bereits 18 Jahre zurück. Der Bundespräsident hieß damals Johannes Rau. Er warb seinerzeit für einen Beitritt Schwedens zum Euro-Raum - vergeblich. Nur wenige Monate später stimmte die Bevölkerung des EU-Mitglieds bei einem Referendum mehrheitlich gegen die Einführung der europäischen Währung. Während Rau sich im Mai 2003 in Schweden aufhielt, wurde zuhause in Deutschland wild spekuliert, ob er für eine zweite Amtszeit kandidieren wird. Dies kann Steinmeier nicht mehr passieren, nachdem er sich vor einigen Monaten klar dazu positioniert hat.

© dpa-infocom, dpa:210907-99-119102/2

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Erstellt:
7. September 2021, 05:02 Uhr

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