Bundesverdienstkreuz für Ursula Hefter-Hövelborn
Für ihren langjährigen Einsatz für Frauen und die Förderung von Kultur ist die ehemalige Stadträtin Ursula Hefter-Hövelborn mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Die Chancengleichheit liegt ihr besonders am Herzen.

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Oberbürgermeister Maximilian Friedrich (von links), Ursula Hefter-Hövelborn, Staatssekretär Wilfried Klenk und der Landtagsabgeordnete Gernot Gruber präsentieren die Urkunde. Foto: Tobias Sellmaier
Von Klaus J. Loderer
Backnang. Es waren besonders die Frauenarbeit, die Bildungsmöglichkeiten für Frauen, die Gründung des Frauenforums und die Förderung der Kultur, die bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an die langjährige Stadträtin Ursula Hefter-Hövelborn am Dienstag in der städtischen Galerie in Backnang immer wieder hervorgehoben wurden. Das Zitat der „Grande Dame des Gemeinderats in Sachen Kunst und Kultur“ griff Staatssekretär Wilfried Klenk in seiner Laudatio ebenso auf wie jenes der „kommunalpolitischen Dauer- und Langstreckenläuferin“.
„Ursula Hefter-Hövelborn hat sich über Jahrzehnte in vorbildlicher Weise um das Gemeinwohl in der Großen Kreisstadt Backnang, im Rems-Murr-Kreis und darüber hinaus verdient gemacht“, begründete Wilfried Klenk die Ehrung.
Ihr Engagement gilt und galt vor allem dem gesellschaftspolitischen Bereich
Natürlich listete der Staatssekretär im baden-württembergischen Innenministerium die Tätigkeit als Kommunalpolitikerin auf: 30 Jahre lang war sie Gemeinderätin, fünf Jahre lang ehrenamtliche Stellvertreterin des Oberbürgermeisters und fünf Jahre lang Kreisrätin. „Ursula Hefter-Hövelborns Engagement galt und gilt vor allem dem gesellschaftspolitischen Bereich. Die Kunst und die Kultur liegen ihr besonders am Herzen, daneben auch die Chancengerechtigkeit – im Speziellen die Gleichberechtigung von Frauen und die Bildungsgerechtigkeit,“ charakterisierte Klenk die ehemalige Stadträtin. Staatssekretär Wilfried Klenk überreichte Ursula Hefter-Hövelborn unter dem Beifall des Publikums das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik und verlas die Urkunde.
Der OB beschreibt die Geehrte als engagierte Kommunalpolitikerin und Demokratin
Das bezahlbare Bildungsangebot als eins der Ziele Hefter-Hövelborns hob Oberbürgermeister Maximilian Friedrich besonders hervor. Besonders eng sei sie mit der Volkshochschule Backnang verbunden, an deren Geschicken und Ausrichtung die Anglistin nach einer Spezialisierung auf die Erwachsenenbildung ab 1972 als Dozentin und ab 1987 als Vorstandsmitglied mitwirkte.
„Neben dem Bereich der Bildung waren Sie aber ebenso auch für Kunst und Kultur zu begeistern“, wandte sich Friedrich an die Geehrte. Damit spielte der Oberbürgermeister auf ihren Ehemann Ernst Hövelborn an, den Künstler und langjährigen Vorsitzenden des Heimat- und Kunstvereins Backnang. Friedrich konkretisierte die Tätigkeit im Stadtrat von 1989 bis 2019, darunter von 2009 bis 2014 als ehrenamtliche Stellvertreterin des Oberbürgermeisters.
„Von 1999 bis 2004 haben Sie zudem die Backnanger Interessen im Kreistag vertreten. Als engagierte Kommunalpolitikerin und überzeugte Demokratin haben Sie all diese politischen Gremien belebt und bereichert.“ Das ehrenamtliche Engagement hob Oberbürgermeister Maximilian Friedrich besonders hervor und fasste allgemein zusammen: „Backnang ist reich an leidenschaftlichen Menschen und guten Taten.“
„Mit ihrem Frauenbild war sie ihrer Zeit voraus.“
Im Namen des Ortsvereins der SPD und der Gemeinderatsfraktion gratulierte die frühere Stadt- und Kreisrätin Christa Elser mit einem sehr persönlich gehaltenen Grußwort: „Deine Tätigkeit als Frauenbeauftragte in Schwäbisch Hall bot dir die Möglichkeit, in dieser Hinsicht Akzente zu setzen“, sprach sie die Geehrte direkt an. „Es herrschten weitgehend eingespielte, von der Gesellschaft vorgelebte Rollen, die Mann und Frau zu erfüllen hatten. Mit deinem Frauenbild warst du ganz einfach deiner Zeit voraus.“
Christa Elser konnte sich den Seitenhieb auf den Backnanger Gemeinderat nicht verkneifen, dessen konservatives Frauenbild 1991 die Schaffung der Stelle einer Frauenbeauftragten auf Antrag der SPD verhindert habe. Elser berichtete, dass ihre Gemeinderatskollegin oft angeeckt sei ob ihres konsequenten, „von manchen gar als penetrant bezeichneten Einsatzes für die berechtigten Interessen der Frauen“. Dabei sei Ursula Hefter-Hövelborn im Umgang mit politisch Andersdenkenden freundlich, verbindlich und sachbezogen gewesen.
Sie verlieh Gemeinderatssitzungen „Glanz und Glamour“
Zur weiteren Charakterisierung erinnerte Christa Elser an eine Bemerkung des früheren Backnanger Oberbürgermeisters Frank Nopper, der Hefter-Hövelborn einmal als eine in jeder Hinsicht unkonventionelle Persönlichkeit bezeichnet habe, deren extravagante Kleidung den Gemeinderatssitzungen „Glanz und Glamour“ verliehen habe. Ursula Hefter-Hövelborn habe beharrlich ihre Ziele verfolgt und dieses Selbstbewusstsein habe sich denn auch in ihrem Auftreten und in ihrem äußeren Erscheinungsbild gespiegelt.
Ein Streichquartett der Jugendmusik- und Kunstschule umrahmte den Festakt musikalisch. Sophie Schmidt-Ott, Marlene Scaal, Greta Lütke und Julia Reiff spielten bei der Feier besinnliche Stücke von Mozart und Tschaikowsky.
„Danke für deine Vorarbeit“, fasste Judith Gieseler, die Tochter der Geehrten, ihre Hochachtung gegenüber der frauenpolitischen Arbeit ihrer Mutter zusammen. Sie äußerte sich beeindruckt: „Toll gemacht, was du alles auf die Beine gestellt hast.“ In Judith Gieselers Schlusswort waren noch einige Gratulationen und die Überreichung von Geschenken eingebunden, etwa durch den Landtagsabgeordneten Gernot Gruber, den SPD-Fraktionsvorsitzenden Heinz Franke sowie Jutta Rieger-Ehrmann und Christa Freitag vom Frauenforum Backnang. Schmunzelnd erwähnte Judith Gieseler: „Wir haben zu Hause immer gespürt, wie viel Herzblut dabei ist. Da war aber immer noch eine Familie im Hintergrund.“
Bescheiden bedankte sich Ursula Hefter-Hövelborn für die Ehrung: „Ich bin echt gerührt.“ Und sie gab gleich den Ansporn an ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger, sich ebenfalls zu engagieren: „Backnang bietet viele Möglichkeiten.“