BVB: Drama und Risse

Die Stimmung ist schlecht bei Borussia Dortmund. Die Fans verpassen Clubboss Watzke einen Denkzettel, die Profis lassen Punkte liegen.

Von sid

Dortmund - Von der schallenden Ohrfeige für Clubboss Hans-Joachim Watzke und den Buhrufen nach dessen Wahl wusste Waldemar Anton noch nichts, als er am Rande der Dortmunder Mitgliederversammlung über die Stimmung bei der Borussia redete. Man solle „kein großes Drama daraus machen“, bat der Ex-Abwehrspieler des VfB Stuttgart und meinte damit eigentlich die stockende sportliche Entwicklung beim BVB. Doch die Wortwahl passte auch perfekt auf die Gemengelage im Verein.

Vor wenigen Wochen noch herrschte große Zuversicht, mitunter sogar Euphorie, dass Dortmund auf dem Weg zurück zu alter Stärke, womöglich ein ernsthafter Bayern-Jäger sei. Die lange Erfolgsserie in der Bundesliga, starke Auftritte in der Champions League – unter dem neuen Trainer Niko Kovac schien sich Stabiles zu entwickeln. Doch nach drei Pflichtspielen in Folge ohne Sieg mit insgesamt acht Gegentoren sind die Zweifel zurückgekehrt. Gegen den FC Villarreal an diesem Dienstag (21 Uhr) steht plötzlich Grundsätzliches infrage.

„Wir sind gefestigt genug, um den Schalter umzulegen“, behauptete Anton und sprach von „Kleinigkeiten, die wir abstellen müssen.“ Wie beim ebenso spektakulären wie enttäuschenden 3:3 im Bundesliga-Verfolgerduell gegen den VfB Stuttgart, bei dem der BVB zum vierten Mal in dieser Saison in den Schlussminuten einen Sieg aus der Hand gegeben hatte. Doch nicht nur sportlich knirscht es beim Traditionsclub. Als am Sonntagabend die Mitglieder den bisherigen Profi-Boss Watzke bei der Wahl zum Vereinspräsidenten mit nur 59 Prozent Zustimmung – ohne Gegenkandidaten – abstraften, zeigten sich tiefe Risse.

Dem langjährigen Anführer, der den Club vor der Insolvenz gerettet und mit Jürgen Klopp den Grundstein zur erfolgreichsten Phase seiner Geschichte gelegt hatte, verweigerten vor allem die organisierten Fans die Gefolgschaft. Heftige Kritik an der öffentlichen Schlammschlacht mit seinem Vorgänger Reinhold Lunow, am umstrittenen Sponsorendeal mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall und am Umgang mit den jüngst öffentlich gewordenen Missbrauchsvorwürfen gegen einen Ex-Funktionär, laute Buhrufe nach der Wahl – Watzke, der intern mit mindestens 70 Prozent Unterstützung gerechnet haben soll, musste in der Westfalenhalle viel einstecken.

Misstöne gab es auch bei den Profis. Kovac wies Maximilian Beier öffentlich zurecht – wenn auch mit einem Grinsen. Die Stimmung sei „am Boden“, hatte Beier nach dem Spiel gegen Stuttgart berichtet. „Am Anfang der Saison hat er gesagt, wir wollen Meister werden. Jetzt sind wir am Boden. Wir müssen nicht immer alles glauben, was der Junge sagt“, so der Coach. Gegen Spaniens Tabellendritten Villarreal, der fünf seiner letzten sechs Pflichtspiele gewann, will sein Team „ein anderes Gesicht zeigen“, so Anton.

Zum Artikel

Erstellt:
24. November 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
24. November 2025, 23:54 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen