USA-Reisen 2025

Bye-bye Amerika: Trump schreckt vermehrt deutsche Touristen ab

Dank Trump verliert das Sehnsuchtsziel viel von seinem Glanz. Die Statistik zeigt einen deutlichen Rückgang bei USA-Reisen. Experten rechnen damit, das könnte so bleiben.

Traumreiseziel New York City: Weniger Internationale Gäste.

© IMAGO/Martin Wagner

Traumreiseziel New York City: Weniger Internationale Gäste.

Von Michael Weißenborn

Die Kommentare von Reiseexperten in und um Stuttgart lassen keinen Zweifel zu: „Wir haben deutlich weniger Anfragen und Buchungen von Reisen in die USA“, sagt Kerstin Föll vom Eurolloyd Reisebüro in Stuttgart. Die Gründe dafür liegen für die Reisekauffrau auf der Hand: „Die politische Lage um Trump“, meint sie. „Die Leute haben Angst davor, bei der Einreise willkürlich in Haft genommen zu werden.“ Vereinzelte Berichte über Zurückweisungen oder gar Verhaftungen von Besuchern bei der Einreise hatten im Frühjahr für Schlagzeilen gesorgt.

„Klar weniger Interesse“, stellt auch die Mitarbeiterin eines anderen Reisebüros fest. Weitere Stimmen aus der Region bestätigen den Negativtrend bei US-Reisebuchungen und die Suche nach Alternativreisezielen: „Die Begeisterung für Amerika ist vorbei, das Freiheitsversprechen gilt nicht mehr“, sagt eine erfahrene Reisespezialistin, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Da werden auf einmal ganz andere Länder wie China oder die Mongolei attraktiv.“

Entlassungen in Nationalparks in USA schrecken Touristen ab

Die Trump-Regierung hat ganze Behörden der Regierung zusammengestrichen, darunter auch Personal in den beliebten Nationalparks, Abschiebungen forciert, die Nationalgarde in die Straßen von Los Angeles und Washington D.C. geschickt oder Verbündete mit der Annexion Kanadas oder Grönlands gedroht. Das Auswärtige Amt hat seine Reisehinweise um den Hinweis erweitert: „Falsche Angaben zum Aufenthaltszweck oder eine auch nur geringfügige Überschreitung der Aufenthaltsdauer bei Reisen können bei Ein- bzw. Ausreise zu Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung führen.“

Alles Gift für die Zahl von Reisenden in die USA, wie die Analyse offizieller Zahlen der US-Regierung zeigt. Die Sommerreisezeit ist vorüber und laut Ankunftszahlen an den US-Flughäfen, die das US-Bundesamt für Internationalen Handel (International Trade Administration) erhebt, sind in den ersten sieben Monaten zehn Prozent oder knapp 100.000 weniger Deutsche in die USA gereist als 2024. Aus Dänemark sind es sogar 19 Prozent weniger. Insgesamt kamen 3,8 Prozent oder 1,3 Millionen internationale Besucher weniger in die USA als 2024. Das ist gegenläufig zur Entwicklung des Tourismus weltweit, der sich vom Einbruch während der Corona-Pandemie wieder erholt hat.

Kanadier bleiben wegen Trump aus den USA weg

Am stärksten sind die USA-Reisen der US-Nachbarn aus Kanada eingebrochen: 13,2 Prozent weniger kamen im Sommer über die Flughäfen; und die Einreisen über die Landgrenze mit dem Auto gingen im Juni sogar um ein Drittel zurück. Eine große Werbetafel an der Hauptverkehrsader zwischen der kanadischen Metropole Toronto und der US-Stadt Buffalo im US-Staat New York – „Buffallo liebt Kanada“ – hat also wenig gebracht.

Tilo Krause-Dünow, der als Gründer und Geschäftsführer des Nordamerika-Reiseunternehmens Canusa seit mehr als 40 Jahren Amerika-Enthusiasten über den Atlantik schickt, berichtet nur von „einem leichten Minus“ bei Umsatz und Zahl der Reisenden aus Deutschland. Der Sommer 2025 sei wieder „sehr gut und im einstelligen Prozentbereich über dem Vorjahresniveau“ ausgefallen. Der Unternehmer zeigt sich fest davon überzeugt, dass auch Trump der Amerika-Begeisterung vieler Deutscher nichts anhaben kann. Reisen sei nicht politisch. Bisher weichen Nordamerika-Reisende auch nicht vermehrt nach Kanada aus. Die kanadische Regierung zählte bis Juni 115.000 Besucher aus Deutschland – ein Minus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Negativstimmung gegenüber USA setzt sich bei Reisenden fest

US-Reiseexperten befürchten allerdings, dass der Abwärtstrend bei den USA-Reisen in der aktuellen politischen Atmosphäre anhalten könnte. „Die Negativstimmung hat sich als massiv herausgestellt“, heißt es beim Institut Tourism Economics. Mit Blick auf die Buchung von Flugreisen gehen die Forscher davon aus, dass die deutlich gesunkenen Flugzahlen vom Sommer auch in naher Zukunft anhalten werden.

Verschärfte Visabestimmungen, Razzien gegen illegale Einwanderer oder hohe Zölle auf ausländische Waren vermitteln vielen Reisenden das Gefühl, sie seien nicht mehr willkommen. „Wahrnehmung ist Realität“, zitiert die Nachrichtenagentur AP Deborah Friedland vom Finanzberuntungsunternehmen Eisner Advisory Group. Der Tourismus macht gut drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts der größten Volkswirtschaft der Welt aus. Bisher konnten wohlhabendere US-Bürger bei Hotelbuchungen und bei Flügen das Ausbleiben der Ausländer abfedern.

Amerikaner reisen verstärkt ins Ausland

Doch US-Bürger fliegen auch in größerer Zahl ins Ausland als im Vorjahr. Internationale Flüge aus den USA sind um 2,9 Prozent gestiegen. 2024 sind 22 Prozent mehr Amerikaner ins Ausland geflogen als Ausländer in die USA. 2025 beläuft sich die Lücke bisher auf 27 Prozent. Die Tatsache, dass mehr Amerikaner ihr Geld im Ausland ausgeben als Ausländer in Amerika, sollte einem Präsidenten, der fortwährend Handelsungleichgewichte im Blick hat, Gedanken machen.

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Erstellt:
17. September 2025, 12:14 Uhr

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