Caritas: Behinderte suchen jahrelang nach geeigneter Wohnung

dpa/lsw Freiburg. Wenn Menschen mit Behinderungen eine eigene Wohnung suchen, ist viel Geduld notwendig. Wie eine neue Studie aufzeigt, kann die Wohnungssuche bis zu drei Jahre dauern. Noch immer gebe es Vorbehalte bei den Vermietern.

Eine in ihren körperlichen Fähigkeiten eingeschränkte Frau geht eine Treppe hinauf. Foto: Silas Stein/dpa/Archivbild

Eine in ihren körperlichen Fähigkeiten eingeschränkte Frau geht eine Treppe hinauf. Foto: Silas Stein/dpa/Archivbild

Menschen mit Behinderung haben es laut Caritas schwer, in Baden-Württemberg eine passende Wohnung zu finden. Häufig hätten die Menschen ein begrenztes Budget und spezielle Anforderungen an die Wohnungen, sagte eine Caritas-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Manche Vermieter stünden ihnen mit Vorbehalten gegenüber. In Städten wie Stuttgart, Karlsruhe oder Freiburg dauere die Suche nach einer behindertengerechten Wohnung im Schnitt zwischen zwei und drei Jahren, hieß es.

Laut einer von der Caritas in Auftrag gegebenen Studie, die am Donnerstag vorgestellt wurde, liegt das auch an fehlenden Sozialwohnungen im Land. Ende 2019 kamen demnach nur 55 300 Sozialwohnungen auf mehr als 800 000 armutsgefährdete Haushalte. Damit Inklusion beim Wohnen funktioniere, brauche es eine spezielle - auch finanzielle - Förderung und zusätzliche Aufklärungskampagnen bei Wohnungsanbietern und in der Öffentlichkeit.

Für die Studie wurden unter anderem zahlreiche Trägerorganisationen und Verbände der Behindertenhilfe in Baden-Württemberg interviewt. Demnach sind viele Wohnungen für Menschen mit Behinderungen nicht geeignet. Sozialwohnungen würden häufig in „abgehängten“ Stadtteilen liegen, wo die Anbindung an Bus oder Bahn schlecht sei.

Die Suche nach geeignetem Wohnraum erfordere von Menschen mit Behinderung und den sie betreuenden Einrichtungen in Baden-Württemberg viel Geduld und Ausdauer, heißt es in der Studie. Teilweise könne die Suche sogar bis zu drei Jahre dauern.

Damit Menschen mit Behinderung bei der Wohnungssuche eine bessere Chance haben, würden zahlreiche Träger selbst als Zwischenmieter auftreten. Dieses Modell habe sich für viele bewährt.

In der Studie wird vorgeschlagen, dass ein Teil der neu entstehenden Sozialwohnungen für Menschen mit Behinderung zumindest zeitlich begrenzt vorbehalten werden sollte.

© dpa-infocom, dpa:210128-99-201378/3

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Erstellt:
28. Januar 2021, 06:46 Uhr

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