Caritas und Stadt wollen Türen öffnen

Projekt will Wohnungssuchenden eine Chance und Vermietern Sicherheit bieten – Wohlfahrtsverband leistet viel Unterstützung

Viele Menschen suchen händeringend eine bezahlbare Unterkunft, andererseits gibt es eine ganze Reihe von Wohnungen, die leer stehen. Aus diesem Grund haben sich die Caritas und die Stadt Murrhardt für das Projekt „Türöffner“ zusammengetan. Es garantiert Vermietern regelmäßige Mieteinnahmen und bietet ihnen Unterstützung rund um die Vermietung ihrer Immobilie.

Ellen Eichhorn-Wenz von der Caritas berichtet, dass sie zum Projektstart von „Türöffner“ vor acht Monaten im Raum Ludwigsburg und im Enzkreis von Wohnungssuchenden regelrecht überrannt wurde. Inzwischen konnten dort zehn Wohnungen angemietet werden. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Ellen Eichhorn-Wenz von der Caritas berichtet, dass sie zum Projektstart von „Türöffner“ vor acht Monaten im Raum Ludwigsburg und im Enzkreis von Wohnungssuchenden regelrecht überrannt wurde. Inzwischen konnten dort zehn Wohnungen angemietet werden. Foto: A. Becher

Von Annette Hohnerlein

MURRHARDT. Dass Menschen mit geringem Einkommen an der Wohnungssuche verzweifeln, ist kein Phänomen der Großstädte mehr. Inzwischen hat die Wohnungsnot auch kleinere Gemeinden erreicht. Im Wettbewerb um die wenigen preisgünstigen Angebote konkurrieren Flüchtlinge, kinderreiche Familien und Alleinerziehende miteinander.

Auch in Murrhardt sind bezahlbare Wohnungen Mangelware. „Wir haben gerade eine zwölfköpfige Familie, die händeringend ein Haus mit etwas Grün drum herum sucht, damit die Kinder draußen spielen können“, berichtet Elke Strohmaier-Detz vom Murrhardter Amt für Ordnung und Soziales.

Andererseits gibt es Immobilienbesitzer, die eine Wohnung oder ein ganzes Haus leer stehen lassen. Sie haben verschiedene Bedenken: Wie finde ich einen passenden Mieter? Wird die Miete pünktlich bezahlt? Geht der Mieter sorgfältig mit den Räumen um? Zudem scheuen vor allem ältere Hausbesitzer den Aufwand, den eine Vermietung mit sich bringt. Andere haben schlechte Erfahrungen gemacht und wollen sich zukünftigen Ärger ersparen.

Hier setzt das Konzept von „Türöffner“ an. Ellen Eichhorn-Wenz von der Caritas Ludwigsburg/Waiblingen/Enz erklärt beim Pressegespräch mit Vertretern der Stadt und der katholischen Kirche das Prinzip: Die Caritas schließt einen Mietvertrag mit dem Besitzer der Immobilie ab und vermietet diese dann, zunächst befristet auf drei Jahre, an Wohnungssuchende weiter. Sie übernimmt die Suche nach passenden Mietern, garantiert regelmäßige Mietzahlungen, verwaltet die Wohnung, beseitigt Schäden an der Immobilie und ist Ansprechpartner für Mieter und Vermieter. Ein Sozialarbeiter schaut nach dem Rechten und berät die Bewohner zum Beispiel in Behördenangelegenheiten oder auch bei alltäglichen Knackpunkten wie Kehrwoche, Mülltrennung oder Lärmbelästigung. Zudem sind die Mieter verpflichtet, eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. „Wir bieten einen Rundumservice in Vermietungsfragen“, sagt Ellen Eichhorn-Wenz. Als Honorar gehen zehn Prozent der Kaltmiete an die Caritas. Die Stadt Murrhardt bezuschusst das Projekt mit monatlich 100 Euro pro Mietverhältnis.

Als „Türöffner“ vor acht Monaten im Raum Ludwigsburg und im Enzkreis an den Start ging, wurde die Caritas-Mitarbeiterin von Wohnungssuchenden regelrecht überrannt. Inzwischen konnten dort bereits zehn Wohnungen angemietet werden. „Der Vermieter hat dadurch viel Sicherheit“, betont Ellen Eichhorn-Wenz, „allerdings können wir keine Höchstpreise zahlen.“ Der Mietpreis orientiert sich an den Mietobergrenzen des Landkreises, das heißt an dem Maximalbetrag, den das Landratsamt Empfängern von Sozialleistungen an Wohngeld bezahlt. Für einen Dreipersonenhaushalt sind das in Murrhardt knapp 590 Euro pro Monat an Kaltmiete, das heißt inklusive der sogenannten kalten Betriebskosten wie Wasser, Steuern und Versicherungen.

Die Wohnungen, die die Caritas anmietet, müssen bestimmte Kriterien erfüllen. Sie dürfen gerne einfach ausgestattet sein, müssen aber ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. „Wir mieten keine Schrottimmobilien“, betont Ellen Eichhorn-Wenz. Wichtig sei auch eine einigermaßen gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Die Praxis habe gezeigt, dass sich manchmal fruchtbare Konstellationen ergeben, zum Beispiel, wenn Mieter für ihre älteren Vermieter Dienste wie Einkaufen, Rasenmähen oder Schneeschippen übernehmen.

„Das ist ein gutes Angebot für Vermieter. Vielleicht ist der eine oder andere Eigentümer bereit, es zu probieren. Und wenn etwas aus dem Ruder läuft, steht die Caritas bereit. Das ist ein gutes Argument“, findet Bürgermeister Armin Mößner. Er wünscht sich, dass auch für die 22 Flüchtlinge, die noch in Containern leben, ein Zuhause gefunden werden kann. „Wir wollen die Container leer bekommen“, sagt er. Dabei betont Mößner, dass das Projekt „Türöffner“ nicht nur Flüchtlingen offen steht, sondern allen Menschen, die in einer prekären Wohnsituation leben.

Info
Kontakt zur Caritas

Immobilienbesitzer, die sich für das Projekt „Türöffner“ interessieren, können sich an Ellen Eichhorn-Wenz von der Caritas Ludwigsburg/Waiblingen/Enz wenden unter Telefon 07151/1724-0 oder mobil 0171/7067078 oder via E-Mail an eichhorn-wenz@caritas-ludwigsburg-waiblingen-enz.de.

Informationen gibt es auch im Internet unter www.tueroeffner-rm.de.

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Erstellt:
12. Juni 2019, 06:00 Uhr

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