Britischer König Charles III.
Charles in Kanada: Gefährlichste Zeit seit Zweitem Weltkrieg
Pferde und Kanonenschüsse: Der Besuch von König Charles wird in unsicheren Zeiten groß gefeiert. Seine Thronrede ist eine Warnung - und indirekte Botschaft an US-Präsident Trump.

© VICTORIA JONES/AFP/VICTORIA JONES
König Charles (rechts) mit Kanadas Premier Mark Carney
Von red/dpa
König Charles III. sieht Kanada inmitten von Annexionsdrohungen durch US-Präsident Donald Trump als Land am Scheideweg. „Wir müssen uns der Realität stellen: Seit dem Zweiten Weltkrieg war unsere Welt noch nie so gefährlich und instabil. Kanada steht vor Herausforderungen, die in unserem Leben beispiellos sind“, sagte das formelle Oberhaupt des Landes in seiner Thronrede bei der Eröffnung des neuen Parlaments in der Hauptstadt Ottawa. Charles nahm damit Bezug auf Trumps feindselige Handlungen gegenüber Kanada, nannte diesen jedoch nicht beim Namen.
Die schnellen Veränderungen in der Welt seien jedoch auch eine „Chance für Kanada, die größte Transformation seiner Wirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg einzuleiten“, sagte Charles weiter. Premier Mark Carney und US-Präsident Trump hätten begonnen, eine neue Wirtschafts- und Sicherheitsbeziehung zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten zu gestalten. Der König betonte dabei, dass diese auf gegenseitigem Respekt der „beiden souveränen Nationen“ beruhe.
Die Rede selbst stellt formal die Erklärung der kanadischen Regierung und von Premier Mark Carney dar, die vom König lediglich verlesen wird. Charles bekam lang anhaltenden Applaus und Standing Ovations für die Ansprache.
Besuch inmitten der Angriffe durch Trump
Der Besuch gilt wegen der politischen Lage Kanadas im Streit mit seinem Nachbarn USA als besonders relevant. Trump hatte in den vergangenen Monaten immer wieder seinem Interesse an der Übernahme des Landes Ausdruck verliehen. Charles’ Aufgabe wurde deshalb auch als Gratwanderung gesehen, weil er einerseits die Unabhängigkeit Kanadas betonen, als König Großbritanniens allerdings auch den Trump-freundlichen Kurs der britischen Regierung unterstützen muss.
Charles betonte, dass Kanada seinen außenpolitischen Kurs ändern werde: „Die Regierung arbeitet gleichzeitig daran, ihre Beziehungen zu verlässlichen Handelspartnern und Verbündeten zu stärken - im Wissen, dass Kanada das hat, was die Welt braucht, und die Werte verteidigt, die die Welt respektiert“. Auch diese Aussage ließ sich als Anspielung auf die zurzeit nicht verlässliche Partnerschaft mit dem Weißen Haus lesen.
„Kanada ist bereit, eine Koalition von Nationen zu bilden, die diese Werte teilen“, so Charles, der während der Rede auf einem Thron im Plenum saß. „Das wird sich bereits im Juni zeigen, wenn Kanada den G7-Gipfel ausrichtet.“
Erst dritte Thronrede - große symbolische Bedeutung
Der König war am Montag zusammen mit seiner Frau Camilla mit großem Pomp in der kanadischen Hauptstadt Ottawa empfangen worden. Pferde führten die Wagen-Eskorte des Monarchen am Dienstag zum Parlament des Landes, wo Soldaten zu Ehren Charles III. aufgereiht und Kanonenschüsse abgefeuert wurden.
Der Besuch von Charles III. in Kanada ist von großer symbolischer Bedeutung. Erstmals seit Jahrzehnten eröffnete der Monarch das Parlament in Ottawa - eine Aufgabe, die er in Großbritannien regelmäßig, in Kanada jedoch nur sehr selten wahrnimmt. Es ist erst das dritte Mal, dass ein Monarch in Kanada dies tut: Charles’ Mutter, Queen Elizabeth II., sorgte 1957 für die Premiere und hielt die Rede auch 1977 noch einmal.
Kanada ist ein unabhängiger Staat, der die Monarchie im Rahmen des Commonwealth of Nations beibehalten hat. Der König ist als solcher durch die kanadische Verfassung anerkannt und verkörpert damit auch eine verfassungsrechtliche Verbindung zwischen Kanada und dem Vereinigten Königreich. Für Charles ist der Besuch auch eine Chance, bei den skeptischen Kanadiern für den Wert der Monarchie zu werben.