Bundestagswahl 2025

Comeback geglückt: Der Wahlkampf der Linken wird belohnt

Noch Anfang des Jahres stand die Linke in den Umfragen zur Bundestagswahl schlecht da. Trotzdem zieht sie souverän ins Parlament ein – weil es der Partei gelang, ein Momentum zu schaffen.

Pure Freude: Die Parteispitze der Linken mit Ines Schwerdtner (links), Heidi Reichinnek und Jan van Aken.

© AFP/Jens Schlüter

Pure Freude: Die Parteispitze der Linken mit Ines Schwerdtner (links), Heidi Reichinnek und Jan van Aken.

Von Maximilian Kroh

Zwei Worte reichen Jan van Aken, um die Lage seiner Partei am Abend der Bundestagswahl zusammenzufassen. „Links lebt“, sagt der Linken-Parteivorsitzende und reckt triumphierend die Faust in die Luft. Die Menge im Glashaus der Arena Berlin jubelt lautstark. Denn es ist nichts anderes als ein Triumph, den van Aken und seine Partei an diesem Abend feiern. Schon nach der ersten Prognose ist klar, dass die Linke im Bundestag bleibt.

„Das ist das Comeback des Jahres – und es ist nicht einmal Ende Februar“, freut sich van Akens Co-Parteivorsitzende Ines Schwerdtner. Denn noch Anfang des Jahres schien der Wiedereinzug ins Parlament für die Linke nur schwer vorstellbar. Bei den Landtagswahlen im Osten 2024 war die Partei schwächer denn je, verlor insbesondere an das BSW viele Stammwähler. Bei der Europawahl kam sie auf schmerzhafte 2,7 Prozent. All das könnte an diesem Wahlabend nicht weiter in der Vergangenheit liegen.

Diejenige, die vieles von diesem Sieg erst möglich gemacht hat, sagt erst einmal gar nichts. Heidi Reichinnek, Spitzenkandidatin ihrer Partei, ist sichtlich gerührt, sie kann ihre Tränen kaum zurückhalten. Es war ihre Rede im Bundestag, die die Wende der Linken eingeleitet hat. Nach dem Attentat von Aschaffenburg brachte CDU-Chef Friedrich Merz mit den Stimmen der AfD einen Antrag auf eine schärfere Asylpolitik durchs Parlament. Reichinneks Rede, voll von Entrüstung über diesen Tabubruch, wurde in den sozialen Netzwerken millionenfach abgerufen. Zwar gewinnt mit hohen Klickzahlen niemand Wahlen, aber die Linke schaffte etwas, was in diesem Wahlkampf keiner anderen Partei gelang: Sie kreierte ein Momentum.

„Heidi-Heidi“-Sprechchöre in Berlin

Plötzlich drang sie mit den Themen durch, die fast unbesetzt geblieben waren: hohe Mietpreise, soziale Ungerechtigkeit. „Lauter und deutlicher als je zuvor“ wolle die Partei jetzt für diese Themen kämpfen. Das kündigt Reichinnek auf der Bühne in Berlin an, als sie ihre Stimme wiedergefunden hat.

„Heidi, Heidi“-Sprechchöre schallen durch den Saal, die 36-jährige Spitzenkandidatin verbeugt sich. „Was ist das für ein fulminantes Ergebnis“, ruft Reichinnek, als könne sie selbst noch kaum fassen, wie gut ihre Partei bei dieser Bundestagswahl abgeschnitten hat.

Regieren wird die Linke nach der Wahl nicht. Aber den Absturz in die Bedeutungslosigkeit hat sie eindrucksvoll abgewendet.

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Erstellt:
23. Februar 2025, 20:34 Uhr
Aktualisiert:
23. Februar 2025, 21:06 Uhr

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