Abgelaufene Lebensmittel
Containern erlauben? Es gibt eine bessere Idee
Sollte es legal sein, sich an den Abfällen aus dem Supermarkt zu bedienen? Das ist die falsche Debatte, findet Hauptstadtkorrespondentin Rebekka Wiese.

© Fernando Gutierrez-Juarez/dpa
Viele Lebensmittel landen in der Tonne, obwohl man sie noch gut essen könnte.
Von Rebekka Wiese
Wer sich an Abfällen bedient, macht sich strafbar: Das klingt absurd, ist aber die aktuelle Gesetzeslage. Containern nennt man es, wenn Menschen losziehen, um abgelaufene, aber meist noch gut genießbare Lebensmittel aus den Abfalltonnen von Supermärkten zu holen. Und ja, das gilt als Diebstahl und ist verboten.
Die SPD hat nun vorgeschlagen, das zu ändern. Die Idee mag in der Sache richtig sein – sie hat allerdings einige rechtliche Fallstricke. Schaut man sich das Problem der verschwendeten Lebensmittel genauer an, wird klar: Wenn der Staat dagegen etwas tun will, gibt es bessere Wege.
Containern bleibt meist straffrei
Dass jemand ins Gefängnis kommen könnte, weil er sich an Milch, Brot und Joghurt aus der Abfalltonne bedient hat, ist natürlich falsch. Doch der Blick in die Rechtsprechung zeigt auch: Containern bleibt meistens straffrei – die Strafverfahren werden fast immer eingestellt, in anderen Fällen entschieden sich Gerichte für Verwarnungen. Das ist richtig so und bedeutet aber auch: In der Praxis läuft es weniger absurd, als man meinen könnte.
Das eigentliche Problem liegt woanders: Jedes Jahr werfen die Supermärkte hunderttausende Tonnen noch genießbare Produkte weg, während die Tafeln in Deutschland gleichzeitig melden, dass sie nicht genug haben, um all die Bedürftigen zu versorgen. Solange der Bedarf hier so groß ist, dürfte sich die Frage des Containerns doch gar nicht stellen. Würden die Supermärkte ihre abgelaufenen, aber noch guten Produkte spenden, könnte sich niemand an ihren Containern bedienen.
Viele Supermärkte arbeiten schon mit der Tafel zusammen. Doch zu viele andere noch nicht. Weil es aufwendig ist und sich oft nicht lohnt. Das kann man falsch finden, aber klar ist auch: Solange es hier nicht mehr Anreize gibt, wird sich wenig bewegen. Hier muss die Bundesregierung ansetzen. Es braucht Regelungen, die dafür sorgen, dass die Lebensmittel zur Tafel kommen – und nicht in die Tonne.