Continental mit schweren Einbußen in der Corona-Krise

dpa Hannover. Conti befand sich schon vor der Corona-Krise in einem tiefgreifenden Umbruch. Nun lässt die Pandemie die Märkte international schrumpfen. Das hinterlässt tiefe Spuren beim Gewinn und Umsatz.

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat in der Corona-Krise schwere Einbußen hinnehmen müssen und einen deutlichen Verlust eingefahren. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat in der Corona-Krise schwere Einbußen hinnehmen müssen und einen deutlichen Verlust eingefahren. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat in der Corona-Krise deutlich Federn gelassen und einen Verlust eingefahren.

Im zweiten Quartal sackte der Umsatz auf 6,62 Milliarden Euro ab, wie der Dax-Konzern am Montagabend nach Börsenschluss auf Basis vorläufiger Zahlen in Hannover mitteilte. Bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseffekte betrug der Rückgang 39,8 Prozent.

Vor Zinsen und Steuern sowie um Sondereffekte bereinigt lag der Verlust bei 9,6 Prozent vom Umsatz. Damit dürfte Conti hier rechnerisch einen operativen Verlust im oberen dreistelligen Millionenbereich eingefahren haben. Ein Jahr zuvor hatte Conti operativ noch 868 Millionen Euro verdient.

Die Umsatzzahlen entsprachen in etwa den Erwartungen der Analysten; beim Verlust hatten die Experten im Schnitt mit einer noch schwächeren Marge gerechnet. Die Aktie legte nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate zunächst etwas zu, lag zuletzt aber leicht im Minus gegenüber dem Xetra-Schluss. Im März war das Papier im Corona-Crash bis auf nahezu 53 Euro gefallen, zuletzt legte es wieder auf fast 90 Euro zu. Bevor die Pandemie die Aktienmärkte mit voller Wucht erfasst hatte, kostete die Aktie um die 110 Euro.

Das Unternehmen hatte wegen der Beschränkungen in der Pandemie bereits rote Zahlen im zweiten Quartal angekündigt. Autobauer hatten ihre Fabriken rund um die Welt wochenlang gestoppt, weil auch die Autohändler im Lockdown schließen mussten. Die Abrufe bei den Zulieferern wurden ebenfalls auf Eis gelegt.

Bei Conti machte sich das in allen Sparten deutlich bemerkbar. Am stärksten waren die Umsatzeinbrüche im Geschäft mit Elektronik, Sensorik und Bremssystemen, aber auch in der Antriebssparte. Das Geschäft mit Reifen und Kunststofftechnik kam etwas glimpflicher davon, verzeichnete aber ebenfalls einen starken Dämpfer mit minus einem Drittel.

Die Geschäftsentwicklung habe sich im zweiten Quartal zwar verbessert, hieß es. Doch auf einen Ausblick verzichtet das Management wegen der Unsicherheiten. Es bleibe schwierig, das Ausmaß der nachteiligen Auswirkungen der Pandemie auf Produktion, Lieferkette und Nachfrage abzuschätzen.

Im zweiten Quartal flossen im Konzern vor Akquisitionen und den Kosten für die Verselbstständigung der Antriebstechnik knapp 1,8 Milliarden Euro an freien Mitteln ab - Experten hatten mit einer Milliarde an Abflüssen gerechnet. Zur Mitte des Jahres lag das Liquiditätspolster inklusive nicht genutzter Kredite bei 10,1 Milliarden Euro, davon waren 2,5 Milliarden Euro frei verfügbare flüssige Mittel. Im Mai und Juni hatte Conti drei Anleihen über mehr als 2,1 Milliarden Euro ausgegeben und bestehende Kreditlinien um 3 Milliarden Euro erhöht.

Conti-Chef Elmar Degenhart hatte bereits auf der Hauptversammlung vergangene Woche in Aussicht gestellt, dass das dritte Quartal zwar besser als das zweite werden dürfte. An den Vorjahreszeitraum wird Conti demnach aber auch im laufenden Dreimonatszeitraum nicht anknüpfen können.

Das Unternehmen befand sich schon vor der Corona-Krise in einem tiefgreifenden Umbruch, das Management will im laufenden Jahrzehnt das Geschäft so stark umbauen, dass bis zu 20 000 Arbeitsplätze davon betroffen sein könnten. So geht etwa in Westeuropa die Produktion von Pumpen und Einspritztechnik für Verbrenner schrittweise zu Ende. Auch Anzeige- und Bedienelemente sind betroffen. Rund um die Welt wollen die Niedersachsen die Produktion straffen und auch Standorte zusammenlegen. Gleichzeitig werden Mitarbeiter weiterqualifiziert und Stellen besonders im Software-Bereich geschaffen.

Beim angepeilten Sparziel hat Degenhart wegen der Corona-Krise draufgesattelt. Ursprünglich sollten die Bruttokosten bis 2023 um 500 Millionen Euro gedrückt werden, nun sollen mehrere Hundert Millionen Euro noch dazukommen.

© dpa-infocom, dpa:200720-99-863520/3

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Erstellt:
20. Juli 2020, 20:56 Uhr

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