Corona-Krise: Deutscher Industrie brechen die Aufträge weg

dpa Wiesbaden. Die deutsche Industrie hat in der Corona-Krise Aufträge in einem beispiellosen Ausmaß verloren. Wegen des Shutdowns hierzulande und in vielen anderen Staaten brach das Neugeschäft ein. Und die Aussichten sind zunächst trübe.

Der deutschen Industrie brechen die Neugeschäfte wegen der Corona-Krise weg. Foto: -/MTU Aero Engines AG/dpa

Der deutschen Industrie brechen die Neugeschäfte wegen der Corona-Krise weg. Foto: -/MTU Aero Engines AG/dpa

Das Neugeschäft der deutschen Industrie ist in der Corona-Krise so stark eingebrochen wie seit fast 30 Jahren nicht mehr.

Der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe fiel im März saison- und kalenderbereinigt um 15,6 Prozent gegenüber dem Vormonat Februar, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Dies sei der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991, so die Wiesbadener Behörde. Der Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe sank laut der vorläufigen Zahlen um 11,5 Prozent zum Februar.

Der Einbruch der Industrie-Aufträge zog sich durch alle Regionen und war noch stärker als von Analysten befürchtet: Sie hatten im Schnitt ein Minus von 10 Prozent erwartet. Während die Order aus Deutschland um 14,8 Prozent fielen, sanken die Auslandsaufträge um gut 16 Prozent. Beim Neugeschäft in der Eurozone stand gar ein Rückgang von fast 18 Prozent. Während Hersteller von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeuge einen Einbruch um mehr als ein Fünftel hinnehmen mussten, war das Minus in der Konsumgüterbranche gering.

Die Daten bestätigten die schlimmsten Befürchtungen, erklärte Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). „Die Industrie bricht so stark ein wie noch nie seit Bestehen des wiedervereinigten Deutschlands.“ Für Ökonomen sind das schlechte Vorzeichen. „Der Rückgang ist epochal und lässt nichts Gutes erahnen“, meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. „Selbst während der Finanzmarktkrise brachen die Bestellungen nicht so stark ein.“

Die Pandemie und die strikten Maßnahmen zur Eindämmung haben die Wirtschaft in vielen Teilen lahmgelegt, internationale Lieferketten rissen. Exportorientierte Branchen wie der Auto- und Maschinenbau sowie die Chemieindustrie trifft die Corona-Krise hart. Für die deutsche Wirtschaft hat die im internationalen Vergleich starke Industrie einen besonderen Stellenwert. Zuletzt hatte schon das Ifo-Institut wegen der Corona-Krise einen deutlichen Rückgang der Industrie-Produktion in den kommenden Monaten vorhergesagt. Die Wirtschaft werde erst Ende 2021 wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen.

Jede Woche eines Shutdowns koste die Volkswirtschaft einen mittleren zweistelligen Milliardenbetrag an Wertschöpfung, monierte der BDI. Das verursache starke Wohlstandsverluste und dauerhaften Schaden in Wirtschaft und Gesellschaft. Von der Politik forderte der Verband einen Zeitplan. „Unsere Unternehmen fordern eine verbindliche Planung ein, weil sie sich auf einen Neustart einrichten müssen.“

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Erstellt:
6. Mai 2020, 14:05 Uhr

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