Daimler und Volvo tun sich bei Lkw-Brennstoffzellen zusammen

dpa Stuttgart. Vor allem im Lastwagenbereich gilt die Brennstoffzelle für viele als aussichtsreiche Alternative. Um Geld und Zeit bei der Entwicklung zu sparen, wollen nun zwei Schwergewichte der Branche zusammenarbeiten.

Das Logo der Daimler-AG ist an der Konzernzentrale zu sehen. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild/Symbolbild

Das Logo der Daimler-AG ist an der Konzernzentrale zu sehen. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild/Symbolbild

Die Lastwagenbauer Daimler und Volvo tun sich bei der Entwicklung von Brennstoffzellen-Antrieben zusammen. Gemeinsam wollen sie bis zum Ende dieses Jahrzehnts schwere Nutzfahrzeuge für den Fernverkehr zur Serienreife bringen, wie sie am Dienstag mitteilten. Dazu werde ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, das beiden Partnern jeweils zur Hälfte gehören wird. Daimler-Truck-Chef Martin Daum sprach in einer Mitteilung von einem „Meilenstein, um brennstoffzellenbetriebene Lkw und Busse nun auf unsere Straßen zu bringen“.

„Mit der Gründung dieses Joint Ventures zeigen wir deutlich, dass wir an die mit Wasserstoff angetriebene Brennstoffzelle für Nutzfahrzeuge glauben“, betonte der Chef der Volvo Group, Martin Lundstedt. Damit sie funktioniert, müssten allerdings noch weitere Unternehmen und Institutionen die Entwicklung unterstützen, nicht zuletzt, um die notwendige Infrastruktur aufzubauen, um Brennstoffzellen-Fahrzeuge auch betanken zu können.

Daimler will den Angaben zufolge alle seine bisherigen Aktivitäten rund um die Brennstoffzelle bündeln und dann in das neue Unternehmen einbringen, die Volvo Group wiederum soll dann für etwa 600 Millionen Euro die Hälfte daran kaufen. Beide Partner würden im Anschluss mindestens jeweils neunstellige Beträge - also in der Größenordnung von mehr als 100 Millionen Euro - in die Technologie investieren, sagte Daum in einer Telefonkonferenz.

Bei Daimler bekommt die Lkw-Sparte mit dem Deal die Führungsrolle für die gesamte Brennstoffzellentechnologie im Konzern. Ziel der Partner ist es, in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts Serien-Lkw und -Busse mit dieser Technik auf die Straße zu bringen. Hintergrund ist, dass die EU wie auch bei Pkw die Reduktion der CO2-Emissionen über die kommenden Jahre deutlich verschärft hat. Schwere Lkw müssen die klimaschädlichen Abgase bis 2025 um 15 Prozent gegenüber 2019/20 und bis 2030 um 30 Prozent reduzieren.

Ganz in trockenen Tüchern ist der Deal aber noch nicht. Die vorläufige Vereinbarung, die beide Partner unterzeichnet haben, ist nicht bindend. Die endgültige Vereinbarung wird für das dritte Quartal erwartet und steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden. Daum und Lundstedt würden auch weitere Hersteller im Bündnis willkommen heißen, um Kosten und Investitionen zu teilen.

Großaktionär sowohl bei Daimler als auch bei Volvo ist der Gründer des chinesischen Autokonzerns Geely, der Milliardär Li Shufu, der schon mehrere Kooperationen vorangetrieben hat. Daimlers Kleinwagen Smart etwa wird künftig in Zusammenarbeit mit Geely in China produziert. Geely sei aber nicht die treibende Kraft hinter der Kooperation und habe mit der Entscheidung nichts zu tun gehabt, sagte Daum.

Beide Seiten betonten, dass die Bündelung ihrer Kräfte die Entwicklungskosten senken und die Markteinführung von schweren Langstrecken-Lkw mit Brennstoffzellen beschleunigen werde. Daimlers Lastwagensparte kämpft mit dem Gegenwind der weltweit stark nachlassenden Konjunktur und setzt für die kommenden Jahre vor allem auf mehr Effizienz. Spartenchef Daum will die Kosten erheblich senken, um trotz sinkender Verkaufszahlen weiter genug Geld für wichtige, zugleich aber teure Zukunftsprojekte wie die Brennstoffzelle zur Verfügung zu haben.

Das Gemeinschaftsunternehmen mit Volvo soll sich auch noch mit anderen Anwendungsmöglichkeiten befassen. Grundsätzlich blieben die Daimler Truck AG und die Volvo Group aber Konkurrenten, hieß es.

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Erstellt:
21. April 2020, 08:45 Uhr

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