Das Alexander-Stift wird wachsen

Die Bestimmungen für soziale Einrichtungen haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Diesen Neuerungen unterliegt auch das Gemeindepflegehaus in Allmersbach im Tal, das bis dato die Diakonie Stetten betrieb. Ein Investor ist gefunden, der die Immobilie vergrößert. Ein Betreiber wird derweil noch gesucht.

Ein Investor ist gefunden, der das Allmersbacher Alexander-Stift erweitern will. Nun muss auch noch ein Betreiber gefunden werden für die soziale Einrichtung. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Ein Investor ist gefunden, der das Allmersbacher Alexander-Stift erweitern will. Nun muss auch noch ein Betreiber gefunden werden für die soziale Einrichtung. Foto: A. Becher

Von Bernhard Romanowski

ALLMERSBACH IM TAL. Das Alexander-Stift am Auerhahnweg in Allmersbach im Tal ist eine wichtige Einrichtung für die Gemeinde. Es firmiert als Gemeindepflegehaus, weil dort stationäre Pflegeplätze sowie Kurzzeitpflegeplätze und acht betreute Seniorenwohnungen angesiedelt sind. Die Betreuung in dem Gebäude wurde bislang von der Diakonie Stetten durchgeführt. Die Immobilie selbst wird von der Hausverwaltung namens der Wohnungseigentümergemeinschaft gemanagt. Doch damit die Einrichtung erhalten bleibt, die für die kommunale Daseinsvorsorge und eben auch für die örtliche Bevölkerung einen hohen Stellenwert hat, muss sie sich nun verändern. Genauer gesagt: Sie muss wachsen.

„Im Jahr 2011 hat das Land Baden-Württemberg die Landesheimbauverordnung auf den Weg gebracht, dieses mit weitreichenden Folgen, insbesondere für die Häuser des Alexander-Stifts“, erläutert der Allmersbacher Bürgermeister Ralf Wörner im Gespräch mit unserer Zeitung. Unter anderem sei in der Landesheimbauverordnung die Mindestgröße von Pflegezimmern, ein Abbau von Doppelzimmern und die Trennung zwischen Pflegebereich und betreutem Wohnen geregelt. Bis zur endgültigen Umsetzung der Regelungen wurde ein Übergangszeitraum von zehn Jahren eingeräumt.

Die Investorensuche war schwierig, aber Bürgermeister Wörner ist fündig geworden.

Der Umbau pressiert also, denn die Baugenehmigung für das derzeitige Alexander-Stift erfolgte im Jahr 2000. Rund ein Jahr später erfolgte die Inbetriebnahme der Einrichtung. „Die notwendigen baulichen Veränderungen ziehen einen erheblichen Investitionsbedarf nach sich, den die Wohnungseigentümergemeinschaft jedoch nicht bereit war, zu tragen“, erklärt der Bürgermeister zum Hintergrund der aktuellen Entwicklung. Daher hatte die Wohnungseigentümergemeinschaft die Hausverwaltung beauftragt, nach einem Investor Ausschau zu halten. Wörner: „Nachdem sich die Suche äußerst schwierig gestaltet hatte und die Eigentümer lange Zeit keine Rückmeldung erhalten hatten, auf der anderen Seite aber die Zeit wegen des Auslaufens der Betriebserlaubnis drängte, habe ich mich in meiner Eigenschaft als Bürgermeister auf die Suche begeben.“ Und diese Suche wurde offenkundig von Erfolg gekrönt. Die WZ Grundstücksgesellschaft mbH&Co. KG von der Firmengruppe Zumbruch, die auf die Projektentwicklung bei Immobilien spezialisiert ist, wird sich des Stifts in Allmersbach annehmen und plant die Vergrößerung der Einrichtung. Dazu ist formal die Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans „Hofäcker 2“ notwendig.

Um diese auf den Weg zu bringen, fasste am Dienstag der Gemeinderat den notwendigen Aufstellungsbeschluss (siehe Infokasten). Dieser wird nun veröffentlicht, um Bürgern und Behörden die Möglichkeit zu einer Stellungnahme zu geben. Bisher sind im Alexander-Stift 27 Pflegeeinheiten untergebracht. Der Betreiber benötigt für einen wirtschaftlichen Betrieb mindestens 15 Pflegeeinheiten pro Abteilung auf einem Stockwerk. Demnach wird ein Betrieb mit insgesamt 60 Pflegeeinheiten angestrebt.

Unter anderem ist vorgesehen, den südlichen Gebäudeteil mit einem begrünten Flachdach von 8,35 Metern auf knapp zehn Meter aufzustocken und die westlich gelegenen Stellplätze mit einer Überbauung ab dem ersten Stock auf Stelzen zu versehen. In östlicher und nördlicher Richtung soll ein neuer Gebäudeteil über zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss hauptsächlich für das altersgerechte Wohnen entstehen. „Als Dachform wird auch hier das begrünte Flachdach in einer Staffelung mit Rücksprüngen nach Nordwesten vorgeschlagen“, heißt es im Bebauungsplan, den das Planungsbüro Roosplan in der jüngsten Ratssitzung vorstellte.

Gemeinderat fasst Aufstellungsbeschluss für „Hofäcker 2“

Bürgermeister Ralf Wörner und NLAH-Fraktionschef Eberhard Bauer erklärten sich am Dienstagabend als befangen, weil sie Wohnungen im Alexander-Stift besitzen, und durften sich an der Behandlung dieses Tagespunkts nicht beteiligen. Markus Ziebart von der UWV-Fraktion leitete deshalb die Sitzung bei diesem Tagesordnungspunkt.

Ob der Um- und Ausbau des Gemeindepflegehauses im laufenden Betrieb durchführbar sei, wollte Timo Herbst (UWV) wissen. Das sei eher nicht möglich, antwortete der Planer Jochen Roos. Die Bewohner sehen sich ihm zufolge derzeit um, wo sie während der Bauzeit unterkommen können.

Eberhard Kümmel (NLAH) sagte indessen: „Ich tue mich sehr schwer mit dem Bauprojekt.“ Eigentlich sei das heutzutage und an dieser Stelle ein No-Go, zumal Allmersbach mit Blick auf vorhandene Grünflächen im Landesdurchschnitt nicht gut dastehe, so Kümmels Auffassung. Das Argument zugunsten des Ausbaus, dass sonst die Leute, die dort investiert haben, ihr Geld verlieren, zähle aus Gemeindesicht nicht.

Der UWV-Fraktionsvorsitzende Jörg Adolph machte den Vorschlag, eine wenige Meter große Lücke im Bauplan zu schließen, die offenbar als eine Art Innenhof geplant war. Planer Jochen Roos wird Adolphs Vorschlag nun mit dem Investor prüfen.

Der notwendige Aufstellungsbeschluss wurde vom Allmersbacher Gemeinderat bei einer Neinstimme und einer Enthaltung gefasst. Zudem sprach sich der Rat für ein beschleunigtes Verfahren aus.

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Erstellt:
29. April 2021, 16:00 Uhr

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