Das Bauamt in Auenwald ist wieder besetzt

Pierre Mayer leitet das seit Jahren – mit kurzen Unterbrechungen – verwaiste Amt seit drei Wochen. Am kommenden Montag wird der 31-Jährige erstmals in seiner neuen Funktion an einer Gemeinderatssitzung teilnehmen. Der gebürtige Backnanger wohnt seit einem Jahr in Auenwald.

Pierre Mayer bei der neuen Druckerhöhungsanlage für Trinkwasser in Ebersberg, die ihren Betrieb in Kürze aufnehmen soll. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Pierre Mayer bei der neuen Druckerhöhungsanlage für Trinkwasser in Ebersberg, die ihren Betrieb in Kürze aufnehmen soll. Foto: A. Becher

Von Florian Muhl

Auenwald. Endlich, werden viele in der Gemeinde sagen. Es tut sich was. Erst mit Kai-Uwe Ernst ein neuer, mit seinen 27 Jahren junger Bürgermeister, der frischen Wind und mehr Transparenz im Rathaus versprochen hat, jetzt Pierre Mayer, der im Bauamt anstehende und dringende Projekte anpacken und aufarbeiten will. Unterstützung erhält er von Immanuel Eschen. Der 33-Jährige wird ab 1. Februar als Sachgebietsleiter Bautechnik und Gebäudemanagement im Auenwalder Bauamt tätig sein.

Damit ist das Bauamt wieder voll besetzt. Ein ungewohnter und zugleich erfreulicher Zustand, den es seit über fünf Jahren so nicht gab. Mit dem krankheitsbedingten Weggang des damals langjährigen Bauamtsleiters Hans-Werner Schif im Jahr 2016 hat das eigenständige Bauamt, das es von 1985 an gab, nicht mehr existiert. Der ehemalige Bürgermeister Karl Ostfalk hatte vor gut fünf Jahren alle Bauangelegenheiten dem Hauptamt unterstellt. Von da an herrschte im Sachgebiet Bau ein Kommen und Gehen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter blieben nicht lange, sei es aus privaten oder krankheitsbedingten Gründen.

Jetzt beschloss Bürgermeister Ernst, mit der Zustimmung des Gemeinderats, den strukturellen Aufbau in der Verwaltung zu ändern, dem Bauamt wieder mehr Verantwortung und Spielraum einzuräumen und ihm seine Eigenständigkeit zurückzugeben. Pierre Mayer hatte die Ausschreibung gesehen und hatte sich prompt beworben. „Genau die Stelle für mich“, sagte sich der 31-jährige gebürtige Backnanger, der zuvor in Unterweissach lebte und nun mit seiner jungen Familie seit etwas über einem Jahr in der Gemeinde Auenwald wohnt. „Da ich ja ursprünglich aus dem Baubereich komme und mir das großen Spaß macht und ich in meinem eigenen Wohnort selbst was bewegen und entwickeln will und kann, hab ich mich dann entschieden, mich zu bewerben“, sagt Mayer.

Bereits im Bewerbungsgespräch haben Ernst und Mayer offensichtlich erkannt, dass sie sich auf derselben Ebene begegnen und sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gut vorstellen können. Auch in der nicht öffentlichen Vorstellung im Gemeinderat ist der 31-Jährige gut angekommen, wie zu hören ist.

Auf die vergangenen fünf Jahre angesprochen sagt Mayer diplomatisch: „Tatsächlich ist es so, dass ich mich, als ich hier angefangen habe, nicht damit beschäftigt habe, was jetzt alles liegen geblieben ist, sondern wir haben jede Menge Projekte, die anstehen. Ich bin hier auf ein Team getroffen, das motiviert ist und Lust hat, und wir beschäftigen uns jetzt nicht mit der Vergangenheit und wie das gelaufen ist, sondern beschäftigen uns nur mit der Zukunft hier.“ Was reizt ihn besonders an der neuen Aufgabe? „Allein durch ihren Aufbau ist die Gemeinde Auenwald eine Herausforderung. Durch die Weitläufigkeit haben wir hier viele Ortskerne und viele Baustellen“, sagt Mayer. Er freue sich schon auf die Projekte in diesem Jahr. Zu den wichtigsten zählen die Bachverdolung und die Ortskernsanierung in Oberbrüden und die Kindergartenerweiterungen in Hohnweiler mit zwei neuen Gruppen. „Allein bei diesen beiden Projekten zusammen sprechen wir ja von fast 2,7 Millionen Euro.“ Dazu kommt noch der Eigenwasserbetrieb mit dem Einbau und der Integration eines neuen Prozessleitsystems.

Wie Bürgermeister Ernst bekräftigt, seien die Sanierung der Auenwaldhalle in Unterbrüden und die Ausweisung von neuen Baugebieten in der Gemeinde kurzfristig beziehungsweise in diesem Jahr noch keine anstehenden Themen.

Aber wie kommt ein Erzieher zu dem Job als Bauamtsleiter? Eigentlich hatte Mayer vor, noch auf Lehramt zu studieren. Aber als er von seinem Australienaufenthalt zurückkam, hatte er noch einen längeren Zeitraum bis zum Studienstart zu überbrücken. So war er als Landschaftsgärtner tätig, was ihm so viel Spaß machte, dass er auch diesen Beruf lernte. „Danach war für mich klar, dass ich im Landschaftsbau meinen Techniker mache.“ Seine Abschlussarbeit war ein in 3-D gestalteter Demenzgarten für ein Seniorenheim in Winnenden, der zwar nie verwirklicht wurde, aber so gut ankam, dass er beim Land Baden-Württemberg in der Bauverwaltung eine Stelle bekam.

Ein Jahr später wechselte Mayer zum Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt Stuttgart, wo er zunächst als Baumbauleiter im Bereich Filder die Verkehrssicherungspflicht für alle Bäume hatte und Pläne und Ausschreibungen erstellte. Weil er eine Affinität zur Informationstechnologie (IT) hat, führte Mayer im Rahmen seiner Tätigkeiten die digitale Rechnungsbearbeitung in Stuttgart mit ein, worauf er in die IT des Amts wechselte und an der Weiterentwicklung von Software beteiligt war.

Diese Kenntnisse kommen ihm jetzt besonders zugute. „Das war mit ein Grund, hierher zu wechseln. In allen Bereichen steht die Digitalisierung im Fokus“, sagt Mayer. Seit 1. Januar seien die Gemeinden gesetzlich gebunden, auch digitale Bauanträge anzunehmen. Da müssten sich die Kommunen teilweise noch weiterentwickeln. „Dass wir jetzt alles auf digital umstellen, ist natürlich sehr spannend.“

Zur Person

Pierre Mayer wurde 1990 in Backnang geboren, besuchte die Max-Eyth-Realschule und erwarb 2009 die Fachhochschulreife an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Schwäbisch Hall.

Von 2006 bis 2010 wurde Mayer zum Erzieher ausgebildet. Es folgten ein Auslandsjahr in Australien und von 2011 bis 2013 die Ausbildung zum Landschaftsgärtner sowie ein Berufsjahr. Von 2014 bis 2015 folgte die schulische Fortbildung zum Techniker im Garten-und Landschaftsbau.

Von 2015 bis 2016 arbeitete Mayer als Techniker im Garten-und Landschaftsbau in der Abteilung Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn.

Seit 2016 ist Mayer beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt Stuttgart beschäftigt gewesen, bis 2018 als Bauaufseher, bis 2020 als Techniker im Sachgebiet IuK, Vergaben und Arbeitssicherheit und bis Ende 2021 als Projektmanager für Digitalisierung und Geschäftsprozessmanagement.

Mayer ist mit Ehefrau Evelyne verheiratet. Sie haben zwei Mädchen (sieben Monate und zwei Jahre) und wohnen in Auenwald.

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Erstellt:
21. Januar 2022, 06:00 Uhr

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