Das EH-Mobil kehrt ans Kalte Wasser zurück

Die Vor-Ort-Beratung von Menschen in einer psychischen oder finanziellen Notlage ist ab dem 1. Dezember wieder möglich.

Benjamin Bursztyn, der Sozialarbeiter der Erlacher Höhe, und Swen Schreier (von links) freuen sich mit Abteilungsleiter Anton Heiser und Gemeinschaftspastor Martin Rudolf über die Rückkehr des EH-Mobils in die Räume der Apis im Gemeindehaus „Am Kalten Wasser“. Foto: Erlacher Höhe

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Benjamin Bursztyn, der Sozialarbeiter der Erlacher Höhe, und Swen Schreier (von links) freuen sich mit Abteilungsleiter Anton Heiser und Gemeinschaftspastor Martin Rudolf über die Rückkehr des EH-Mobils in die Räume der Apis im Gemeindehaus „Am Kalten Wasser“. Foto: Erlacher Höhe

BACKNANG/GROSSERLACH (pm). Seit Mitte März konnte die mobile Tagesstätte EH-Mobil der Erlacher Höhe ihren Gästen aufgrund der Pandemie nur durch alternative Gesprächs- und Beratungsformen zur Seite stehen. Ein gemeinsamer Mittagstisch war nicht mehr möglich. Nun kehrt das EH-Mobil am Standort Backnang wieder an seinen Wirkungsort zurück: Ab dem 1. Dezember findet jede Woche dienstags von 11 bis 12 Uhr eine persönliche Sozialberatung im evangelischen Gemeindehaus „Am Kalten Wasser“ statt, wo die altpietistische Gemeinde der mobilen Tagesstätte ihre großzügigen Räume zur Verfügung stellt. Weitere Beratungsangebote an den Standorten Schorndorf, Waiblingen und Rommelshausen sind für Dezember und Januar in Planung.

Wie kann ein soziales Hilfsangebot wie das EH-Mobil, dessen Kern die persönliche Begegnung von Menschen ist, in einer Pandemie fortgeführt werden? Wie lässt sich der Isolation sozial benachteiligter Menschen entgegenwirken, wenn soziale Distanz gewahrt werden muss? Monatelang musste die Antwort darauf lauten: in alternativer Form, telefonisch oder über aufsuchende Hilfen.

Ehrenamtliche und Gäste gehören zu den Coronarisikogruppen.

In erheblich eingeschränkter, in der Regel auch aufwendiger Form, konnte das EH-Mobil dadurch weiterhin Hilfe leisten. „Trotz der Schließung des EH-Mobils in Backnang, Schorndorf, Waiblingen und Rommelshausen waren wir weiterhin erreichbar und haben den Kontakt zu Teilen unserer Gäste halten können, teilweise auch über die Kirchengemeinden, mit denen wir an den Standorten zusammenarbeiten“, sagt Anton Heiser, Leiter der Abteilung Ambulante Hilfen Rems-Murr der Erlacher Höhe.

Hilfreich war dabei das Projekt Mutmacher der evangelischen Landeskirche und der Diakonie Württemberg, ein Coronasoforthilfefonds, der auch über die Erlacher Höhe an Menschen in Armutslagen ausgeschüttet wurde. Die persönliche Auszahlung von jeweils 50 Euro habe die Möglichkeit des persönlichen Kontakts und der Beratung geboten. „Allein unsere Abteilung konnte im Rems-Murr-Kreis 233 Mutmacher an Menschen mit Unterstützungsbedarf ausbezahlen, die Mitarbeiter des EH-Mobils haben dabei in großem Umfang mitgewirkt“, so Heiser.

Eine Wiedereröffnung unter normalen Bedingungen sei in den vergangenen Monaten nicht möglich gewesen. „Viele unserer Ehrenamtlichen, ohne die das Angebot nicht möglich wäre, sind schon etwas älter oder gehören aufgrund von Vorerkrankungen zu den Risikogruppen. Dies gilt auch für unsere Gäste. Auch bei den Kirchengemeinden, mit denen wir kooperieren, herrschte viel Unsicherheit. Zudem waren die Gemeindehäuser, in denen wir zu Gast sind, teilweise geschlossen.“ Trotzdem habe man weiter an einem Neustart gearbeitet. Am Standort Waiblingen stand für den 4. November ein alternatives Begegnungsangebot bei Kaffee und Kuchen mit Beratung in den Startlöchern – mit allen entsprechenden Schutzmaßnahmen. Auch in Schorndorf wollte das EH-Mobil im November wieder starten: mit einem Mittagstisch bei begrenzter Gästezahl in größeren Räumlichkeiten oder alternativ mit Essen zum Mitnehmen. Doch der zweite Shutdown machte die Wiedereröffnungen zunächst nicht möglich.

„Aus diesem Grund sind wir sehr froh, dass wir in Backnang ab dem 1. Dezember wieder mit einer Sozialberatung des EH-Mobils persönlich vor Ort sein können“, sagt Heiser. „Natürlich unter Einhaltung aller Abstands- und Hygieneregeln.“ Das Angebot findet immer dienstags von 11 bis 12 Uhr statt, im ersten Stock des Gemeindehauses „Am Kalten Wasser“. Die Beratungsstunde richtet sich an Menschen, die sich in einer finanziellen oder psychischen Notlage befinden, denen der Verlust ihrer Wohnung droht oder die Gewalterfahrungen erleiden mussten. Der Neubeginn in Backnang ist auch personeller Natur: Sozialarbeiter Benjamin Bursztyn, der das EH-Mobil in Backnang 20 Jahre lang begleitet hat, geht in den Ruhestand und übergibt das Angebot in die Hände seines Sozialdienstkollegen Swen Schreier. Das Backnanger Modell des EH-Mobils soll in den kommenden Monaten auch für die anderen Standorte umgesetzt werden: Im Schorndorfer Martin-Luther-Haus laufen ebenfalls die Planungen für einen Start im Dezember, in Waiblingen und Rommelshausen soll die Sozialberatung im Januar starten.

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Erstellt:
23. November 2020, 06:00 Uhr

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