Neue Art entdeckt

Das Feenwesen aus dem indischen Straßenteich

Ein kopfüber schwimmender Feenkrebs ist in einem Teich an einer Straße in Indien entdeckt worden. Das Unglaubliche: Die Art ist bisher nur aus diesem einen Teich bekannt.

Feenkrebs gehören zu den Kiemenfüßern und leben in kurzzeitigen Gewässern, die sich durch Schneeschmelze oder Regenschauer mit Wasser auffüllen, aber bald vertrocknen.

© Zoosystematics and Evolution

Feenkrebs gehören zu den Kiemenfüßern und leben in kurzzeitigen Gewässern, die sich durch Schneeschmelze oder Regenschauer mit Wasser auffüllen, aber bald vertrocknen.

Von Markus Brauer

11. Oktober 1967: Louis Armstrong stellt dem Publikum der „Toonight Show“ seinen neuesten Song vor: „What a Wonderful World.“ George David Weiss hat die Melodie und Bob Thiele die Lyrics extra für den legendären Jazz-Trompeter und Sänger verfasst. Seitdem ist das Lied ein Evergreen, gesungen von vielen bekannten und weniger bekannten Künstlern.

Streptocephalus warliae: Unsere Welt ist wirklich „wonderful“

Und das Schönste an diesem Traumsong: Unsere Welt ist wirklich „wonderful“. Jüngstes Beispiel aus Legionen an Beispielen: In einem unscheinbaren Teich am Straßenrand der Westghats, einem einzigartigen Gebirgssystem, das fünf Bundesstaaten in Indien umfasst, 137 Kilometer nordöstlich des Molochs Mumbai, haben Forscher eine faszinierende neue Tierart entdeckt: Ein kopfüber schwimmender Feenkrebs der Gattung Streptocephalus, dem sie den Namen Streptocephalus warliae gegeben haben.

Die in der Fachzeitschrift „Zoosystematics and Evolution“ vorgestellte Entdeckung rückt einen kaum beachteten Lebensraum in den Fokus. Feenkrebse bevölkern bereits seit der Urzeit unseren Planeten. Sie gehören zu den Kiemenfüßern und leben in kurzzeitigen Gewässern, die sich durch Schneeschmelze oder Regenschauer mit Wasser auffüllen, aber bald vertrocknen. Ein Lebewesen also, das sich an extreme Lebensbedingungen angepasst hat.

Das zwei Zentimeter lange Zauberwesen wird meist übersehen. Völlig zu Unrecht: Denn sowohl seine zarte Physiognomie wie auch seine Fortbewegungsweise sind atemberaubend. Wie alle Arten seiner Gattung bewegt sich Streptocephalus warliae kopfüber durchs Wasser. Die filigranen Beinchen sind nach oben gestreckt. Diese eigentümliche Fortbewegung macht ihn zu einem echten Kuriosum der Natur.

Überleben unter extremsten Bedingungen

Damit die Feenkrebse in diesem extremen Habitat überleben können, haben sich die kleinen Krebstiere in besonderer Weise angepasst und eine außergewöhnliche Fortpflanzungsmethode entwickelt: Die lebenden Fossilien kommen in Austrocknungsgewässern in Amerika, Asien und Europa vor. Sie legen Dauereier, die viele Jahre, mitunter Jahrzehnte ohne Wasser überdauern können.

Erst bei optimalen Bedingungen schlüpfen die Larven und entwickeln sich in Windeseile, um sich dann ebenso zügig fortpflanzen und das Überleben ihrer Art zu sichern. Da sie in den Gewässern, in denen sie leben, keine natürlichen Fressfeinde haben, gelingt den Urzeitkrebsen dies schon seit Millionen von Jahren und gehören somit zu den ältesten Bewohnern der Erde.

Der Teich in Indien, in dem die Art entdeckt wurde, ist der bisher einzige bekannte Lebensraum von Streptocephalus warliae.

Warli und Feenwesen

Benannt wurde die neue Art nach dem Warli-Stamm, einer indigenen Volksgruppe, die in den Westghats lebt. Besonders bekannt sind die Warli-Frauen für ihre traditionellen, mit natürlichen Materialien gemalten Kunstwerke.

Durch die Namensgebung wollen die Forscher die kulturelle und ökologische Bedeutung der Region gleichermaßen hervorheben.

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Erstellt:
4. August 2025, 18:44 Uhr
Aktualisiert:
4. August 2025, 20:05 Uhr

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