„Das Geschäft geht uns nicht aus“

Bürgermeisterwahl Burgstetten: Amtsinhaberin Irmtraud Wiedersatz hat noch viel vor in ihrer Gemeinde

24 Jahre lang ist Irmtraud Wiedersatz nun schon die Bürgermeisterin von Burgstetten – wenn es nach ihr geht, ist noch lange nicht Schluss. „Ich bin nach wie vor voller Energie und Tatendrang“, sagt sie. Bei drei Wahlveranstaltungen legt sie ihre Pläne dar und steht den Bürgern Rede und Antwort.

Irmtraud Wiedersatz hat zahlreiche Projekte in Burgstetten angestoßen und will dies auch weiterhin tun. Dass beispielsweise ihre Bemühungen um eine bessere Lebensmittelversorgung in Burgstall erfolgreich sind, freut sie. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Irmtraud Wiedersatz hat zahlreiche Projekte in Burgstetten angestoßen und will dies auch weiterhin tun. Dass beispielsweise ihre Bemühungen um eine bessere Lebensmittelversorgung in Burgstall erfolgreich sind, freut sie. Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

BURGSTETTEN. Nach und nach trudeln Besucher in der Pizzeria Da Giorgio ein. Ihre Zahl ist überschaubar, unter ihnen sind auch Freunde und Kollegen der Bürgermeisterin Burgstettens. „Sehr viele Leute sind zu den Wahlkampfveranstaltungen nie gekommen, aber so wenige waren es noch nie“, sagt Irmtraud Wiedersatz. Sie muss es wissen, es ist bereits ihr vierter Wahlkampf. Die Ruhe verliert Wiedersatz daher nicht. Ein Gast der Pizzeria habe ihr erklärt: „Ich brauch doch nicht zu bleiben. Wenn ich was von dir will, ruf ich dich an.“ Gemeinderat Gerhard Bollinger, der zu den Besuchern gehört, deutet den geringen Zulauf so: „Es ist ein gutes Zeichen, die Leute sind zufrieden mit ihrer Bürgermeisterin.“ Die Burgstettener Rathauschefin ist nahbar und eine feste Größe in der Gemeinde. Für selbstverständlich nimmt sie die Unterstützung dennoch nicht und hat auch dieses Mal wieder diverse Informationsveranstaltungen organisiert, bei denen sie den Bürgern ihre Ziele vorstellt und für Fragen und anregende Gespräche zur Verfügung steht.

Der schwierigste Wahlkampf sei der erste gewesen. 1995 hatte sie fünf Mitbewerber und setzte sich im zweiten Wahlgang mit knapp 36 Prozent der Stimmen durch. Dieses Mal sind es nur zwei Herausforderer für die Amtsinhaberin. Mit Samuel Speitelsbach habe sie schon fast gerechnet, sagt sie. „Er hatte sich ja auch in Murrhardt beworben und nun auch in Kernen im Remstal. Das war also abzusehen.“ Dass auch Sonja Winter ihren Hut in den Ring geworfen hat, kam für Wiedersatz hingegen überraschend.

„Ich möchte niemand anderem das Feld überlassen“

Ganz unabhängig von den anderen Kandidaten führt Irmtraud Wiedersatz einen engagierten Wahlkampf. Sie habe noch immer viel Spaß an ihren Aufgaben als Rathauschefin und sei weiterhin voller Tatendrang. „Das Geschäft geht uns in Burgstetten nicht aus“, sagt die heute 58-Jährige. Sie sei seit 35 Jahren in Burgstetten verwurzelt. „Wir fühlen uns hier wohl“, sagt sie. Dementsprechend wisse sie, wo Handlungsbedarf besteht. „Es gibt noch so viele Aufgaben und Ziele, die ich verwirklichen will. Da möchte ich niemand anderem das Feld überlassen.“ Trotz des geringen Zulaufs begrüßt Wiedersatz die Gäste, stellt sich vor, erklärt, welche Projekte sie angestoßen hat und welche sie noch anstoßen will. „Bei uns läuft alles in guten Bahnen“, ist ihre Einschätzung des Istzustands in Burgstetten. Alle öffentlichen Gebäude wie Schulen, Sport- und Gemeindehallen seien gut in Schuss – „das ist mir wichtig“. Mit der Sanierung des Freibads sei auch der letzte Posten auf dieser Liste in Angriff genommen. „Und danach geht es an die Straßen“, kündigt Wiedersatz an.

Dass solche Projekte kostspielig sind, weiß die Burgstettener Rathauschefin nur zu gut. „Wir sind finanzschwach“, räumt Wiedersatz ein. Aber deshalb lasse sie sich nicht davon abbringen, Projekte anzugehen. Man müsse schauen, dass man die Dinge nach und nach angeht, immer nach Fördermitteln und Zuschüssen Ausschau hält und beharrlich bleibt. Beispielsweise bei der Sanierung der Landstraße nach Kirchberg wolle sie versuchen, immer wieder nachzufassen. Für ihre Hartnäckigkeit hat sich Irmtraud Wiedersatz beispielsweise im Landratsamt schon einen Namen gemacht. „Ich werde einfach erneut vorstellig“, erklärt sie den lachenden Zuhörern.

Denn die Amtsinhaberin ist keine, die sich zurücklehnt und auf bessere Zeiten wartet. Das Freibad ist dringend renovierungsbedürftig – nun wird es saniert, obwohl dieses Projekt mit geschätzten 2,4 Millionen Euro Kosten „wahnsinnig viel Geld“ kostet. Vielerorts schließen Bäder und die Kinder lernen nicht mehr richtig schwimmen, das wolle sie in Burgstetten nicht, macht Wiedersatz klar. Und auch in anderen Dingen hat sie die Ärmel hochgekrempelt. Die Lebensmittelversorgung in Burgstall ist quasi nicht existent seit die Bäckerei und der Getränkehandel geschlossen haben – die Verwaltung hat sich um einen Versorger bemüht und von Rewe eine Zusage bekommen. Die Anfrage auf Bauplätze sei enorm, so Wiedersatz – dem komme man mit der Erschließung des Baugebiets Brühl VI nach. Ihr schwebe vor, einen Arbeitskreis ins Leben zu rufen, in dem Ehrenamtliche älteren Bürgern im Alltag unter die Arme greifen. Und auch in Sachen Klimaschutz werde die Gemeinde unter ihr künftig aktiver sein. Bei allem sei ihr wichtig, „dass das Zwischenmenschliche im Vordergrund steht“.

Zur Person
Irmtraud Wiedersatz

Am 10. September 1961 wurde Irmtraud Wiedersatz in Illertissen geboren.

Nach der Realschule besuchte sie von 1978 an die Staatliche Fachoberschule Neu-Ulm und machte Station beim Gemeindeverwaltungsverband Kirchberg-Weihungstal und beim Landratsamt Alb-Donau-Kreis in Ulm.

Als diplomierte Verwaltungswirtin trat sie 1984 die Stelle der Hauptamtsleiterin in Burgstetten an.

1995 kandidierte Wiedersatz für das Amt der Bürgermeisterin von Burgstetten und wurde im zweiten Wahlgang gewählt.

Bei den nachfolgenden Bürgermeisterwahlen 2003 und 2011 wurde sie jeweils im Amt bestätigt.

Irmtraud Wiedersatz ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.

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Erstellt:
10. September 2019, 11:30 Uhr

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