Das guteBrot

Täglich neu: Landestypisches für Einheimische und Reigschmeckte

Wir starten in ein neues „Auf gut Schwäbisch“-Jahr, das zehnte, verbunden mit unseren besten Wünschen für 2019.

Beginnen wollen wir mit A wie Anisbrot. Vor einigen Wochen ist hier nach einem Rezept dafür gefragt worden. Und das Ergebnis war nicht ein Rezeptvorschlag, sondern viele. Dazu kommen viele schöne Anekdoten rund ums Anisbrot, von denen wir einige gerne veröffentlichen, wobei uns die Auswahl schwerfällt.

Den Anfang macht Renate Knorpp aus Welzheim: „Wenn jemand in der Familie oder in der Nachbarschaft krank war, brachte meine Mutter Anisbrot zusammen mit Eierwein oder Schottosoße (Chaudeausoße) zur Stärkung vorbei. Das Anisbrot bestand aus einem Biskuitteig mit gemahlenem oder ganzem Anis der in einem Käpsele gebacken und am nächsten Tag in Scheiben geschnitten wurde. Diese wurden im Backofen hell geröstet. Als meine Urgroßmutter, eine Wengertertochter, Probleme mit dem Beißen hatte, tunkte sie am Abend Anisbrot in ihr tägliches Viertele Trollinger.

Hier ein Rezept von 1924:

Zutaten: 4 Eigelbe,1 ganzes Ei, 1/2 Pfd. Zucker, Saft und das Abgeriebene einer halben Zitrone, 1/2 Pfd. Mehl, 1 Löffel verlesener Anis, Schnee der 4 Eiweiß.

Zubereitung: Zucker, Eigelb und das ganze Ei werden 1/2 Stunde gerührt, Anis und Zitrone dazugegeben, das Mehl leicht untergemischt und zuletzt der Eischnee lose darunter gemengt. Der Teig wird in eine Kapselform gefüllt und langsam etwa 3/4 Stunde gebacken. Am nächsten Tage schneidet man das Anisbrot in Scheiben und röstet sie schön gelb.

In den 50er Jahren konnte man übrigens bei den meisten Bäckern Anisbrot scheibchenweise kaufen.“

Monika Wildermuth aus Aspach empfiehlt, das Anisbrot nach dem Auskühlen in einer Blechdose zu lagern, „denn da hält es sich lang“.

Rosmarie Martin aus Winnenden schreibt: „In Untertürkheimer Familien bekam man bei einem Anstandsbesuch oft ein Achtel Wein kredenzt – natürlich nur die Erwachsenen –, und dazu gab’s dann Anisbrot. Das Rezept habe ich bei Schuler gefunden; dort gehört es übrigens in die Kategorie Krankenkost:

3 Eigelb werden mit 7 Essl. Zucker dick und schaumig gerührt. Dazu kommt eine Tasse gesiebtes Mehl (110 g), 1 Teel. Anis und Saft einer halben Zitrone. Zuletzt wird der steife Eischnee locker untergemischt. Diesen Teig füllt man in eine gefettete Spezialform – mit länglich ovaler Form – und backt ihn in mittlerer Hitze. Am folgenden Tag schneidet man das Gebäck in 1/2 cm dicke Scheiben und röstet diese hellgelb.

Dies ist also für einen einzelnen Kranken gedacht. Ich glaube aber nicht, dass man heute noch eine Anisbrotform bekommt. Doch wer weiß, vielleicht kommt das gute Brot, wie es von alten Wengertern bezeichnet wurde, wieder auf einer nostalgischen Welle zurück! Ich würde es gern noch einmal kosten!“

Für weitere Anisbrot-Rezepte und -Berichte bedanken wir uns herzlich unter anderem bei Irmgard Abt, Sibylle Eisenmann aus Plattenhardt, Ute Gross, Margarete Haag aus Jettingen, Christa Hoffmann, A. Jeutter aus Korb, Bernd Krötz aus Rudersberg, Gisela Schmid aus Frickenhausen, Rudolf Stippler, Ute Tanczer und Ingeborg Wieland. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Waltraud Sachsenmaier aus Schechingen: „Mein Vater (Jahrgang 1906) aus Beinstein hatte einige tolle Sprüche parat. Wenn es so richtig schüttete, sagte er verschmitzt: ,No ra uff dia wo dussa send – mei Weib isch en de Äbiera!‘“ (jan)

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Erstellt:
2. Januar 2019, 03:14 Uhr

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