Das mittelalterliche Burgfest ist zurück

Der Verein Kulturschock mit Sitz in Murrhardt macht Stettenfels regelmäßig zum Eldorado für Mittelalter- und Geschichtsfans. Nach coronabedingter Pause wagen die Mitstreiter nun einen Neuanfang – mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept.

Gaukler werden beim Fest übers Gelände ziehen und mit Vorführungen unterhalten. Foto: mittelalter-paparazzi.de/R. Bisson und A. Spielberger

Gaukler werden beim Fest übers Gelände ziehen und mit Vorführungen unterhalten. Foto: mittelalter-paparazzi.de/R. Bisson und A. Spielberger

Von Christine Schick

Untergruppenbach/Murrhardt. Einen ersten Versuch, eine überschaubare Veranstaltung auf Burg Stettenfels bei Untergruppenbach im Kreis Heilbronn anzubieten, gab es bereits im Vorjahr, doch der geplante mittelalterliche Adventsmarkt konnte wegen des neuerlichen Lockdowns im Winter nicht stattfinden. „Auch da hatten wir schon ein Hygienekonzept entwickelt, und dann viel Zeit, uns noch mal Gedanken zu machen“, erzählt Alexander Pusch vom Verein Kulturschock, bei dem die Fäden für die Organisation zusammenlaufen. Herausgekommen ist ein Konzept, bei dem zwar auf größere Auftritte wie das klassische Ritterturnier verzichtet, aber trotzdem viel geboten wird. „Es war klar, dass wir die Besucherzahlen drastisch reduzieren müssen, um größere Menschenansammlungen zu verhindern“, sagt Pusch. So werden das Mittelalterfest auf Stettenfels vom 24. bis 26. September maximal 3500 Menschen besuchen können, wobei immer nur 700 Gäste gleichzeitig auf dem Gelände sein werden.

Überlegung im Hintergrund war, dass man auf jeden Fall die 20 Quadratmeter pro Person einhalten will. Das ist zwar ein Abstrich zu früheren Jahren mit 8000 bis 12000 Gästen, aber lebendig wird’s auf der Burg trotzdem. Zugute kommt den Organisatoren, unter denen auch eine Reihe von Murrhardtern sind, dass das Gelände weitläufig ist und das Festival bis auf die Ausnahme des Gewölbekellers draußen stattfindet. Will heißen, Gaukler, Schaukämpfer, Spielleute, Scharfrichter und zahlreiche historische Handwerker sowie Lagergruppen lassen auf der Burganlage das Mittelalter wiederauferstehen – und bespielen den Rosengarten, Arkadenhof und Gewölbekeller. In Letzterem werden ein paar Marktstände ihre Zelte aufschlagen und auch dort wird darauf geachtet, dass es bei einer überschaubaren Anzahl an Besuchern – 20 Personen – bleibt.

Es wird ein Computermodell der mittelalterlichen Burg präsentiert

„Einzelne Ritter werden Waffenübungen und Schaukämpfe zeigen und Musiker ziehen übers Gelände“, erzählt Alexander Pusch. Zu den Höhepunkten zählen Waffenübungen zu Pferde, Schafhütevorführungen, Falkner und am Abend ein Feuerspektakel. Handwerker wie Schmied, Steinmetz, Töpfer oder Seiler laden zum Mitmachen ein und Profis der Gaumenfreuden – Garbräter und Schankwirte – sorgen für die Verpflegung der Gäste. Außerdem hat sich das Team für die Kleinen etwas einfallen lassen: Die können sich an der Balltjoste, einem Trainingsgerät für Waffenübungen mit dem Holzschwert, ausprobieren und abarbeiten. Ein eigener thematischer Schwerpunkt wie in Vor-Corona-Zeiten war unter den neuen Bedingungen zu schwer zu stemmen, trotzdem wartet Kulturschock mit einer zusätzlichen Attraktion auf. Vereinsmitglied Marco Wilz hat sich in die Forschungen des Burgenhistorikers Karl-Heinz Dähn vertieft und sich dabei nicht nur in die Geschichte von Stettenfels eingearbeitet, sondern das mittelalterliche Aussehen der Burg auf Basis dieser Arbeiten in einem Computermodell rekonstruiert. Vor dem Umbau in der Zeit der Renaissance sah noch einiges anders aus. So stand früher beispielsweise ein Bergfried in der Mitte der Anlage, das Burgtor befand sich an anderer Stelle und es gab neben Wohngebäuden auch Werkstätten und Ställe auf der mittelalterlichen Burg, kündigt Alexander Pusch an. Beim Fest präsentiert Wilz die Rekonstruktion, die er über rund zwei Monate in abendlichen Arbeitssitzungen erstellt hat, erstmals der Öffentlichkeit.

Apropos Arbeit: Der Verein Kulturschock hat zwar einen Stamm an Mitstreitern, die das Burgfest nun ausrichten, aber Alexander Pusch berichtet auch, dass sich das Team über Helfer freuen würde, die mit einsteigen möchten und so auch ins Fest mit reinschnuppern können. Ein paar Mitglieder haben sich vor dem Hintergrund der Pandemie zurückgezogen, für andere ist der vom Mai auf September verschobene Veranstaltungstermin beispielsweise wegen des Studien- oder Semesterbeginns ungünstig. „Wir suchen Interessierte, die an einem oder mehreren Tagen unterstützen können. Wir teilen die Arbeit in Schichten ein, sodass die Einzelnen auch noch Zeit haben, sich selbst beim Fest umzusehen und einiges mitzubekommen.“

Wer einfach als genießender Besucher zum mittelalterlichen Burgfest pilgern will, muss beachten, dass die Tickets ausschließlich im Vorverkauf über die Homepage (siehe Infokasten unten) erhältlich sind. Für den Besuch ist ein 3-G-Nachweis erforderlich. Das Team hat beim Testzentrum Obersulmer Tal einen Testbus angefragt. Wenn es klappt, ist also vor Ort ein Schnelltest möglich. Der aktuelle Stand dazu und die Möglichkeit einer Terminvorbuchung finden sich dann auf der Homepage.

Das Team freut sich darauf, an drei Tagen mit den Besuchern in mittelalterliche Welten einzutauchen, und hat sich Mühe gegeben, dass auch Hinweise in Sachen Hygienekonzept und Regeln auf dem Gelände humorvoll in das Erleben eingebettet sind.

Auch die Kunst der Falknerei ist Teil des Programms. Foto: A. Ronge

Auch die Kunst der Falknerei ist Teil des Programms. Foto: A. Ronge

Besucher können Samstag und Sonntag zwischen zwei Fest-Zeitfenstern wählen

Helfer Der Verein Kulturschock, der das Mittelalterfest organisiert und veranstaltet, sucht noch Unterstützung. Wer Interesse hat, zum Team dazuzustoßen und an einem oder mehreren Tagen mit anzupacken, kann sich bei Alexander Pusch per E-Mail info@mittelalterfest.net melden. Verpflegung zum Mitnehmen wird organisiert und unter Umständen gibt es auch noch Gewänder zum Leihen.

Tickets Karten können nur im Vorverkauf über die Homepage www.mittelalterfest.net bezogen werden. Ein 3-G-Nachweis ist nötig. Über die Möglichkeit der Testung vor Ort inklusive vorheriger Terminvergabe wird dort zu gegebener Zeit informiert.

Zeitfenster Um möglichst vielen Freunden des Burgfests den Besuch zu ermöglichen, bietet das Team zwei Zeitfenster je Veranstaltungstag an. Beim Kartenkauf für Samstag oder Sonntag muss man sich für eines entscheiden, am Freitag ist dies nicht nötig, es steht der ganze Spätnachmittag und Abend zur Verfügung. Die Zeiten sind wie folgt: Freitag, 24. September, 16 bis 21 Uhr, Samstag, 25. September, 11 bis 16 Uhr oder 16.30 bis 21 Uhr und Sonntag, 26. September, von 11 bis 15 Uhr oder 15.30 bis 19.30 Uhr.

Parken Dieses Jahr hat das Team auf einen Shuttlebusverkehr nach Stettenfels verzichtet, doch neben der Burg sollen Parkplätze auf bereits abgeernteten Feldern in der Nähe eingerichtet werden, wenn dies die Witterung erlaubt. Alternativ stellt die Firma Magna in Untergruppenbach Parkplätze zur Verfügung. Dann heißt es, zur Burg zu pilgern, sie liegt etwa 1,8 Kilometer entfernt.

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Erstellt:
16. September 2021, 06:00 Uhr

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