Das Projekt „Auenpark“ geht in die nächste Runde

Der Gemeinderat stimmt dem Vorhaben zu. Werden der Gemeinde alle Fördermittel zugesprochen, können erste Angebote für die Umsetzung des naturnahen Spielraums eingeholt werden. Die aktuelle Kostenschätzung liegt bei rund 710000 bis 715000 Euro, davon müsste die Gemeinde zirka 175000 Euro tragen.

Der bestehende Spielplatz am Kammerhofweg in Oberweissach hätte ohnehin saniert werden müssen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Der bestehende Spielplatz am Kammerhofweg in Oberweissach hätte ohnehin saniert werden müssen. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Es sieht sehr gut aus für das Projekt „Auenpark“ in Oberweissach. Am nordöstlichen Ortsrand soll in der Nähe der Ganztagsschule und des Kindergartens auf einer Fläche von insgesamt rund 2,5 Hektar ein naturnaher Spielraum entstehen, der auch den Däfernbach erlebbar macht. Das federführende Planungsbüro Roosplan aus Backnang präsentierte den Gemeinderäten das Vorhaben bereits Mitte Juli (wir berichteten).

In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte Geschäftsführer Jochen Roos nun die aktuelle Konzeption einschließlich einer ersten Kostenschätzung vor. Man habe mit den Anwohnern, dem Bauhof und dem Landratsamt Gespräche geführt, sodass man einen etwas überarbeiten Vorentwurf zeigen könne, so Roos. Bürgermeister Ian Schölzel fügte an, es gehe darum, ein Signal des Gemeinderats und der Verwaltung an die Fördergeldgeber (den Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald sowie den Verband Region Stuttgart) zu senden: „Wollen wir die Konzeption oder nicht?“ Das Projekt könne nur umgesetzt werden, weil es eine hohe Förderquote gebe.

Die neue Planung sieht vor, den Lauf des Däfernbachs etwas zu verlegen. Dadurch würde einer von zwei Feldwegen – der nach Angaben von Roos ohnehin marode ist – verschwinden. „Der Däfernbach wurde begradigt. Wir können jetzt dazu beitragen, ihn wieder seiner ursprünglichen Form zuzuführen“, so Roos. Das sei die Hauptänderung an den Plänen, die im Juli vorgestellt worden waren. Die zweite Neuigkeit: Der geplante Grillplatz soll näher an Schule und Kindergarten rücken. Das sei sowohl ein Anliegen der Schule als auch der Anwohner der Straße Herrenwiesen gewesen. „Wir haben einen wunderbaren Raum, den wir entwickeln können – aber behutsam. Die Natur soll bei diesem Projekt wirklich im Vordergrund stehen“, betonte der Landschaftsarchitekt. Da in der Anfangszeit mit einem erhöhten Besucherdruck gerechnet werden müsse, seien Toilettenanlagen notwendig. Roos schlug vor, bei mobilen Installationen zu bleiben. Es gebe bereits rund 50 Parkplätze, zirka 30 könnten vorübergehend dazukommen, zum Beispiel auf einer Wiese.

Der Planer geht von Gesamtkosten in Höhe von etwa 710000 bis 715000 Euro aus. In der ersten Vorstellungsrunde hatte die Schätzung noch bei rund 689000 Euro gelegen. Der kommunale Eigenanteil soll bei zirka 175000 Euro liegen – ohne die Kosten für den Abbau der Spielgeräte des bisherigen Spielplatzes im Kammerhofweg und die Abbruchkosten der Wege.

Obwohl bereits im Sommer ausführlich über das Projekt gesprochen worden war und die meisten Gemeinderäte den „Auenpark“ gutgeheißen hatten, kam erneut eine Grundsatzdiskussion auf. Für ihn habe sich seit der ersten Vorstellung nichts geändert, sagte etwa Günter Sanzenbacher (CDU/ FWV): „Das Ding ist für mich eine Nummer zu groß.“ Er erwarte einen „großen Kollaps“, was die Verkehrsanbindung angehe, sowie hohe Instandhaltungskosten.

Sein Fraktionskollege Jörg Schaal war gegensätzlicher Meinung. „Ich finde das sehr gut“, sagte er. „Weissach im Tal ist wieder einmal ein Vorzeigeobjekt im ganzen Rems-Murr-Kreis.“ Er sehe die Parkplatzsituation als „nicht so dramatisch“ an: „Wenn die Kinder in die Schule oder in den Kindergarten gebracht werden, ist der Andrang am Spielplatz sicher nicht so hoch.“ Carl Höfer, ebenfalls CDU/FWV, schloss sich Schaal an: „Ich finde das Projekt toll. Wir können wirklich glücklich sein, dass wir mit Zuschüssen so viel bewirken können. Und in den zwölf Jahren, die ich jetzt im Gemeinderat bin, ist es das erste Mal, dass man Grün statt Schwarz schafft, indem ein Feldweg wegfällt und ein Bach renaturiert wird.“ An das Verkehrskonzept müsse man allerdings noch einmal ran, so Höfer. Er sprach sich diesbezüglich für Parkverbote aus, die auch kontrolliert werden müssten.

Auch in den anderen Fraktionen stieß das Vorhaben auf Anklang. „Das wird ein Prestigeprojekt für Weissach im Tal“, sagte etwa Luciano Longobucco (LWB). „Und vor allem kriegen wir es für ein Geld, das wir ohnehin in die Hand nehmen hätten müssen, um den alten Spielplatz zu sanieren.“ Die Nachteile hielt er für händelbar. Jan Hutzenlaub (LWB) war der Ansicht, dass der „Auenpark“ nur zu Beginn viele Besucher anziehen werde, man die Einschränkungen in der Anfangszeit in Kauf nehmen müsse.

Thomas Heller (UBL) stießen der Verbrauch von Trinkwasser bei den geplanten Pumpen am Wasserspielplatz und der hohe Verbrauch landschaftlich genutzter Flächen sauer auf. Wie Sanzenbacher war auch ihm das Vorhaben zu groß. Viele Flächen könnten weiterhin bewirtschaftet werden, beschwichtigte Planer Roos. Zudem sei die Anlage mit sehr wenig Pflegeeinsatz verbunden, ergänzte er bezüglich der Instandhaltungskosten: „Hinsichtlich der Pflegeintensität wird sich nicht viel verändern.“

Er verstehe die ganze Diskussion um den Besucherandrang nicht, sagte schließlich Timo Hirzel (CDU/FWV) und sorgte so für ein paar Lacher: „Wenn wir einen Spielplatz bauen, dann wollen wir doch auch, dass Leute kommen.“ Bei der Abstimmung stimmten Thomas Heller, Wilhelm König (beide UBL) und Günter Sanzenbacher (CDU/FWV) dagegen. Heike Oesterle (UBL) enthielt sich. Alle weiteren Gemeinderäte stimmten für die Abwicklung des Zuschussverfahrens mit dem Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald und dem Verband Region Stuttgart. Das Projekt „Auenpark“ geht also in die nächste Runde.

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Erstellt:
11. Januar 2022, 06:00 Uhr

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