Das Seepferdchen reicht nicht aus

An der Conrad-Weiser-Schule Aspach wird seit Schuljahresbeginn der Schwimmunterricht intensiviert – Kooperation mit Verein

Schwimmen zu können, ist lebensnotwendig. Das sieht man natürlich auch an der Conrad-Weiser-Schule Aspach sound hat beschlossen, den Schwimmunterricht zu intensivieren. Dazu hat die Schulleitung sich personelle Verstärkung und die TSG Backnang mit ins Boot geholt. Ziel ist es nun , dass alle Kinder in der 4. Klasse schwimmen können.

Angelika Eimer betreut seit Anfang des Schuljahres die Nichtschwimmer der Conrad-Weiser-Schule Aspach. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Angelika Eimer betreut seit Anfang des Schuljahres die Nichtschwimmer der Conrad-Weiser-Schule Aspach. Foto: J. Fiedler

Von Silke Latzel

ASPACH. Die Aspacher Conrad-Weiser-Schule hat etwas, das kaum noch eine Schule in und um Backnang hat: ein Lehrschwimmbecken direkt in der Schule. Und doch gibt es auch dort Schüler in der 4. Klasse, die nicht schwimmen können – trotz Unterricht. Ein „untragbarer Zustand“, findet Konrektor Tobias Stüer. Auf seine Initiative hin soll sich das nun ändern. Er hat eine Kooperation mit der TSG Backnang in die Wege geleitet. Das Besondere daran: Die Kinder werden von gleich zwei Betreuern im Schwimmen unterrichtet. Die Schwimmlehrer bekommen seit Anfang des Schuljahres Unterstützung von Angelika Eimer, die sich speziell nur um die Nichtschwimmer kümmert.

„Gar nicht schwimmen zu können, das geht einfach nicht“

„Wir haben uns ernsthaft Gedanken darüber gemacht, woran es liegt, dass wir auch in Klasse 4 noch Kinder haben, die nicht schwimmen können. Und sind dann eigentlich recht schnell darauf gekommen, dass es vor allem eine personelle Frage ist. Ein Lehrer allein kann unmöglich die Nichtschwimmer schulen und gleichzeitig die Kinder, die schon schwimmen können, ausreichend fördern.“ Begonnen wird in Klasse 1 mit der Wassergewöhnung. Um Weihnachten herum soll schon der erste Zielpunkt erreicht sein: dass alle Kinder sich ins Becken trauen und sich dort auch über Wasser halten können. In den zwei ersten Klassen an der Conrad-Weiser-Schule gibt es derzeit sieben beziehungsweise neun Kinder, die nicht schwimmen können. Um diese kümmert sich Eimer, während die Kinder, die schon schwimmen können, von einem Lehrer unterrichtet werden. „Wir arbeiten parallel“, so Stüer.

Eimer war früher Leistungsschwimmerin und hat bereits Erfahrung im Schulschwimmen, etwa an der Mörikeschule Backnang. Sie sagt: „Gar nicht schwimmen zu können, das geht einfach nicht.“ Und auch das erste Schwimmabzeichen, das Kinder in der Regel machen – das Seepferdchen –, reicht nicht aus. „Es sollte schon mindestens das Jugendschwimmabzeichen sein“, so Stüer, Eimer und Andreas Bartsch, stellvertretender Abteilungsleiter der Schwimmabteilung der TSG, sind sich einig (siehe Infokasten). „Schwimmen zu können, ist ein lebenserhaltendes Mittel und deswegen sehr wichtig, weil es überall Flüsse und Seen gibt. Schwimmen ist wie Lesen und Schreiben – eine Grundlage fürs Leben. Deshalb sollen am Ende der 4. Klasse alle Kinder der Conrad-Weiser-Schule schwimmen können – „ohne Hilfsmittel und gleitend“, wie es in der Fachsprache heißt. Darauf aufbauend geht es dann weiter bis in Klasse 7.

Stüer betont allerdings, dass eigentlich nicht die Schule den Auftrag hat, den Kindern das Schwimmen beizubringen. „Wir könne nicht die Eltern aus der Verantwortung nehmen und allen Kindern das Schwimmen beibringen. Dafür sind auch Vereine da. Und wir wollen auch keine Schwimmkurse ersetzen. Aber wir können mit den Kindern üben. Dass wir uns einen Verein mit ins Boot geholt haben, ist eine Art Not-Back-up, weil wir es alleine einfach nicht mehr schaffen. Dieser intensive Schwimmunterricht ist quasi ein zusätzliches Angebot von uns.“ Auch deshalb sollen die Aspacher Eltern der Nichtschwimmer-Kinder sich finanziell beteiligen: mit fünf Euro pro Schwimmstunde. „Es wird immer Kinder geben, die nicht schwimmen können, wenn sie in die Schule kommen, da machen wir uns nichts vor“, so Stüer. „Wir haben ja zum Beispiel auch Flüchtlingskinder. Ob sie schwimmen können oder nicht, hängt immer vom Land ab, aus dem sie kommen.“ Für diejenigen Eltern, die den finanziellen Beitrag nicht leisten können, springt der Förderverein der Schule ein. „Zuschüsse sind möglich. Eventuell auch über Sponsoren.“

Doppelstunde Schwimmunterricht für die 1. Klasse

In Klasse 1 werden die Kinder einmal wöchentlich eine Doppelstunde im Lehrschwimmbecken unterrichtet, von Klasse 2 an jede Woche 45 Minuten. „Die reine Schwimmzeit beträgt dann 25 Minuten. Das reicht dann auch aus, gerade für Kinder, die noch nicht sicher schwimmen können. Mehr schaffen sie dann auch nicht. Aber das ist eben nur möglich, weil unsere Schüler nicht erst mit dem Bus zum nächsten Schwimmbad fahren müssen“, erklärt Stüer.

Info
(Un)sichere Schwimmer

Fast 60 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland sind keine sicheren Schwimmer. Laut DLRG (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) wird ein Schwimmer dann als sicher bezeichnet, wenn er die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze (Freischwimmer) erfüllt.

Um das Jugendschwimmabzeichen in Bronze zu erlangen, müssen folgende Disziplinen erfüllt werden: Sprung vom Beckenrand und mindestens 200 Meter schwimmen in höchstens 15 Minuten, einmal zirka zwei Meter Tieftauchen von der Wasseroberfläche und Heraufholen eines Gegenstands, Sprung aus einem Meter Höhe oder Startsprung sowie die Kenntnis der Baderegeln.

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Erstellt:
12. Oktober 2019, 11:30 Uhr

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