Das Wonnemar in Backnang boomt trotz Preiserhöhung

An den vergangenen Wochenenden war im Backnanger Erlebnisbad mehrfach ein Einlassstopp nötig. Der neue Centermanager Alexander Happold sieht die hohe Auslastung als Beleg für die Qualität des Bads und will mit neuen Angeboten weitere Besucher locken.

Seit Januar hat Alexander Happold im Backnanger Wonnemar das Sagen. Der studierte Betriebswirt kannte das Bad bereits als Badegast und ist von seiner Anziehungskraft überzeugt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Seit Januar hat Alexander Happold im Backnanger Wonnemar das Sagen. Der studierte Betriebswirt kannte das Bad bereits als Badegast und ist von seiner Anziehungskraft überzeugt. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Der Anstieg der Energiekosten trifft die Betreiber von öffentlichen Bädern besonders stark. „Neben dem Personal ist die Energie unser größter Kostenblock“, sagt Alexander Happold, der seit Anfang des Jahres das Backnanger Wonnemar leitet. Eine Erhöhung der Eintrittspreise sei deshalb unvermeidbar gewesen. Für vier Stunden Schwimmen bezahlen Erwachsene seit Januar nun 10,50 Euro statt 8,90 Euro, der Saunatarif für vier Stunden wurde von 18,90 auf 21,50 Euro erhöht. Außerdem gibt es abgesehen von bestimmten Sonderaktionen keine Tageskarten mehr. Wer länger als vier Stunden bleiben will, muss nun für jede weitere Stunde einen Euro beziehungsweise mit Sauna 1,50 Euro draufzahlen.

„Wir haben hier eine Toplage“

Die Badegäste lassen sich davon aber offensichtlich nicht abschrecken. Die Besucherzahlen seit seinem Amtsantritt bezeichnet Happold nämlich als „bombastisch“. Mehr als 30000 Gäste zählte der Betreiber im Januar, an den Wochenenden war der Ansturm gar so groß, dass zeitweise ein Einlassstopp verhängt werden musste. Neue Besucher durften dann nur noch rein, wenn andere das Bad verließen. Um Ärger bei den Wartenden zu vermeiden, denkt Happold deshalb darüber nach, die Ampel auf der Homepage wieder einzuführen, die in Coronazeiten Auskunft über die aktuelle Auslastung des Bads gab.

Der große Ansturm der vergangenen Wochen ist für den neuen Wonnemar-Chef ein Beleg für die Attraktivität des 2012 eröffneten Erlebnisbads. „Wir haben hier eine Topanlage. Die Backnanger können froh sein, dass sie so ein Bad haben“, findet der 45-Jährige, der zuletzt das Bellamar in Schwetzingen geleitet hat (siehe Infotext). Positiv bewertet er auch das Team in Backnang: Obwohl der Fachkräftemangel in der Bäderbranche schon deutlich zu spüren sei, sei das Wonnemar mit seinen rund 70 Beschäftigten, darunter fünf ausgebildete Fachangestellte für Bäderbetriebe, personell sehr gut aufgestellt.

Erweiterung des Saunabereichs steht auf dem Wunschzettel

Der aktuelle Boom dürfte allerdings auch damit zusammenhängen, dass das Wunnebad in Winnenden zurzeit wegen einer Generalsanierung geschlossen ist und das Aquatoll in Neckarsulm im vergangenen Jahr ganz dichtgemacht hat. „Die Gunst der Stunde müssen wir nutzen“, sagt Happold, obwohl ihm klar ist, dass das Wunnebad nach der Neueröffnung auch wieder Besucher aus Backnang abziehen wird.

Muss also auch im Wonnemar investiert werden, um auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben? Alexander Happold erklärt, er wolle keine Forderungen stellen. Schließlich ist die Interspa, bei der er angestellt ist, nur Pächter des Bads. Für Investitionen ist die Stadt Backnang als Eigentümerin zuständig. Einen Wunschzettel hat der Bäderleiter aber schon, und auf dem steht an erster Stelle eine Erweiterung des Saunabereichs. „Das wäre auf jeden Fall hilfreich, weil wir unser Potenzial hier nicht voll ausnutzen können.“ Aktuell ist die Kapazität nämlich auf höchstens 180 Personen begrenzt. Dieses Limit wird laut Happold während der Wintermonate regelmäßig erreicht: „Da blutet mir natürlich das Herz, wenn wir nicht alle reinlassen können.“

Einige Ideen konnten noch nicht umgesetzt werden

Vor fünf Jahren gab es auch schon konkrete Pläne für eine Erweiterung. Unter anderem waren eine neue Panoramasauna und ein weiterer Ruheraum geplant. Die Stadt legte dieses Projekt allerdings aus Kostengründen wieder auf Eis. Auch die Idee für eine „Speedrutsche“ als neue Attraktion für Kinder und Jugendliche wurde bislang nicht umgesetzt.

Alexander Happold hofft, dass diese Pläne möglichst bald wieder aus der Schublade geholt werden. Eine Erweiterung des Saunabereichs wäre wohl auch Voraussetzung, damit die Interspa ihre Vision von einem Hotel neben dem Bad umsetzen kann. Um vom wachsenden Markt der Kurzurlauber zu profitieren, hatte der neue Eigentümer der Interspa im vergangenen Jahr angekündigt, möglichst an allen Wonnemar-Standorten Hotels mit direktem Zugang zum Bad bauen zu wollen. Umgesetzt wurde dieses Konzept bereits in Wismar und dort laufe es sehr erfolgreich, weiß Alexander Happold. „Das Potenzial dafür wäre sicher auch in Backnang da“, glaubt der Bäderchef. Allerdings sind die Pläne hier momentan noch nicht spruchreif.

Wassertemperatur schlägt keine Wellen mehr

Doch auch ohne teure Investitionen will der neue Centermanager in Backnang Akzente setzen. Zum Beispiel durch Events für alle Altersgruppen. So kann er sich zum Beispiel eine Wiederbelebung der Babysauna vorstellen, junge Leute will er mit Poolpartys anlocken und an den Familiennachmittagen die Kinderanimation ausbauen. Dabei möchte Happold künftig auch die Backnanger Vereine und weitere Partner stärker einbinden. Wichtig sei zudem die richtige Terminierung, vor allem bei Events unter freiem Himmel. Das zeigte sich etwa im vergangenen Jahr bei den Konzerten auf der Bäderbühne: Weil es im September abends schon empfindlich kühl war, kamen weniger Besucher als erhofft.

Die Wassertemperaturen sind nach Ansicht des neuen Bäderleiters kein Aufreger mehr. Auch das Wonnemar hatte diese wegen der Energiekrise im vergangenen Jahr um ein bis zwei Grad gesenkt. „Das sind aber immer noch Wohlfühltemperaturen“, findet Happold, auch wenn das individuelle Empfinden natürlich sehr unterschiedlich ist. Dafür hatte der Aufsichtsrat der Städtischen Bädergesellschaft beschlossen, das Außensolebecken offen zu lassen, was Happold sehr begrüßt: „Aus meiner Sicht war das die richtige Entscheidung. Der Aufschrei wäre sonst riesengroß gewesen.“

Zur Person

Studium Alexander Happold stammt aus Heilbronn, wo er heute noch wohnt. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Heidelberg Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Marketing und Controlling.

Berufsweg Nach dem Studium begann er bei der Aquantas GmbH mit Sitz in Leingarten, die zu dieser Zeit als Dienstleister mehrere kommunale Bäder in Deutschland betrieb. Für das Unternehmen war Happold in Bädern in Saarbrücken, Hassloch und Hockenheim tätig. 2016 wechselte er als Betriebsleiter in das städtische Bellamar nach Schwetzingen, seit Januar 2023 ist er Centermanager im Wonnemar Backnang. Der 45-Jährige ist verheiratet und hat zwei Töchter im Alter von einem und vier Jahren.

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Erstellt:
14. Februar 2023, 06:00 Uhr

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