Rente
Das würden Jesus und Robin Hood tun
Wie geht es weiter in der Rente? Kanzler Friedrich Merz will mehr kapitalgedeckte Vorsorge – und hat Recht damit, kommentiert Tobias Peter.

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Von Tobias Peter
Es wäre kaum verwunderlich, wenn Rentenpolitiker in ihrer Not gelegentlich einen Blick in die Bibel werfen würden. Dort wird von einem Wunder berichtet, der Speisung der 5000. Jesus lässt fünf Brote und zwei Fische unter einer riesigen Anzahl Menschen verteilen. Trotzdem werden alle satt. So einfach lassen sich die Probleme der deutschen Rentenversicherung leider nicht lösen.
Hätte Deutschland noch kein Rentensystem, man würde es jetzt mit Sicherheit nicht so entwerfen, wie das bestehende nun einmal ist. Die gesetzliche Rentenversicherung funktioniert im Wesentlichen als Umlagesystem. Diejenigen, die arbeiten, zahlen mit ihren Beiträgen die laufenden Renten. Das hat lange funktioniert. Nun stößt der Ansatz aber an seine Grenzen, weil zu wenige Arbeitnehmer auf eine immer größere und auch älter werdende Rentnergeneration treffen.
Kapital bringt mehr ein als Arbeit
Dass die Menschen länger leben, ist ein großes Glück. Es wirft zugleich unweigerlich die Frage auf, ob dadurch nicht auch das Rentenalter eher früher als später noch mal steigen muss. Die Antwort laut ja, obwohl diese Erkenntnis von Union und SPD bislang verdrängt wird. Mehr noch: Die Beiträge werden steigen, es werden noch mehr Steuern in die Rente fließen müssen. Wenn keines dieser Mittel überstrapaziert werden soll, ist noch etwas notwendig: Ein Teil der künftigen Altersbezüge muss finanziert werden, indem Geld gewinnbringend am Kapitalmarkt angelegt wird.
Das wäre auch deshalb klug, weil in unsicheren Zeiten die Altersvorsorge auf mehreren Beinen stehen sollte. Die Löhne steigen bei weitem nicht so stark wie die Gewinne aus Kapital. Gerade auf der linken Seite des politischen Spektrums haben viele noch nicht verstanden, dass dies vor allem eins bedeutet: Es braucht Wege, wie auch Menschen mit kleinen und mittleren Löhnen mehr von Kapitalgewinnen profitieren. Robin Hood würde heute den Armen Wertpapiere besorgen.
Geschenkt gibt es in der rauen Realität bekanntlich nichts. Langfristig würde eine kapitalgedeckte Komponente in der Rente auf jeden Fall helfen. Kurz- und mittelfristig müssten diejenigen, die sie ansparen, zugleich weiter über ihre Beiträge die laufenden Renten sichern. Trotz dieser Schwierigkeiten kommt neues Leben in die Debatte. Er sei „ein Befürworter eines Pflichtbeitrages in eine kapitalgedeckte Altersversorgung“, so hat es Kanzler Friedrich Merz gesagt.
Aus der Riester-Rente lernen
Zur Erinnerung: Bereits die im Jahr 2002 von der Regierung Gerhard Schröders eingeführte Riester-Rente sollte die private Vorsorge stärken. Doch sie war weder verpflichtend noch ausreichend rentabel. Daraus müssen drei Schlüsse gezogen werden. Erstens: Wenn die kapitalgedeckte Altersvorsorge einen Teil des demografischen Problems in der Rente lösen soll, kann sie nicht freiwillig sein. Sonst wäre für noch mehr Menschen als heute schon der Weg in die Altersarmut vorgezeichnet.
Zweitens: Die Produkte müssen so gestaltet sein, dass sie auch ein überschaubares Risiko zulassen. Sonst werfen sie für den Einzelnen am Ende nicht genug ab. Drittens braucht es einen öffentlich-rechtlich gemanagten Fonds, in dem jeder zu geringen Gebühren sein Geld anlegen kann. Nicht jeder kann und will ein Aktienprofi werden.
Mit fünf Broten und zwei Fischen Tausende Menschen satt machen? Das gelingt, jenseits eines Wunders, nicht. Wer aber heute das Geld, das er dafür ausgegeben müsste, gut anlegt, wird sich davon in einigen Jahrzehnten hoffentlich mehr leisten können. Es ist die soziale Frage des 21. Jahrhunderts, dass nicht nur die Reichsten von Gewinnen am Kapitalmarkt profitieren.