Flugzeug-Absturz in Indien
Das Wunder von Sitz 11A
Nur ein Mensch hat das Air-India-Unglück überlebt. „Mayday, Mayday. Wir haben keinen Schub, verlieren Kraft, kommen nicht hoch“, funkte der Pilot noch vor dem Absturz.

© Indian Ministry of Home Affairs
Indiens Innenminister Ahmit Shah mit dem einzigen Überlenden Vishwash Kumar Ramesh.
Von Michael Maier
241 Menschen haben bei dem Air-India-Absturz in Ahmedabad ihr Leben verloren - nur eine einzige Person ist am Leben: der 40-jährige Vishwash Kumar Ramesh. Inzwischen haben die Behörden laut „Times of India“ offiziell bestätigt, dass von den 242 Passagieren 241 tot sind.
„Als das Flugzeug abhob, fühlte es sich nach 5 bis 10 Sekunden so an, als wäre es in der Luft stecken geblieben. Plötzlich begannen die Lichter zu flackern - grün und weiß - dann rammte das Flugzeug ein Gebäude“, berichtete Ramesh vom Krankenhausbett aus. Kurz vor dem Absturz soll der Pilot noch einen verzweifelten Hilferuf gesendet haben: „Mayday, Mayday. Wir haben keinen Schub, verlieren Power, kommen nicht hoch“.
Bruder saß auf Sitz 11J – er ist tot
Der Flug AI171 sollte von Ahmedabad nach London-Gatwick fliegen. An Bord waren 230 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder, darunter Staatsbürger aus Indien, Großbritannien, Kanada und Portugal. Nur 33 Sekunden nach dem Start stürzte die Boeing 787 Dreamliner ab und raste in ein Wohnheim für Mediziner. Auch am Boden kamen Dutzende von Menschen ums Leben, viele sind noch in kritischem Zustand.
Vishwash Kumar Ramesh saß auf Platz 11A - direkt neben dem Notausgang. Diese Position könnte sein Leben gerettet haben. „Als ich den Ausgang sah, dachte ich, ich könnte rauskommen. Ich habe es versucht und es hat geklappt. Vielleicht konnten die Menschen auf der anderen Seite des Flugzeugs das nicht“, sagte er.
Was für Ramesh besonders tragisch ist: Sein Bruder saß ebenfalls in der Business Class im Flugzeug, allerdings auf der anderen Seite, Platz 11J. Er überlebte den Absturz nicht. Beide Brüder waren Unternehmer in London und hatten sich dort ein Leben aufgebaut, wie ein enger Freund der Familie berichtete.
„Stewardessen vor meinen Augen gestorben“
„Selbst ich kann nicht glauben, wie ich lebendig herauskam. Für einen Moment dachte ich, ich würde auch sterben. Aber als ich meine Augen öffnete und mich umsah, wurde mir klar, dass ich am Leben war. Ich kann immer noch nicht glauben, wie ich überlebt habe“, sagte Ramesh im Gespräch mit indischen Medien.
Nach dem Absturz irrte er barfuß durch die Trümmer. „Ich weiß nicht, wie ich überlebt habe. Ich sah Menschen vor meinen Augen sterben - die Flugbegleiterinnen und zwei Personen, die ich in meiner Nähe sah... Ich lief aus den Trümmern heraus“, fügte er hinzu.
Ramesh erlitt eine Kopfverletzung und Verbrennungen an der linken Hand. Sein Gesundheitszustand wird als sehr zufriedenstellend beschrieben. Dr. Rajnish Patel vom Ahmedabad Civil Hospital sagte: „Sein Zustand ist nicht sehr kritisch. Auf den Bildern sieht man etwas Blut, aber er ist nicht sehr schwer verletzt“. Der Patient stehe unter strenger Beobachtung und zeige keine Probleme.
Premier Modi besucht einzigen Überlebenden
Indiens Premier Narendra Modi besuchte Ramesh im Krankenhaus. „Der Premierminister fragte nach meinem Wohlbefinden und wie sich alles zugetragen hat. Ich sagte ihm, dass es mir gut geht“, berichtete Ramesh. Die genaue Absturzursache ist noch unklar.