Den Funklöchern auf der Spur

Karte der Bundesnetzagentur macht Qualität des Mobilfunks sichtbar – Abseits der Innenstädte schwächelt der Empfang oft

Mit dem Smartphone sind die meisten Menschen heutzutage in der Lage, auch unterwegs im Internet zu surfen – theoretisch. Denn oftmals macht die Netzverbindung hierbei einen Strich durch die Rechnung. Die Bundesnetzagentur hat kürzlich ihre erste Funklochkarte für Deutschland veröffentlicht – auch in unserem Verbreitungsgebiet wechselt sich Licht mit Schatten ab.

Im nördlichen Rems-Murr-Kreis finden sich noch zahlreiche Funklöcher – beispielsweise auf dem Weg nach Spiegelberg-Nassach.  Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Im nördlichen Rems-Murr-Kreis finden sich noch zahlreiche Funklöcher – beispielsweise auf dem Weg nach Spiegelberg-Nassach. Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Der Anblick ist bekannt: Das Smartphone in der Hand, die Stöpsel in den Ohren. Viele S-Bahn-Reisende nutzen die Fahrt, um auf dem Handy Nachrichten zu lesen, Musik zu hören, sich mit anderen auszutauschen. Um das zu tun, braucht man Mobilfunkempfang – und daran hapert es an einigen Stellen, auch im Rems-Murr-Kreis. Das weiß jeder, der schon in der Bahn saß und zwischen den Haltestellen Maubach und Backnang im Netz surfen wollte. Kein Empfang heißt es hier stellenweise – das bestätigt auch die Funklochkarte der Bundesnetzagentur, die kürzlich veröffentlicht wurde. Der entsprechende Abschnitt zeigt an, dass die Verbindung schlecht ist – wenn man nicht gar im Funkloch steckt.

Seit etwa einem Jahr kann jeder, der das wünscht, mit der Funkloch-App der Bundesnetzagentur die Qualität des Mobilfunknetzes an seinem Standort ermitteln und dokumentieren. Auf Grundlage der so gesammelten Daten soll mit den Mobilfunk-Anbietern ausgelotet werden, wo nachgebessert werden muss. Allerdings hat die Erfassung auch Tücken. Wenn der Nutzer nämlich gemäß seines Mobilfunkvertrages nur die 3-G-Technologie nutzt, kann ein 4-G-Netz durch ihn nicht erfasst werden. Grundsätzlich gibt die aus den gesammelten Daten der Nutzer erstellte Karte einen guten Überblick über die Netzabdeckung einer Region. Bezeichnenderweise ist in der Landeshauptstadt Stuttgart die Erfassung vergleichsweise engmaschig und zeigt zum großen Teil einen 4-G-Empfang an. Je weiter man sich jedoch aus dem Ballungsraum entfernt, desto löchriger wird die Karte – was Erfassung und die Qualität des Mobilfunkempfangs angeht.

Schlechter Empfang in ländlichen Gebieten

Am besten dokumentiert ist der Empfang entlang der wichtigsten Infrastrukturen, also vor allem der viel befahrenen Straßen – so auch im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung. Der Verlauf der B14 beispielsweise ist lückenlos dokumentiert. Die pinke Farbgebung bestätigt: Hier haben die Nutzer durchgehend 4-G-Empfang. Zwischen Backnang und Murrhardt ist auch entlang der S-Bahn-Linie fast durchgehend guter Empfang gemessen worden. Eine gute Nachricht für die Autofahrer, wie auch die S-Bahn-Reisenden. Schlechte oder eben keine Nachrichten haben hingegen manche Fans der SG Sonnenhof Großaspach oder auch Besucher der Konzerte im Fautenhau ereilt: Auf dem Gelände der Mechatronik-Arena in Aspach zeigt die Karte der Bundesnetzagentur ein Funkloch inmitten der Zuschauerränge.

Die Stadt Backnang kann mit einer relativ guten Netzabdeckung aufwarten, wenn auch dort noch Luft nach oben ist. Auf unserer Facebook-Seite meldete Nutzer Reiner Bohmwetsch an der Alten Spinnerei besonders schlechten, teilweise gar keinen Empfang, „zeitweise nur Edge mit zwei Balken“. Grundsätzlich kann beobachtet werden: Je weiter man sich weg von größeren Städten bewegt, desto schlechter wird die Mobilfunkverbindung. Für eine vergleichsweise ländliche Gegend wie den nördlichen Rems-Murr-Kreis bedeutet das: weniger 4G, mehr Funklöcher.

Facebook-Nutzer Peter Quasthoff vermeldet: „Um Affalterbach herum im Umkreis von 20 Kilometer sind mehrere Funklöcher!“ Melanie Schmidgall schreibt: „In ganz Jux gibt es ein Funkloch und dort wohne ich. Kein Netz von keinem Anbieter.“ Und auch auf der L1117 in Richtung Spiegelberg-Nassach vor der Abbiegung in die Kurzacher Straße können Reisende froh sein, wenn sie überhaupt Empfang bekommen. Auf der Strecke sind zahlreiche Funklöcher verzeichnet. Nutzer Janus Mortis hat in Großerlach Probleme mit dem Mobilfunkempfang: „Wenn ich vor die Türe gehe oder in den Garten, habe ich in Neufürstenhütte auch kein Netz. Also null Balken und auch kein Internet.“ In Allmersbach im Tal finden sich sogar mitten im Hauptort Funklöcher und auch sonst ist die dokumentierte Netztechnologie von 2G dominiert. Ähnlich verhält es sich in Burgstetten, wo zwar keine Funklöcher erfasst wurden, der Mobilfunkempfang jedoch auch nur mäßig ist.

Wenig aussagekräftig ist die Funklochkarte, wenn es um einzelne Ortsteile geht, das zeigt sich beispielsweise in Weissach im Tal. In Cottenweiler wurden die entsprechenden Daten nur an der Welzheimer Straße entlang erhoben, in Oberweissach nur entlang der Hohenweiler Straße und der Ebniseestraße, in Wattenweiler gab es gar keine Messungen. Auch für Auenwald-Däfern liegen keine Messergebnisse vor und in Ober- und Unterbrüden wurden vergleichsweise wenig Daten erfasst.

In Murrhardt gibt es in der Innenstadt einen recht guten Mobilfunkempfang, anders sieht es aus, wenn man sich die kleinen Ortsteile, Weiler und Höfe anschaut. Statt Pink für 4G dominiert hier auf der Funklochkarte das Hellblau, das für 2G steht. Der Gärtnershof ist mit türkisen Punkten markiert – hier gibt es keinen Empfang. Funklöcher finden sich auch in Kirchenkirnberg. Positiv tut sich hingegen die Gemeinde Sulzbach an der Murr hervor: Hier zeigt die Karte fast durchgängig 4G an, außerdem wurde ein großer Teil des Orts erfasst.

Info
Die Funkloch-App der Bundesnetzagentur

Die Bedienung der „Breitbandmessung“ genannten App ist einfach: „Mit einem Klick auf die Schaltfläche ‚Netzverfügbarkeit erfassen‘ startet der Nutzer die Abfrage. Ab diesem Zeitpunkt erfasst die App in regelmäßigen Abständen von maximal 50 Metern, ob eine Netzabdeckung vorhanden ist – und ob sie durch 2-G-, 3-G- oder 4-G-Technologie gegeben ist. Die erfasste Wegstrecke wird dem Nutzer auf einer Karte dargestellt“, heißt es auf der Webseite der Bundesnetzagentur. Und weiter: „Wenn der Nutzer die Erfassung stoppt, werden die Daten unter Angabe von Ort, Zeit und Mobilfunkanbieter an einen zentralen Server übermittelt. Sollte es ein Funkloch geben, erfolgt die Übertragung, nachdem wieder eine Verbindung zum Internet besteht.“

Nach Angaben der Bundesnetzagentur zum Start der Funklochkarte war die App seit ihrer Einführung bereits 187000-mal auf Smartphones installiert worden. Insgesamt hatten die Nutzer bis dahin knapp 160 Millionen Messpunkte als Basis für die Karte er- und übermittelt.

Die Karte mit den ermittelten Netzdaten ist zu finden unter: https://breitbandmessung.de/kartenansicht-funkloch

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Erstellt:
4. Dezember 2019, 06:00 Uhr

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