DER APFELBAUMHauptwort vorWiewort

Da kann einer jahrelang Abgeordneter im württembergischen Landtag sein, später gar an der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche teilnehmen – aber wenn er Gedichte schreibt, die Generationen überdauern, dann verblasst sein legislatives Wirken dahinter. Beim Namen Ludwig Uhland jedenfalls dürfte kaum jemand zuerst an Politik denken.

Im Rätsel gesucht war sein Gedicht: „Bei einem Wirte WUNDERMILD, da war ich jüngst zu Gaste. Ein goldner Apfel war sein Schild an einem langen Aste . . .“ Heute ist es in vielen Liederbüchern zu finden – allerdings nicht unter seinem ursprünglichen Titel „Einkehr“, sondern benannt nach dem ersten Vers: „Bei einem Wirte wundermild“. Diese Konstruktion, das Adjektiv nach dem Substantiv anstatt davor, ist heute selten geworden. Am ehesten findet man sie noch bei Produktbezeichnungen („Naturjoghurt mild“), in der Werbung („Exotik pur“) oder in geschwätzigen Pressetexten („Fußball ex­trem“). Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein war das „postnominale Adjektiv“ bei Lyrikern beliebt, bekannte Beispiele sind Eichendorffs „O Täler weit, o Höhen“, Goethes „Röslein rot“ oder das im Rätsel erwähnte „Hänschen klein“.

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Erstellt:
9. Januar 2019, 03:14 Uhr

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