Was geschah am . . . 23. Mai 1498?

Der Bußprediger Savonarola wird in Florenz hingerichtet

Der von Papst Alexander VI. exkommunizierte Bußprediger Girolamo Savonarola wird in Florenz erst gehängt und dann verbrannt.

Savonarola wird am 23. Mai 1498 auf der  Piazza della Signoria in Florenz mit zwei Mitbrüdern gehängt und anschließend verbrannt.

© Imago/Gemini Collection

Savonarola wird am 23. Mai 1498 auf der Piazza della Signoria in Florenz mit zwei Mitbrüdern gehängt und anschließend verbrannt.

Von Markus Brauer/dpa

23. Mai 1498:

„Gibt’s denn einen Mönch, der’s nicht so triebe? Pfui der Schande der verdorbenen Welt.“ Derart harte Worte gegen die Amoralität, Völlerei und Überheblichkeit des katholischen Klerus richtete der Novellist Giovanni Boccaccio im 14. Jahrhundert an seine italienische Mitwelt. 200 Jahre später findet er im Dominikanermönch und Bußprediger Girolamo Savonarola den klerikalen Verbündeten seiner Anschauung.

Flammende Volksreden gegen Sittenlosigkeit des Klerus

Savonarola fühlt sich bereits im Alter von 14 Jahren der Glaubenslehre des Thomas von Aquin verpflichtet und flieht aus dem Elternhaus in Ferrara, um Dominikanermönch zu werden. Gleich seinem großen Vorbild sucht er in der Folgezeit gegen Laster wie Sittenlosigkeit und Frömmelei vorzugehen.

Als Bußprediger zieht er durch die italienischen Lande und weiß durch flammende Volksreden eine Vielzahl von Anhängern zu gewinnen.

Nachdem Girolamo Savonarola als Prior an das Kloster San Marco von Florenz berufen worden ist, setzt er seine Strafpredigten gegen die Laster seiner Mitwelt fort und fordert eine Kirchenreform. Als das Fürstenregime der Medicis 1494 aus Florenz vertrieben wird, nimmt Savonarola regen Anteil an den Staatsangelegenheiten.

Savonarolas Gottesstaat von Florenz

Er stellt sich an die Spitze einer Bewegung, die für einen Gottesstaat unter der Regierung des Volkes eintritt. Dem nicht genug, wendet er sich auch gegen Missstände am päpstlichen Hof in Rom und urteilt, dass der Lebenswandel seiner Amtsbrüder dringend reformbedürftig sei. Dazu schreibt er an eine Reihe christlicher Fürsten und verlangt, eine Kirchenversammlung einzuberufen.

Papst Alexander VI., der sich aufgrund seines dubiosen Lebenswandels Savonarolas Kritik besonders hart ausgesetzt fühlt, exkommuniziert ihn. Und in der Hauptkirche von Florenz verliest man die Bannbulle gegen den Bußprediger. Der aber lässt sich zunächst nicht einschüchtern und setzt seine Anfeindungen in öffentlichen Predigten fort.

Staatsrat lässt in den Kerker werfen

Doch bald hat er sich besonders unter den Franziskanern viele Feinde gemacht. Von den Kanzeln feinden sie Savonarola als Ketzer und Exkommunizierten an, bis ihn schließlich auch das Volk beschimpft. Am 8. April 1498 stürmt eine aufgeputschte Menschenmenge das Kloster von Florenz und bringt ihn vor die Signoria, den florentinischen Staatsrat. Die lässt ihn in den Kerker werfen.

Unter Leitung von zwei päpstlichen Legaten hält eine Versammlung katholischer Geistlicher Gericht über Savonarola. Anfangs vermag er sie durch seine Redegewandtheit und Entschlossenheit zu verunsichern. Dann aber fälscht man seine Gerichtsakten und foltert ihn.

„Dieser Mensch muss sterben, wenn er auch ein Johannes der Täufer wäre“

So gelang es, die Order von Papst Alexander VI. zu verwirklichen, die da lautet: „Dieser Mensch muss sterben, wenn er auch ein Johannes der Täufer wäre“. Zusammen mit zwei seiner Anhänger wird Girolamo Savonarola am 23. Mai 1498 auf der Piazza della Signoria in Florenz gehenkt und anschließend verbrannt.

Nikolaus Lenau und George Eliot haben diese Gestalt des Aufbegehrens in Poemen gewürdigt. Seine scharfsinnigen Predigten wurden erstmals wieder von Martin Luther herausgegeben. Zwischen 1633 und 1640 erschien in Lyon eine sechsbändige Sammlung von Savonarolas Werken, hauptsächlich mit philosophischer und asketischer Prägung.

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Erstellt:
18. Mai 2025, 11:00 Uhr

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